139 - Das Monster aus dem Feuerschlund
geworden?
Er hatte keine Augen, keine Nase, keinen Mund - das war alles eine leere Fläche. Auf welche Weise hatte er mich wahrgenommen? Ich drückte meinen Körper zusammen wie eine Stahlfeder.
Im richtigen Moment wollte ich hochschnellen und den Silberstern schleudern.
Zehn Meter…
Ich preßte die Kiefer aufeinander.
Im Augenblick befand sich der Geist hinter einem breiten Baumstamm.
Wenn er dahinter vorkommt, mußt du handeln! sagte ich mir und bereitete mich innerlich darauf vor.
Aber der Bursche kam nicht. Damit irritierte er mich, und ich wußte einen Moment nicht, was ich tun sollte. Versuchte er mich auszutricksen?
Ich wischte mir mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Da heißt es immer, auf Hawaii würden angenehme Temperaturen herrschen. Hier war davon nichts zu merken. In diesem Dschungel war die Luft stickig-feucht und quälend schwül.
Was war nun mit dem Wächter?
Er zeigte sich nicht.
Befand er sich immer noch hinter dem Baum?
Wenn er nicht zu mir kam, mußte ich mich ihm nähern. Er schien mich nicht bemerkt zu haben, also konnte ich ihn überraschen. Aber ich hatte umdisponiert.
Ich wollte ihn nicht mit dem Wurfstern angreifen, sondern mit Shavenaar. Die leicht geschwungene Klinge des Höllenschwerts fing an, von innen heraus zu leuchten.
Es war kaum zu bemerken. Nur wenn man Shavenaar kannte, bemerkte man es. Das Höllenschwert war für den Kampf bereit. Okay, ich war es auch.
Sobald ich den Urwaldriesen erreicht hatte, richtete ich mich auf. Nun befand sich nur dieser dicke Baum zwischen dem Feind und mir.
Die Rinde war gefleckt und relativ glatt. Ich hielt Shavenaar in der Linken und den Wurfstern in der Rechten, und ich pirschte links um den Baum herum.
Daß sich der Geist in diesem Augenblick auf mich zubewegte, konnte ich nicht wissen, aber ich bemerkte es sehr bald. Wir standen einander plötzlich gegenüber.
Jetzt kam es darauf an, wer schneller reagierte.
Shavenaar erfaßte die Situation sofort. Das Höllenschwert schwang hoch und schlug blitzschnell zu. Es hatte den Anschein, als würde ich mich an der Waffe nur festhalten.
Shavenaar hatte die Initiative ergriffen!
Die scharfe Klinge durchtrennte die blau leuchtenden Linien. Das Schwert traf den Feind etwa in der Leibesmitte und schnitt ihn regelrecht auseinander.
Da sich in der Schwertklinge eine ungeheure Kraft befand, mit der die Linien in Berührung gekommen waren, rollten sie sich ein. Sie zuckten nach olpen und nach unten, wurden zu klumpigen Knoten, die sich leise knisternd auflösten.
Der Wächter war vernichtet.
Aber da war auf einmal noch ein zweiter Geist.
Ich nahm ihn aus den Augenwinkeln wahr. Er stürmte heran, hatte gesehen, welches Ende sein Komplize genommen hatte, scheute sich aber nicht, mich anzugreifen.
Ich ließ ihn nicht an mich heran und schleuderte ihm den Silberstern entgegen, der ihn stoppte.
Der Drudenfuß streckte ihn nieder und löste die Kraft auf, die ihn belebte. Ich eilte zu ihm und sah ihn ›verwelken‹. Mein Wurfstern steckte zwischen den begrenzenden Linien in seiner Brust.
Ich nahm ihn erst an mich, nachdem sich das Wesen aufgelöst hatte. Zwei Geister hatte ich ausgeschaltet. Wenn Boram ebenso viele Gegner geschafft hatte, mußte der Ring der Wächter eine Lücke aufweisen, durch die wir mit den CIA-Agenten schlüpfen konnten.
Aomo wird vor Freude über unseren Besuch überschnappen, dachte ich, und ich fragte mich, wie Cathy Williams auf das Wiedersehen mit ihrem Bruder Nigel reagieren würde.
***
Boram machte einen weiteren Geist ausfindig, doch diesmal blieb der Nessel-Vampir nicht unentdeckt. Der Wächter hockte auf einem Stein.
Als er die Dampfgestalt bemerkte, flitzte er hoch und verschwand hinter einem Baum. Boram hörte, wie der Feind mit seinen Krallen wütend über das Holz kratzte.
Angst brauchte Boram nicht zu haben, deshalb ging er aufs Ganze. Vor allem Gier nach der gegnerischen Energie trieb ihn dazu, den Geist zu stellen, doch als er um den Baum herumkam, war der Mann nicht mehr da.
Tief waren die Kratzspuren, die der Geist in der Rinde des Urwaldriesen hinterlassen hatte. Boram war enttäuscht. Hatte der Feind die Flucht ergriffen?
Dann bestand die Gefahr, daß es hier bald von Geistern wimmeln würde, und so sollte die Sache eigentlich nicht ablaufen, denn dann würde Aomo rechtzeitig Schutzmaßnahmen treffen können.
Boram hatte Glück.
Der Geist schätzte ihn falsch ein. Er erkannte die Gefährlichkeit des Nessel-Vampirs nicht,
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