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1388 - Kurier nach Tarkan

Titel: 1388 - Kurier nach Tarkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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belemmerter Laune habe ich dich schon sehr lange nicht mehr gesehen, mein kleiner Freund", sagte Reginald Bull. „Schmeckt dir das Essen nicht, das dir mein Automat zubereitet hat?"
    Die Tafel war auserlesen gedeckt. Das Geschirr - echtes Porzellan, eigens für diese Gelegenheit dem mit Prall- und Zugfeldern ausgestatteten Sicherheitsbehälter entnommen - gehörte zum besten, was die CIMARRON anzubieten hatte. Das Servosystem hatte zur Feier des Tages aus Formenergie einen Leuchtkörper geschaffen, der einem Kronleuchter ähnelte. Die Flammen der simulierten Kerzen schwankten und flackerten mitunter, wenn ein Luftzug der Klimaanlage sie traf. Aus dem Hintergrund ertönte halblaut Musik.
    Einmal alle paar Tage zelebrierte Reginald Bull ein Abendessen besonderer Art, weil es ihn danach verlangte, den eintönigen Trott der Bordverproviantierung zu unterbrechen. Gewöhnlich lud er sich einen Gast dazu ein, an diesem Abend seinen besten Freund.
    Das Gerücht, daß Gucky ausschließlich von gelben Rüben lebe, war nichts weiter als eben das: ein Gerücht. Reginald Bull hatte eine auserlesene Mischung roher und gedünsteter Gemüse zusammengestellt, in der der Ilt seit ein paar Minuten mit dem eigens für seine Greifwerkzeuge angefertigten Besteck lustlos herumstocherte. „Mir geht es nicht gut, Bully", beantwortete er die Frage des Gastgebers. „Ich fühle mich seit etlichen Tagen nicht ganz auf der Höhe."
    „Wie macht sich das bemerkbar?" erkundigte sich Bull, dem nicht entging, daß es Gucky mit seiner Beschwerde durchaus ernst war. „Es wird mir abwechselnd heiß und kalt", sagte der Ilt. „Ich höre Stimmen. Mir fehlt die Ruhe beim Schlaf. Manchmal habe ich das Gefühl, ich befände mich in einer ganz und gar unwirklichen Welt."
    Reginald Bull rollte eine Scheibe Roastbeef kunstvoll zusammen und füllte sie mit einer weißlichgelben Soße, die er selbst kreiert hatte. „Du bist zu lange einsam gewesen", sagte er und bereitete das Roastbeef-Röllchen bedachtsam für den Transport zum Mund vor. „Was dir fehlt, ist eine Artgenossin."
    Gucky gab ein Geräusch von sich, das man mit viel Phantasie als einen ergebungsvollen Seufzer hätte deuten können. „Schön wär's", meinte er. „Aber wo gibt's heute noch weibliche Ilts?"
    Das Röllchen hatte inzwischen seinen Bestimmungsort erreicht. „Klonen", murmelte Bull, auf beiden Backen kauend. „Heutzutage kann man alles klonen. Stell dir vor: Du kannst dir sogar aussuchen, wie schön sie sein soll!"
    „Ich will keine geklonte Mausbiberin", erklärte Gucky mit Nachdruck. „Außerdem bin ich nicht sicher, ob das wirklich mein Problem ist. Mir geht es physisch nicht gut. Ich spüre etwas Fremdes, das ich nicht greifen kann. Irgend etwas geht hier um. Wenn ich nicht wüßte, daß dich das ärgert, würde ich sagen, es spukt an Bord der CIMARRON."
    „Aber gesagt hast du's doch", knurrte Bull und beförderte den letzten Rest Roastbeef mit einer entschlossenen Kaubewegung in die Speiseröhre. „Im übrigen macht's mir nichts mehr aus. Seit ich körperlos über der fremden Stadt schwebte und in Benneker Vlings Privatlabor landete, glaube ich selbst, daß hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht."
    „Ist bei der Untersuchung etwas herausgekommen?" fragte Gucky und führte sich ein paar Blättchen weichgedünsteten Spinat zu Gemüte. „Im fraglichen Zeitraum wurde ein energiereicher Hyperenergieimpuls registriert", antwortete Reginald Bull. „Die Fourier-Analyse ergab, daß er sich aus Frequenzen von fünfzehn Mega- bis achtzig Terahef zusammensetzte, mit deutlichen Spitzen bei fünf ausgezeichneten Frequenzen."
    „Woher kam er?" wollte Gucky wissen. „Das weiß man nicht. Die Quelle war nicht lokalisierbar."
    Der Ilt hatte offenbar mit einemmal seinen verlorengegangenen Appetit wiedergefunden. Er griff kräftig zu.
    Spinat, Rüben und Kraut glitten gabelweise an dem kräftig ausgebildeten Nagezahn vorbei und verschwanden im eifrig mümmelnden Mund. „Benneker Vling ist überhaupt ein merkwürdiges Wesen", erklärte Gucky.
    Bull war von dem plötzlichen Themawechsel überrascht. „Wie meinst du das?" fragte er. „Er denkt nur noch an Ordnung, ans Beten und an Boltzmann."
    „Du hast wieder geschnüffelt!" tadelte Bull. „Ich weiß, ich weiß." Man sah Gucky an, daß er sich deswegen keine Gewissensbisse machte. „Der Kerl ist selber schuld. Warum denkt er auch so verschrobene Dinge?"
    „Ordnung, Beten und Boltzmann?" wiederholte Reginald Bull, dem erst

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