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1392 - Der Verfolger

1392 - Der Verfolger

Titel: 1392 - Der Verfolger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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herausfordern.
    Auch Ellen sah mich, doch ich war mir nicht sicher, ob sie mich erkannte. Sie schien in ihrer eigenen Angst erstarrt zu sein. Wenn ich genauer hinschaute, sah ich ihren leicht verdrehten Blick. Ihre Lippen lagen aufeinander. Wenn sie atmete, dann durch die Nase.
    Ich ärgerte mich darüber, dass ich mich hatte überrumpeln lassen.
    Mir war auch klar geworden, dass ich mich hier nicht in einer normalen Klinik befand. Es steckte etwas anderes dahinter. Man hatte sie zweckentfremdet. Der Namenlose mit dem düsteren Gesicht zählte für mich auch nicht mehr zu den Menschen, obwohl er so aussah. Er konnte durchaus ein Geschöpf der Hölle sein.
    Ich hörte mich selbst atmen, und ich fühlte es meinen Rücken kalt herabrieseln. Frank, der hinter mir stand, fing an zu kichern. Ich empfand sein Gelächter als widerlich.
    »Jetzt kannst du ihn sehen, Sinclair. Freut dich das nicht?«
    »Kaum. Ich hasse Schlangen, wenn sie sich um die Körper von Menschen wickeln.«
    »Es ist ein Beweis für den Sieg«, flüsterte Frank. »Hat die Schlange auch nicht im Paradies gesiegt?«
    »So steht es geschrieben.«
    »Eben. Und dies wiederholt sich immer und immer wieder. Die Schlange ist der eigentliche Sieger, nicht der Mensch.«
    »Sie meinen den Teufel?«
    »Genau so ist es. Der Teufel hat gewonnen. Er beherrscht die Welt tatsächlich – und kein anderer. Er kommt immer wieder, und er sucht sich die Menschen aus. Schöne Frauen sind ihm am liebsten. Da kann man von einer teuflischen Schönheit sprechen.«
    »Bei Ellen?«
    »Ja, denn der Meister mag sie. Er hat sie sich geholt. Er konnte nicht anders.«
    »Warum gerade sie?«, fragte ich. »Hat es einen besonderen Grund? Liegt es an ihrem Aussehen? Ist er davon so begeistert, dass er es nicht lassen kann? Oder wie soll ich das alles sehen?«
    »Er wird seine Gründe haben. Es hätte alles viel einfacher laufen können, wenn sie dem Ruf sofort gefolgt wäre. Aber sie wollte nicht. So musste er sich an ihre Fersen heften. Er liebt sie nämlich. Und nur deshalb hat er sie geholt.«
    »Liebe?«, flüsterte ich. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass man so etwas Liebe nennen kann. Das ist was ganz anderes. Er will sie besitzen, und er nimmt sich das Recht des Stärkeren heraus.«
    »Nein, er mag sie wirklich. Ich weiß es.«
    »Sie haben mit ihm über Ellen gesprochen?«
    »Ich bin sein Vertrauter!«, flüsterte Frank voller Stolz gegen meinen Nacken.
    »Oh, das wusste ich nicht. Dann wissen Sie bestimmt mehr über ihn.«
    »Vielleicht.«
    »Aber sie kennen nicht mal seinen richtigen Namen!«
    »Sinclair, du hörst mir nicht zu. Einer wie er braucht keinen Namen. Er ist einfach da. Vielleicht hat er auch viele Namen, wer kann das wissen? In der Hölle ist es nicht üblich, einen Namen zu haben. Nur die Menschen haben sich Namen gegeben. Sich und den Dämonen der Hölle. Die Begriffe Teufel, Satan und so weiter stammen von ihnen.«
    »Gut, dann ist er der Teufel!«
    »Ja.«
    »Und der Teufel liebt die Schönheit. Er spielt mit ihr. Er nutzt sie aus. Er setzt sie ein…«
    »Seht gut.«
    »Und er nimmt sie mit in sein Reich.«
    Ich hörte ein Kichern. »Weiter, Sinclair, weiter…«
    »Er bringt sie in die Hölle!«
    Wieder atmete Frank stark aus. Die Luft blies er an meinem Nacken entlang. »Ja, in die Hölle. Wenn der Meister sich einmal für jemand entschieden hat, lässt er ihn nicht mehr los. Auch du wirst sie ihm nicht ablehnen können.«
    Das befürchtete ich leider auch. Eigentlich trennte uns ja nur die Scheibe. Leider hatte ich keine Waffe, mit der ich sie hätte zerstören können. Zudem wusste ich nicht, ob das Glas überhaupt zerstört werden konnte. Vielleicht handelte es sich um Panzerglas oder etwas in der Art.
    Ich hätte zudem gern einen Versuch gestartet und mein Kreuz hervorgeholt. Es hätte mich wirklich interessiert, wie er darauf reagiert hätte, doch da musste ich leider passen. Eine falsche Bewegung meinerseits, und eine Kugel wäre mir sicher gewesen. So musste ich weiter warten und auf eine Chance lauern.
    Bisher war die Szene hinter der Scheibe sehr statisch gewesen.
    Das änderte sich nun. Zuerst bewegte sich der Stalker. Er schraubte sich sehr langsam in die Höhe und blieb dabei im Lichtstrahl, der leicht schräg von der Decke fiel.
    Seine wahres Größe nahm ich Sekunden später wahr. Er ragte neben der Nackten auf und kam mir jetzt noch düsterer vor. Es würde etwas passieren, das stand für mich fest, und auch Frank wusste das. Sein

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