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1388 - Kurier nach Tarkan

Titel: 1388 - Kurier nach Tarkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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geschehen? Sie hatte Si kitu angerufen, die Mutter der Entropie, die Hure! Warum hatte sie das getan? Warum hatte Gesil ihr diesen Gedanken eingegeben?
    Ihr Blick fiel auf die Uhr.
    Die Zeit war 16.33. Noch acht Minuten bis Operator Zeta! Das Hypnotron hätte schon längst wirksam werden müssen. „Was ist los?" herrschte sie das Servosystem an. „Was geht hier eigentlich vor?"
    Aber der Servo antwortete nicht mehr.
     
    *
     
    Voller Unruhe kehrte Reginald Bulls Blick immer wieder zum Chronometer zurück. Die Digitalanzeige stand auf 16.20.13, und die Sekunden klickten unablässig dahin. Warum spürte er nichts? Um 16.20 hätte das Hypnotron in Tätigkeit treten sollen. Damals, in der großen Halle, hatte er die Wirkung doch auch sofort gespürt.
    Er versuchte, sich aufzurichten, aber das gelang ihm nicht. Er gab einen bitteren Fluch von sich und unternahm einen zweiten Versuch. Aber er hatte keine Kraft mehr in den Muskeln. Die Arme, mit denen er sich am Rand des Sessels abstützen wollte, knickten ein. Er konnte die Beine nicht heben, und die Bauchmuskeln reagierten mit heftigem Schmerz, als er sie aktivieren wollte. „Verdammt noch mal, was ist hier los?" schrie er.
    Die Worte hörten sich eigenartig an. Sie hallten von den Wänden wider, als befände er sich in einem großen, kahlen Raum. Er drehte den Kopf ein wenig zur Seite; wenigstens das brachte er noch fertig.
    Sechs Meter von ihm entfernt ruhte Lalande Mishkoms unförmige Gestalt in ihrem Gliedersessel. Lalla rührte sich nicht. War es möglich, daß sie seinen Schrei nicht gehört hatte?
    Die Sekunden schienen mit einemmal schneller zu ticken. Es war 16.28 Uhr, als er sich endlich geschlagen gab und einsah, daß er sich nicht würde erheben können. „Syntron!" krächzte er.
    Der Syntron antwortete nicht. Entsetzt blickte Bull auf das kleine Simulationsbild, das ihm zeigte, wie der grüne Lichtfunke der CIMARRON auf den orangefarbenen Klecks des Operators Zeta zueilte. Weniger als dreizehn Minuten bis zum kritischen Augenblick. Was war geschehen?
    Er zwang sich zur Ruhe. Was hier vorging, konnte allein mit den Mitteln des menschlichen Verstands nicht erklärt werden. Vielleicht emittierte der vektorierbare Grigoroff-Projektor eine Strahlung, die Muskeln lähmte und Schreien unhörbar machte. Vielleicht befand sich die CIMARRON in einer Zone zwischen den Universen, in der die Naturgesetze ihre Gültigkeit verloren hatten. Womöglich waren sogar die Hauri der CIMARRON in den Hyperraum gefolgt und beschossen sie mit einer ihrer heimtückischen Psi-Waffen.
    Wie auch immer die Situation zustande gekommen sein mochte, er konnte nichts dagegen unternehmen.
    Er war machtlos. Der Syntron reagierte nicht auf seine Rufe, und Lalla, Ian Longwyn und Vee Yii Ly hörten ihn nicht. Er konnte sich nicht bewegen. Er konnte nur warten. 16.32 Uhr.
    Was würde geschehen, wenn die CIMARRON Operator Zeta passierte? Würde der Spuk dann ein Ende haben, oder begann dann die monatelange Ohnmacht, die der Strangeness-Schock nun unweigerlich auslösen mußte, weil die Hypnotrone versagt hatten?
    Plötzlich hörte er eine Stimme, wie aus sehr weiter Ferne: „Wer ruft mich?"
    „Ich!" schrie Bull und unternahm einen letzten, verzweifelten, aber ergebnislosen Versuch, sich aufzubäumen. „Wer bist du? Wo steckst du?"
    „Wer bin ich? Du wirst es nie erfahren, Fremder. Nicht weil ich aus meiner Identität ein Geheimnis machen möchte, sondern weil ich unbedeutend bin. Nenne mich Si kitu, ein Nichts ..."
    Fasziniert lauschte Reginald Bull der fremden Stimme. Es war die Stimme eines Weibes. Sie hatte einen einschmeichelnden, zugleich aber auch einen frivolen Klang. Sie schien zu locken und gleichzeitig den zu warnen, der der Lockung verfallen mochte. „Ich bin - wenn ich mich in deiner Sprache ausdrücken soll - die Hüterin des Zweiten Satzes der Thermodynamik ..."
    Der Satz! schoß es Bull durch den Sinn. ORDNUNG IST HEILIG - DER SATZ IST FREVEL, so hatte es auf den Türmen der fremden Stadt geheißen. Und eine überirdische Erscheinung hatte verkündet: „Die Ordnung ist eine Erfindung des Teufels! Nur der Satz ist wahr!"
    Es hing alles miteinander zusammen. Irgendwo in diesem Wust grotesker Eindrücke und Erinnerungen lag die Lösung des Rätsels verborgen. Er brauchte nur sein Gehirn ein wenig anzustrengen, dann würde er sie finden. Zeit genug hatte er ja.
    Sein Blick suchte das Chronometer. 16.40.51 ...
    Er hörte auf zu denken. Sein Gehirn war leer. Es vermochte nur noch

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