1395 - Das Vermächtnis des Vaters
sagte…
***
Eine feuchte Luft empfing mich, in der alter Staub zu kleben schien.
So kam es mir vor, als ich die Treppe hinab in die Tiefe schritt. Sehr oft hatte ich mich nicht im Keller dieses Hauses aufgehalten. Aber mein alter Herr hatte sich hin und wieder hierher zurückgezogen, um irgendetwas zu archivieren oder um bestimmte Dinge nachzulesen.
Das wusste ich, aber es hatte mich nicht gekümmert. Ich war stets von irgendwelchen juristischen Akten ausgegangen, die noch aus seiner beruflichen Zeit stammten.
Ob das wirklich zutraf, dessen war ich mir nicht sicher. Das konnte auch ganz andere Gründe gehabt haben, doch damals hatte ich mir darüber nie Gedanken gemacht. Ich hätte es tun sollen, das wäre besser gewesen. Nur – wer schnüffelte schon gern seinem eigenen Vater hinterher?
Das Feuer hatte auch hier seine Spuren hinterlassen, wobei ich nicht den Geruch meinte, sondern das, was ich im Licht meiner Leuchte zu sehen bekam.
Der Kreis huschte über die Wände hinweg. Der Rauch hatte sie geschwärzt, und diese Spuren klebten an ihnen wie dicker Leim. Es sah aus wie getrockneter Schleim, und selbst altes Laub klebte hier fest, das der Wind durch irgendwelche Lücken geweht hatte. Zudem musste ich Acht geben, auf den feuchten Stufen nicht auszugleiten, und ging entsprechend vorsichtig.
Nichts störte die Ruhe hier unten. Ich konnte mich normal bewegen, und ich hätte mich so lässig verhalten können wie früher, doch ich spürte schon meine innere Unruhe. Von einer direkten Gefahr ging ich nicht aus, aber es war schon anders als früher. Natürlich hatte ich den Schatten auf dem Friedhof nicht vergessen und auch nicht, dass Jane Collins außer Gefecht gesetzt worden war.
Irgendetwas lief hier ab. Es war mir unbekannt. Nur war ich fest entschlossen, Licht in das Dunkel zu bringen, denn ich ging einfach davon aus, dass irgendein Geheimnis existierte, obwohl ich noch keinen konkreten Beweis dafür hatte.
Die letzte Stufe ließ ich hinter mir und leuchtete in den nicht eben langen Kellergang vor mir. Erneut musste ich mich selbst daran erinnern, dass ich mich im Haus meiner Eltern aufhielt. Hier war alles anders geworden. Es gab kein Licht mehr. Verschmorte Kabel, Schmutz und auch weiterhin die schlechte Luft.
Im Keller verteilten sich mehrere Räume. Was sie im Einzelnen beherbergten, wusste ich nicht mehr, weil ich mich nicht so oft hierher begeben hatte.
Das Feuer war wie ein Tier gewesen, das sich überall seine Beute geholt hatte. Die Türen gab es nicht mehr. Trotz ihrer Dicke hatten die Flammen sie zerstört, und so konnte ich ungehindert in alle Räume gehen.
Ich durchsuchte den ersten. Auch in ihm waren die Flammen wie heiße Arme gefahren. Es gab nichts, was mich weitergebracht hätte.
Ich erinnerte mich, dass der Raum als Abstellkammer für meine Mutter gedient hatte. Bis auf einige Metallreste war hier alles verbrannt.
Ich untersuchte den nächsten Raum. Eine kleine Werkstatt. Daran erinnerte ich mich wieder. Mein Vater hatte sie nicht oft benutzt, denn er war kein großer Handwerker, doch einige Reparaturen hatte er selbst durchgeführt, und dafür war das Werkzeug nötig gewesen.
Doch auch hier fand ich nichts, was mich weitergebracht hätte, und so nahm ich mir den nächsten Raum vor. Er sah aus wie die anderen, und Hinweise auf bestimmte Ereignisse gab es nicht. Was hätte ich in einem Vorratsraum auch finden können?
Noch ein Raum stand mir bevor. Er lag ganz hinten in der Reihe, und ich wusste, dass mein alter Herr dort sein Archiv eingerichtet hatte. Mein Herz klopfte plötzlich schneller. Es gab keinen besonderen Grund dafür, nicht mal irgendwelche Erinnerungen taten sich da auf, es war einfach die Erwartung, die mich packte.
Auf der Schwelle hielt ich an und ließ den Lampenstrahl kreisen.
Das Licht berührte den Boden, die Wände, auch die Decke, doch ich sah nicht viel mehr als den Dreck, die Asche und den zurückgelassenen Abfall, der zusammenklebte.
Hinzu kam der Geruch, der sich in diesem Raum besonders stark gehalten hatte.
Lag hier die Lösung des Rätsels verborgen? Hatte mich die Nachricht hierher führen sollen?
Mit sehr kleinen Schritten betrat ich das ehemalige Archiv. Bis hierher waren die Flammen vorgedrungen und hatten in dem Archiv auch die nötige Nahrung gefunden. Das Feuer hatte sich hier austoben können. Papiere und Bücher, alte Akten – das alles war ein Raub der Flammen geworden, und mich überkam das Gefühl, dass ich hier nichts Aufregendes
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