1395 - Das Vermächtnis des Vaters
hervor und spie auf das Metall, damit es im Schloss nicht festhakte.
Plötzlich packte er.
Ich konnte ihn nach links drehen.
Einmal nur, das reichte.
Trotz der kühlen Witterung lag der Schweiß auf meiner Stirn. Die Lippen zuckten. Ich strengste mich an und merkte auch, dass die Innenflächen meiner Hände schweißnass geworden waren. Jetzt musste ich die Lade nur noch aufziehen. Das würde nur klappen, wenn ich den Schlüssel festhielt.
Ich war nervös geworden, aber ich ging trotzdem behutsam zu Werke. Vorsichtig, nichts verkanten, nur die Ruhe bewahren. Mehr konnte ich ich beim besten Willen nicht tun.
Es klappte!
Zwar kam mir die Lade nicht wie auf Schienen laufend entgegen, aber sie ruckte vor, und ich atmete zum ersten Mal richtig auf, seit ich den Keller betreten hatte.
Die Lade kam mir Zentimeter für Zentimeter entgegen, sodass ich schon sehr bald in sie hineinschauen konnte.
Zu sehen war nichts, doch noch war die Lade nicht offen, und so hatte ich weiterhin Hoffnung.
Sie wurde nicht enttäuscht, denn ich fand einen Inhalt. Beim ersten Blick wusste ich nichts damit anzufangen, denn ich sah nur eine graue Mappe vor mir, kaum größer als ein Notizbuch. Auch sie roch nach Rauch, obwohl ihr das Feuer nichts angetan hatte.
Es war mehr eine Brieftasche, die ich in der rechten Hand hielt.
Sie berührte noch immer den Boden der Lade, in der auch die Lampe lag und mir das nötige Licht gab.
Ich klappte die ›Brieftasche‹ auf.
Nichts – oder?
Doch, es gab noch ein Fach, in das ich hineingriff und Papier fühlte, das ich herauszupfte. Es war nur ein Blatt. Größe DIN A4. Aber man hatte es zusammengefaltet, sodass es sich anfühlte wie mehrere Blätter zugleich.
Ich war innerlich sehr nervös geworden, weil ich erneut daran dachte, vor der Auflösung eines Geheimnisses zu stehen, das auch meinen Vater umgeben hatte.
Auf dem Blatt entdeckte ich eine handschriftliche Notiz. Die Tinte war noch gut erhalten. So konnte die Botschaft noch nicht vor zu langer Zeit geschrieben worden sein.
Den Text las ich mit leiser Stimme vor. »Es ist erst der Anfang, aber ich weiß, dass es wichtig ist. Vielleicht bleibt mir noch die Zeit, das Rätsel zu lösen, aber ich weiß, dass ich verpflichtet bin, es zu tun. Und erst dann werde ich meinen Sohn darüber informieren, damit er die Spur des Loginus weiterhin verfolgen kann. Der Himmel möge mir die Kraft geben, dies alles zu schaffen…«
***
Ich hielt das Blatt noch fest, während meine Hand langsam nach unten sank.
Einige Male schüttelte ich den Kopf, weil ich über den Text nachdachte.
Er war verständlich geschrieben, und trotzdem begriff ich die Zeilen nicht. Doch ich sah diese Nachricht als ein Vermächtnis an, das jemand hinterlassen hatte, dem es noch nicht gelungen war, sein Ziel zu erreichen.
Aber dass die Nachricht sehr wichtig war, davon ging ich aus.
Und ich nahm weiterhin an, dass ich nicht der einzige Mensch war, der davon wusste, denn der unbekannte Verfolger musste ebenfalls darüber informiert sein, sonst hätte er mich nicht mit seiner Botschaft in den Keller hier geschickt.
Das Rätsel war nicht kleiner geworden, trotz des Fundes, den ich gemacht hatte.
Noch zweimal las ich den Text. Dann durchsuchte ich die Lade, ohne jedoch einen weiteren Hinweis zu finden. Ich musste mich mit dem zufrieden geben, was ich gefunden hatte.
Der Keller kam mir plötzlich wie ein Gefängnis vor, das von den Geistern der Vergangenheit bewohnt wurde. Sie lauerten in der Nähe, sie waren um mich herum, nur zeigten sie sich nicht und hielten mich unter Beobachtung.
Ich überlegte, ob ich den Raum noch weiter untersuchen sollte und entschied mich dagegen. Die Akten zu sichten, hätte einfach zu lange gedauert, das konnte ich zu einem späteren Zeitpunkt noch nachholen. Zunächst wollte ich den Keller verlassen und wieder zu Jane Collins gehen, um mit ihr über den Text zu sprechen.
Noch immer bewegte ich mich nicht normal durch den Keller. Ich rechnete damit, etwas anderes zu erleben, Besuch zu erhalten, vielleicht auch von dem Schatten, aber meine Befürchtungen stellten sich als unbegründet heraus.
Völlig normal konnte ich die Treppe hinter mich lassen und atmete tief durch, als ich meinen Kopf ins Freie steckte und mich endlich normale Luft umgab.
Jane Collins hatte mich schon gesehen. Sie winkte mir zu, und ich ging so schnell wie möglich zu ihr.
»Und? Warst du erfolgreich?«
»Ich weiß es nicht.«
»He, das hört sich nicht gut an.«
»Wie
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