1392 - Der Verfolger
Teufel ist, dann gut. Ich werde dir zeigen, was er mit deiner Freundin vorhat. Wir brauchen nicht mal weit zu gehen. Ich kann dir aber auch hier eine Kugel durch den Kopf schießen. Das hat man mir überlassen.«
»Och, bitte nicht«, antwortete ich lässig. »Ich möchte schon gern sehen, was er mit Ellen anstellt.«
»Das sollst du, und es wird mir ein Vergnügen sein, dich danach sterben zu lassen.«
Er kannte diesen verdammten Stalker. Er musste mehr über ihn wissen, deshalb fragte ich ihn, ob der Stalker wirklich keinen Namen hatte.
»Welchen willst du hören?«
»Den echten.«
»Welcher ist schon echt?«
»Sie werden ihn doch irgendwie ansprechen, oder? Sagen Sie Boss, Chef oder…«
»Ich sage Meister.«
Da war ich skeptisch. »Auch gut, wenn er Ihnen seinen richtigen Namen nicht genannt hat. Wahrscheinlich sind Sie nicht wichtig genug, um seinen Namen kennen zu müssen.«
»Er interessiert mich nicht. Magier haben nun einmal ihre Geheimnisse.«
»Oh, dann ist er ein Magier.«
»Und noch mehr…«
Der letzte Satz hatte sich angehört wie ein Abschluss, und da irrte ich mich nicht, denn es war auch einer. Ich bekam den Befehl, die Arme zu heben und zu gehen.
»Wohin?«
»Erst mal zur Tür. Den weiteren Weg werde ich dir zeigen.«
***
Dass ich mich im Keller einer privaten Klinik befand, wollte mir kaum in den Sinn. Ich hatte eher das Gefühl, in einer Höhle an einem unbekannten Ort zu sein, in der alles anders war und von finsteren Mächten beherrscht wurde.
Danach sah es allerdings nicht aus. Auch hier im Keller herrschte der kalte Beton vor. Die Wände waren aus ihm gegossen und ebenfalls nicht glatt. Unter der Decke liefen Leitungen entlang, und die Lampen wurden durch Gitter geschützt.
Nach der Tür hatte ich mich nach links wenden müssen. Das Licht über unseren Köpfen produzierte auch Schatten, und wenn ich leicht zur Seite schielte, sah ich den meines Verfolgers. Er hielt die Beretta auch jetzt noch fest.
Wir gingen tiefer in den Keller hinein und erreichten schließlich eine Tür, vor der ich stehen bleiben musste.
»Wo führte sie hin?«, fragte ich.
»In deine Grabkammer.«
»Nur keine Umstände. Eine so große brauche ich nicht.«
»Hör zu!«, zischte er. »Dir wird dein verdammtes Maul noch gestopft werden, darauf kannst du dich verlassen. Dafür darfst du die Tür jetzt öffnen. Aber vorsichtig. Solltest du auch nur an etwas Falsches denken, jage ich dir eine Kugel in den Schädel.«
»Hab ich begriffen.«
»Super.«
Ich öffnete die Tür, und ich war gespannt darauf, wo ich landen würde. Der erste Schritt brachte mich über die Schwelle, doch viel weiter nach vorn konnte ich nicht gehen, denn etwas Schwarzes, Breites versperrte mir die Sicht.
Eine Wand war es nicht, sondern ein dunkler Vorhang.
Wer einen Vorhang zuzog, vor allen Dingen in einem Keller, der hatte etwas zu verstecken. Davon ging ich aus. Oder er wollte überraschen, das konnte auch sein.
Wie nahe Frank an mich herangetreten war, sah ich nicht mehr.
Aber ich hörte ihn scharf atmen und flüstern: »Bald wirst ihn sehen. Du musst nur den Vorhang aufziehen.«
»Und was befindet sich dahinter?«
»Wolltest du nicht deine kleine Freundin sehen?«
Das wollte ich. Nur hatte mir der Klang der Stimme nicht gefallen. Er ließ darauf schließen, dass ich mit allem rechnen musste.
Von mir selbst heraus unternahm ich nichts. Ich wartete, bis ich den Befehl bekam, und der wurde mir gegeben, nachdem ich einen Stoß mit der Beretta-Mündung in den Rücken erhalten hatte.
»Zieh den Vorhang auf!«
Ich streckte beide Arme aus, dann erfassten meine Finger den weichen Samt. Vorhänge – so jedenfalls kannte ich es – haben Lücken, und das war auch bei diesem der Fall. Ich brauchte nicht lange nachzufühlen, um die entsprechenden Falten zu finden. Die beiden Hälften zog ich nach rechts und links zur Seite.
Vor mir wurde es hell!
Nicht strahlend und auch nicht plötzlich, als würde jemand einen Deckenstrahler anknipsen. Nur allmählich bekam ich mit, was sich vor mir tat. Sofort kam mir ein Vergleich in den Sinn: Ich fühlte mich wie ein kleiner Junge, der plötzlich vor einem Schaufenster steht, das mit Spielwaren gefüllt ist.
Nur stand ich nicht vor einem Fenster, hinter dem die schönsten Spielwaren der Welt zu besichtigen waren, sondem vor einer breiten Glasscheibe, und ich hatte den Eindruck, auf das Bühnenbild eines düsteren Dramas zu schauen.
Zwei Personen standen im Mittelpunkt.
Ein Mann
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