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1388 - Kurier nach Tarkan

Titel: 1388 - Kurier nach Tarkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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War der Tiefschlaf wirklich ein brauchbares Mittel gegen den Strangeness-Schock? Ein seltsames Pochen war plötzlich in ihrem Schädel. Es schmerzte nicht, aber es ängstigte und verwirrte sie. Sie richtete sich auf und begann, mit beiden Händen die Schläfen zu massieren. Das half eine Zeitlang, aber dann kehrte das Pochen zurück, stärker noch als zuvor.
    Sie sprang in die Höhe. Etwas griff nach ihrem Bewußtsein und wollte es auslöschen. Sie mußte sich ablenken. Sie mußte etwas tun, worüber sie das Pochen vergaß. Sie rannte in den kleinen Küchenraum und begann, die Automatik zu bearbeiten. Sie hatte weder Hunger noch Appetit, aber sie ließ die Maschine Speisen am laufenden Band produzieren, bis auf der kleinen Theke kein Platz mehr war.
    Das Pochen wurde stärker. Eirene spürte, daß sie sich ihm nicht mehr lange würde widersetzen können.
    Sie kehrte in den Schlafraum zurück. Es fiel ihr schwer, sich zu orientieren. Sie tastete sich an Möbelstücken entlang, bis sie die Liege gefunden hatte.
    Sie legte sich nieder. Über ihr schien das Hypnotron im Rhythmus des Pochens zu schrumpfen und sich wieder auszudehnen. Ihre Angst steigerte sich zur Panik. Merkte das Servosystem nichts? Warum rief es nicht um Hilfe? Sie wollte den Servo ansprechen, aber es kam nur ein krächzendes, unartikuliertes Geräusch über ihre Lippen.
    Sie hob die Hände und preßte sie seitlich gegen den Kopf. Das Pochen wurde zum dröhnenden Stampfen, und dann riß etwas in ihrem Gehirn entzwei. Sie wußte nichts mehr, und um sie herum war das Dünkel der Ohnmacht.
     
    *
     
    Aus der Finsternis rief eine häßliche, rauhe Stimme: „Ich habe dich gewarnt, Idinyphe. Du wolltest meine Hilfe nicht annehmen. Was wirst du jetzt tun, kleine Kosmokratin?"
    „Scher dich fort!" schrie sie. „Ich habe nichts mit dir zu schaffen."
    „Du bist eine Närrin, Idinyphe", sagte die Stimme, aber die Worte klangen schon wie aus weiter Ferne.
    Der unsichtbare Sprecher hatte sich zurückgezogen.
    Ein Lichtpunkt entstand in der Finsternis. Er kam näher und wurde größer. In einem länglichen Feld unwirklicher Helligkeit schwebte ein Mensch. Es war ein hochaufgeschossener, dürrer Mensch mit riesigen Ohren, Händen und Füßen; Benneker Vling! Während er an Eirene vorbeischwebte, plapperte er unaufhörlich vor sich hin: „Beten und Anrufung ... alles Handarbeit ... Beten und Anrufung ... alles Handarbeit..."
    Das Lichtfeld schrumpfte. Benneker Vlings Stimme wurde leiser, und schließlich war der Spuk verschwunden. „Eirene!"
    Das Mädchen schrak auf. „Mutter?" fragte sie zaghaft. „Ihr seid in Gefahr", sagte Gesils Stimme aus der Dunkelheit. „Nur eine kann euch helfen. Du sahst in DORIFERS Herz die potentiellen Zukünfte. Du wußtest damals, wie Hilfe zu beschaffen war. Erinnere dich daran."
    Eirene zermarterte sich das Gehirn. Sie wußte nicht, wovon die Mutter sprach. „Ich ... ich kann es nicht", keuchte sie. „Die Erinnerung ist nicht da."
    „Denk ans Terraner-Tor. Denk an Ijarkors Rede und wie du den Arkoniden rettetest. Du hast sie schon einmal gerufen. Tu es wieder!"
    Da tauchte ein Bild vor Eirenes Augen auf. Atlan und sie befanden sich auf der Höhe eines mächtigen Gebäudes. Ringsum tobte der Weltuntergang. Die Oberfläche des fremden Planeten barst unter dem Ansturm ungezügelter tektonischer Kräfte. Fontänen gelbglühenden Magmas sprangen aus dem Boden hervor. Eine der Fontänen schoß auf Atlan zu. Das Gebäude stürzte in sich zusammen. Der Arkonide drohte, von der Glut erfaßt zu werden ...
    Für den Bruchteil einer Sekunde sah sie vor der glühenden Masse die Gestalt des Zwerges. Er hatte ungewöhnlich große, abstehende Ohren und trug ein aus bunten Flicken zusammengesetztes Gewand.
    Sein Gesicht war zu einer höhnischen Fratze verzerrt, und als er Eirenes Blick auf sich ruhen fühlte, machte er eine obszöne Geste.
    Da wußte sie plötzlich, was sie zu tun hätte. Sie fuhr auf. Es war mit einemmal hell ringsum. „Si kitu!" schrie sie und wiederholte den Ruf noch zweimal: „Si kitu ... Si kitu!"
    Dann sank sie in sich zusammen. Die Ohnmacht war gewichen, aber auch alle Kraft, die bisher in ihr gewesen war. Der Schweiß rann ihr über die Stirn. Sie atmete keuchend. Die Kleider klebten ihr am Leib, und auf der Zunge hatte sie einen widerlichen Geschmack.
    Sie sah sich um und betrachtete der Reihe nach die Gegenstände ihrer Umgebung, als müßte sie sich mit jedem einzelnen erst wieder vertraut machen. Was war

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