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1388 - Kurier nach Tarkan

Titel: 1388 - Kurier nach Tarkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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das Bild der rasch wechselnden Ziffern zu verarbeiten. 16.40.59 ...
    Reginald Bull schloß die Augen.
     
    8.
     
    Eirene blieb eine Zeitlang sitzen. Es war keine Kraft mehr in ihr. Sie konnte sich nicht bewegen. Sie schloß die Augen und horchte in sich hinein. Sie hatte das Empfinden, es habe sich etwas Fremdes in ihr Bewußtsein geschlichen. Es fiel ihr schwer, zusammenhängend zu denken. Ihre Gedanken verirrten sich manchmal, verschwanden gar und kamen völlig zusammenhanglos an anderer Stelle wieder zum Vorschein.
    Als das Mädchen die Augen wieder öffnete, war der kritische Zeitpunkt verstrichen. Die Uhr klickte auf 16.42. Verwundert stellte Eirene fest, daß die Muskeln ihr mit einemmal wieder gehorchten. Die Minuten der Ruhe hatten ihr neue Kraft vermittelt. Noch ein wenig unbeholfen erhob sie sich von der Liege. „Servo?" sagte sie.
    Es kam noch immer keine Antwort, und ihre Stimme hatte einen eigenartigen, hallenden Klang, als wären die Wände des Raumes mit Kacheln bedeckt. Etwas Fremdes war hier, eine exotische Anwesenheit. Ihre Neugierde erwachte. Sie ging zur Tür, die sich selbsttätig vor ihr öffnete. Wenigstens etwas, das auf gewohnte Art funktionierte!
    Der Korridor lag leer und verlassen. Es war abenteuerlich still im Leib des Schiffes. Eirene tat ein paar Schritte in Richtung des Kontrollraums, da hörte sie Stimmen. Sie ging vorsichtig weiter. Aus einem Grund, den sie selbst nicht verstand, lag ihr daran, daß sie nicht gehört wurde. Behutsam setzte sie einen Fuß vor den anderen auf den elastischen Teppichbelag und bewegte sich geräuschlos. Die Stimmen wurden lauter. Ein Mann und eine Frau sprachen da miteinander. Beide Stimmen kamen dem Mädchen vertraut vor. „Ich danke dir", hörte Eirene den Mann sagen. „Der, der mich gesandt hat, kann nicht verstehen, warum du auf seine Bitten nicht reagiert hast. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Du hast geholfen, und alle an Bord dieses Schiffes verdanken dir ihr Leben."
    Natürlich kannte sie die Stimme. Es war Benneker Vling, der da sprach! Die Frau antwortete nicht sofort, und als sie es tat, sprach sie mit einer Stimme, in der Verachtung und Ärger lagen. „Niemand schuldet mir Dank", sagte sie. „Was ich tue, tue ich aus eigenem Interesse. Ob ihr lebt oder nicht, ist für mich ohne Bedeutung. Hier sind Dinge im Spiel, die nicht einmal dein Herr versteht. Aus irgendeinem Grund besitzt das Gör die Fähigkeit, mich immer dann zu rufen, wenn erstens sie in Gefahr ist und gleichzeitig eines meiner Interessen auf dem Spiel steht. Wenn bei euch dadurch der Eindruck entsteht, daß Eirene nur zu rufen brauche, und schon bin ich da und helfe euch aus der Patsche, dann täuscht ihr euch gewaltig. Ich komme nur, wenn es meinem Zweck dient."
    Die Worte drangen aus einem Raum, dessen Schottür offen stand. Eirene hatte die Türöffnung inzwischen erreicht. Zorn brannte in ihrem Herzen. Niemand hatte das Recht, sie „ein Gör" zu nennen.
    Sie lugte um die Kante des Türrahmens. Da sah sie die Frau zum erstenmal deutlich vor sich. Sie erkannte sie wieder. Worte bildeten sich in Eirenes Bewußtsein. Murmelnd sprach sie sie aus: „Sorge dich nicht. Ich bin in deiner Nähe und wache über dich."
    Die Frau sah auf. Sie stand zwei Schritte von Benneker Vling entfernt in der Mitte des spärlich ausgestatteten Raumes. Ja, sie war es: das vulgäre Weib aus Eirenes Visionen. „Nimm's dir nicht allzusehr zu Herzen." Das Weib spie die Worte aus, als wären sie Unrat. „So ernst war's nicht gemeint. Ich mußte dich bei Laune halten. Denn nur dein Ruf zeigte mir, wie und wo ich meinen Zwecken am besten dienen könnte."
    „Und du hast viele Zwecke", sagte Benneker Vling bitter. „Jedem dient sie mit gleicher Zuneigung", rief Eirene schrill. „Deswegen hat sie einen zweiten Namen.
    Kahaba ... Kahaba ...!"
    Dann warf sie sich herum und rannte davon wie von den Furien gehetzt. Das Wort aber, das sie schrie, war Si kitus Beiname - der Name, den Si kitu auf keinen Fall hören wollte. Eirene hatte ihn von ihrem Vater erfahren, und Perry Rhodan wiederum hatte ihn am Berg der Schöpfung gehört, als er der Mutter der Entropie zum ersten und bisher einzigen Mal begegnete.
    Es war kein schöner Name. Kahaba hieß - die Hure.
    Verwundert spürte Reginald Bull, wie die Lähmung wich. Die Kraft kehrte in seine Glieder zurück. Er öffnete die Augen und sah auf der großen Bildfläche, die über ihm hing, ein Meer von Sternen. Er schwang sich nach vorne, und der

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