1395 - Das Vermächtnis des Vaters
durch die Nase. Die verdammte Falle war zugeschnappt, daran ließ sich nichts ändern. Dabei dachte sie weniger an sich, sondern mehr an John, und sie fragte sich, was geschehen würde, wenn er zurückkehrte…
***
Ja, es gab diesen Wagen, in dem man Getränke kaufen konnte und auch Kleinigkeiten zum Essen. Sandwiches, einige Käsecroutons, Süßigkeiten und bunte Weingummis.
An grauen Tischen standen Fahrgäste, die ihr Bier tranken, auch Kaffee, etwas aßen, rauchten und manchmal mit leeren Blicken aus den Fenstern schauten, ohne die Landschaft dort richtig zu sehen, weil nur immer Schatten vorbeihuschten.
Ich reihte mich in die kleine Schlange ein, die sich vor der Theke gebildet hatte. Drei Kunden waren noch vor mir, und so musste ich etwas warten.
Wer Kaffee kaufte und ihn mit in sein Abteil nahm, bekam einen Deckel auf den Becher gedrückt. So würde es auch bei mir sein. Der Mann, der vor mir stand, trug die Kleidung eines Arbeiters. Er roch nach Öl und nach Schweiß. Auf seinem Kopf saß eine Kappe, die den kahlen Schädel bedeckte. Jedenfalls sah ich kein einziges Haar unter der Kappe hervorschauen.
Natürlich machte ich mir meine Gedanken. Auch darüber, dass ich Jane allein zurückgelassen hatte. Nun ja, sie war kein kleines Kind mehr, sondern eine Frau, die schon durch manche Höllen gegangen war und sich auch verteidigen konnte. Aber unsere Gegner waren verdammt gefährlich und auch raffiniert. Davon ging ich aus, obwohl ich sie noch nicht zu Gesicht bekommen hatte.
Was wollten sie wirklich?
Bisher gab es darauf nur eine Antwort. Sie wollten an die geheimnisvolle Lanze heran, und sie hatten in mir einem Menschen gefunden, der sie zu diesem uralten Gegenstand hinführen konnte.
So dachten sie. So lautete die Theorie. Wahrscheinlich wussten sie nicht, dass ich ebenfalls überfragt war und mich mein Vater zu seinen Lebzeiten nicht eingeweiht hatte.
Da kam noch etwas auf mich zu, davon ging ich aus. Ich dachte daran, dass wir erst am Anfang standen. Gewisse Dinge mussten sich noch entwickeln, und ich stellte mir bereits jetzt die Frage, ob die Lanze des Hauptmanns Loginus überhaupt noch existierte.
Es war über sie geschrieben worden, das war mir ebenfalls bekannt. Die Lanze spielte in der Mythologie eine wichtige Rolle.
Nicht so wie der Heilige Gral, den bisher noch niemand gefunden hatte. Das Gefäß, das ich entdeckt hatte, war der Dunkle Gral gewesen, der nun seinen Platz in Avalon gefunden hatte, wo er auch bleiben sollte.
Aber wo steckte die Lanze? War sie ebenso versteckt wie der Heilige Gral. Es gab Geschichten, in denen geschrieben stand, dass sie und der Gral eine Einheit bildeten. Wer sie besaß, für den war auch der Weg zum Heiligen Gral offen.
Was stimmte und was nicht? Ich war wirklich nicht in der Lage, eine Antwort zu geben. Zudem hatte ich mich um den Heiligen Gral nie gekümmert, doch jetzt interessierte er mich. Der Hinweis auf die Lanze konnte durchaus die erste Spur sein, die dann auch zu ihm führte.
Aber wer wollte ihn? Welche Gruppe steckte dahinter? Genau darüber zerbrach ich mir den Kopf. Waren es meine Templer-Freunde? Nein, das glaubte ich nicht. Sie hätten die Lanze zwar sehr gern gehabt, aber sie hätten nicht zu so rüden Methoden gegriffen, sondern mich offen eingeweiht.
Nein, nein, da musste es noch eine andere Gruppe geben. Die abtrünnigen Templer um Baphomet vielleicht?
Damit kam ich ebenfalls nicht zurecht, denn ich wusste, dass der Clan um diesen Dämon zerschlagen war. Es konnte sein, dass Baphomet dabei war, eine neue Dienerschar um sich zu sammeln, aber so richtig wollte ich daran nicht glauben, denn dies würde Zeit kosten.
Wen gab es da noch?
Eine dritte Kraft fiel mir ein. Mit ihr hatte ich schon einen ersten Kontakt gehabt, und der Name strahlte plötzlich in meinem Gehirn auf.
Die Illuminati – die Erleuchteten. Eine Gruppe von Menschen, die sich vor einigen hundert Jahren zusammengefunden hatten, um gegen den harten und antiwissenschaftlichen Kurs der Kirche in Italien vorzugehen. Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie hinter allem steckten. Mächtig genug waren sie, denn die Mitglieder dieses Geheimordens zählten zu den Menschen, die auch in der Wirtschaft ihre Zeichen setzten. Ob sie auch die Politik unterwandert hatten, wusste ich nicht. Zuzutrauen war es ihnen. Und sie schreckten auch vor Morden nicht zurück, das hatten Bill Conolly und ich leider erleben müssen, als wir auf der Suche nach einem alten Templer-Bild gewesen
Weitere Kostenlose Bücher