139 - Das Monster aus dem Feuerschlund
verirrt hatte.
Die Schneide des Höllenschwertes wandte sich dem Monster zu und schnitt surrend durch die Luft.
Ich griff den Drachen nicht allein an. Wir waren zu zweit - Shavenaar und ich!
Mit dem ersten Hieb verfehlten wir das riesige Scheusal knapp. Helle, silbrig glänzende Krallen versuchten mich zu verletzen. Ich suchte hinter einem jungen Baum Schutz.
Das Ungeheuer knickte ihn wie ein Streichholz. Die Kraft, die diesem Untier zur Verfügung stand, war erschreckend. Ich wollte mich aus taktischen Gründen zurückziehen, doch damit war Shavenaar nicht einverstanden.
Das Höllenschwert war für den totalen Angriff.
Mir erschien das als zu gefährlich, denn wer angreift, gibt sich Blößen, das ist eine alte Weisheit. Es war sicherer und vernünftiger, den Gegner kommen zu lassen, doch davon wollte Shavenaar nichts wissen.
Als ich zurücktreten wollte, stoppte das Höllenschwert. Zum erstenmal zeigte es, daß es stur sein konnte. Shavenaar wollte kämpfen, und die schwarze Waffe setzte ihren Willen durch.
Ich blieb stehen und stellte mich dem Feind.
Der Drache griff nach mir, und ich riß in einer gedankenschnellen Abwehrbewegung das gekrönte Schwert hoch.
Die Klinge traf die geschuppte Bestie.
Was keinem anderen Schwert gelungen wäre, schaffte die Kràft, die sich in Shavenaar befand.
Die Schneide durchdrang die Hornschuppen, als beständen sie aus aufgeweichter Pappe.
Dunkles Dämonenblut tropfte aus einer klaffenden Wunde. Als Shavenaar das ›sah‹, ging es zum Angriff über, und ich zog mit. Der verletzte Drache wich zurück.
Er schlug mit den Pranken unkontrolliert um sich.
Wir hatten eine Chance, ihn fertigzumachen, und die wollte sich Shavenaar nicht entgehen lassen. Selten hatte ich das Höllenschwert so wild kämpfen sehen.
Das Untier war konfus. Es hatte wohl nicht geglaubt, daß wir es verletzen könnten.
Der Rückzug der Bestie weckte in mir ein unbeschreibliches Triumphgefühl. Der Drache war riesig. Verglichen mit ihm kam ich mir beinahe wie ein Zwerg vor, und dennoch wagte er nicht mehr, mich anzugreifen.
Ich dachte an Guy Francis und Laurence Stockwell, und kalte Wut floß plötzlich duch meine Adern. Die beiden Toten erschienen ganz kurz vor meinem geistigen Auge.
Opfer dieses schrecklichen Scheusals. Ich hatte Gelegenheit, es ihm heimzuzahlen, und von diesem Moment an war ich mit Shavenaars Angriffswillen einverstanden.
Wieder attackierten wir das Monstrum. Es preßte sich zwischen zwei eng beisammenstehenden Bäumen hindurch, hielt sich mit der linken Pranke fest.
Shavenaar riß mich förmlich nach vorn. Wir hackten nach der Pranke, bevor der Drache sie zurückziehen konnte.
Treffer!
Ein glatter Schnitt - durch und durch!
Die Pranke fiel, und das Ungeheuer ergriff die Flucht. Wir konnten es nicht daran hindern.
Zurück blieb die große, abgeschlagene Pranke.
Sie sah aus wie ein getarntes Fangeisen, das sich bewegte; es öffnete und schloß sich fortwährend. Wenn ich mit dem Fuß hineingeraten wäre, wäre es wahrscheinlich zugeschnappt und hätte mich nicht mehr freigegeben.
Damit die Pranke weder für mich noch für jemand anderen zur tückischen Falle werden konnte, stieß ich mit der Schwertspitze zu, und Shavenaar zerstörte die Kraft, die die Pranke belebte.
Sie begann sich aufzulösen.
Zuerst verschwanden die grünen Schuppen, dann die Haut, das Fleisch… Knochen und Krallen waren am längsten zu sehen, aber auch sie verflüchtigten sich schließlich, und damit gab Shavenaar sich zufrieden.
***
Boram entdeckte insgesamt sieben Lavabecken. Der Urwaldtempel stand auf einem Vulkan.
Dadurch hatten die Dämonenbeschwörer direkten Kontakt zu Peles Kraft, die sie sich zunutze machten.
Nur Pele selbst wollte nichts mit ihnen zu tun haben, Aomo und seine Männer waren ihr anscheinend zu minder, deshalb gab sie sich mit ihnen nicht ab.
Sieben kleine Krater!
Das konnte mitunter gefährlich werden. Wenn Pele die Aktivitäten des Vulkans erhöhte, wenn sie den Lavafluß aktivierte, konnten die Dämonenbeschwörer nicht in ihrem Tempel bleiben.
Boram geriet in einen dunklen Gang. Er nahm darin einen Luftzug wahr, doch nach wenigen Schritten war der Gang zu Ende.
Die Decke war eingestürzt, Gestein hatte den Gang verschüttet. Aber der Nessel-Vampir spürte weiterhin den feinen Luftzug, folglich mußte es hier eine Möglichkeit geben, ins Freie zu gelangen, und wenn man hier hinaus konnte, war es logischerweise auch möglich, auf diesem Wege unbemerkt in den
Weitere Kostenlose Bücher