139 - Das Monster aus dem Feuerschlund
gern. So ein Wesen könnten wir auch gut gebrauchen.«
»Es gibt nur diesen einen weißen Nessel-Vampir.«
»Tja, leider. Das finde ich echt schade.«
»Solltet ihr ihn mal dringend brauchen, bin ich jederzeit bereit, Boram um seine Mitarbeit zu bitten.«
»Das sollten Sie Noel Bannister sagen.«
»Er weiß es«, erwiderte ich.
Heller Dampf zwischen hohen Farnen!
Boram kam zurück!
Ich hoffe, daß er nicht noch eine Hiobsbotschaft für uns hatte, blieb stehen, stieß die Spitze des Höllenschwertes in den weichen Dschungelboden und stützte mich auf die Waffe.
Der Nessel-Vampir schien wieder etwas entdeckt zu haben. Hoffentlich nicht Noel Bannisters Leiche, durchzuckte es mich, während mein Blick unruhig an der Dampfgestalt auf und ab huschte.
Boram ›schwebte‹ heran. Seine Füße schienen den Boden nicht zu berühren. Es wäre ein großer Vorteil gewesen, wenn wir uns genauso lautlos hätten vorwärtsbewegen können.
»Was hast du zu berichten?« fragte ich den Nessel-Vampir mit leicht belegter Stimme, denn ich befürchtete eine unerfreuliche Antwort.
Boram sprach von einem unscheinbaren Dschungeltempel.
»Aomos Schlupfloch!« sagte Ken Graig hinter mir. »Wir haben unser Ziel erreicht.«
»Hast du Noel Bannister gesehen?« fragte David Taylor. »Oder Suzannah Finn und ihre Begleiter?«
Boram schüttelte den Kopf. Er hatte nur einige Maoris gesehen.
»Und Aomo?« wollte Graig wissen. Boram zuckte mit den Schultern. Nigel Williams meldete sich zu Wort. »Beim Tempel, Boram… War dort vielleicht auch ein dunkelhaariges hübsches Mädchen…?«
»Ich habe kein Mädchen gesehen«, antwortete der Nessel-Vampir.
»Wahrscheinlich ist sie im Tempel«, sagte Nigel Williams gepreßt.
»Von welchem Mädchen sprichst du?« wollte James Holbrook wissen.
Williams senkte traurig den Blick. »Von meiner Schwester Cathy.«
Holbrook hob überrascht die Augenbrauen. »Sie ist bei den Dämonenbeschwörern? Jetzt begreife ich, wieso du die ganze Zeit so geknickt bist. Tut mir ehrlich leid für dich, Nigel. Aber laß den Kopf nicht hängen. Es kommt bestimmt alles wieder ins Lot. Wir nehmen Aomo deine Schwester einfach weg.«
»Sie ist aus freien Stücken bei ihm«, sagte Williams.
»Aomo übt einen schlechten Einfluß auf sie aus. Wenn du willst, helfe ich dir, Cathy auf den rechten Weg zurückzubringen. Wir sind schließlich nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde.«
Boram berichtete, daß der Tempel von Geistern bewacht wurde. Ich wollte mir an Ort und Stelle ein eigenes Bild von der Situation machen.
Wenn wir Glück hatten, befanden sich Suzannah Finn, Frank Emmerdale, Doug Salomon und Noel Bannister in diesem Dschungeltempel. Dort beschworen Aomo und seine Anhänger die finsteren Mächte, zeitweise unterstützt von der Feuergöttin Pele, die einen ganz besonders fruchtbaren Nährboden schuf.
»Führe uns zu dem Tempel, Boram!« sagte ich und zog die Schwertspitze aus dem Boden.
Der Nessel-Vampir wandte sich um und zeigte uns den Weg. Eine Zeitlang schlug ich mich mit Shavenaar noch durch den Dschungel, doch dann mußte ich damit aufhören, weil uns die Schwerthiebe verraten hätten.
Nun kamen wir langsamer vorwärts, aber diese Verzögerung fiel nicht mehr ins Gewicht. Boram führte uns so nahe wie möglich an den Tempel heran.
Ich sah mehrere moosbewachsene Säulen und ein steinernes Dach, das an eine breite Felswand stieß.
Der eigentlich Tempel schien sich im Felsen zu befinden. Boram machte mich auf einen Wächter aufmerksam. Das Wesen, das aus blau leuchtenden Linien bestand, kauerte neben einem morschen Baum.
Der nächste Wächter war nur zehn Meter entfernt, und ich entdeckte weitere.
»Sie bilden einen Ring um den Tempel«, sagte Boram.
»Wenn wir durch wollen, müssen wir zuerst ein paar von ihnen ausschalten«, sagte ich.
»Ich stelle mich freiwillig zur Verfügung«, sagte James Holbrook.
»Das erledigen Boram und ich«, gab ich zurück. »Ihr verteilt euch hier inzwischen und geht in Deckung. Keinen Mucks, wenn ich bitten darf. Wir wollen Aomo schließlich überraschen.«
Die CIA-Agenten, an Befehle gewöhnt, widersprachen mir nicht. Sie zogen sich zurück, und ich nickte Boram zu.
»Je mehr Geister du schaffst, um so besser«, sagte ich.
Der Nessel-Vampir glitt sofort davon.
Ich blickte mich um. Die CIA-Agenten waren nicht mehr zu sehen. Der Dschungel schien sie verschluckt zu haben. Ich lehnte mein Gewehr an einen Baum und pirschte mich an jenen Geist heran, den wir als
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