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1396 - Das Blut der Sinclairs

1396 - Das Blut der Sinclairs

Titel: 1396 - Das Blut der Sinclairs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aufgesaugt hatte.
    Wenn ich versuchte, aus dem Fenster zu schauen und den Himmel zu erkennen, dann hatte ich das Gefühl, dass er mit dem Boden fast verschmolzen war und wir uns nur durch eine schmale Lücke bewegten, die gerade groß genug für den Wagen war.
    Lucy, deren Nachnamen ich noch immer nicht kannte, saß neben mir wie eine angeschnallte Puppe. Sie dachte auch nicht daran, irgendetwas zu sagen oder mich aufzuklären.
    Auch ich hielt mich zurück und versuchte zudem, das Zwicken und Zerren zu ignorieren, das meinen Körper erfasst hatte. Die Folgen des Absprungs aus dem fahrenden Zug würden so schnell nicht verschwinden, das stand fest. Trotzdem konnte ich mich bewegen, und ich würde auch so leicht nicht aufgeben, das stand fest.
    Die Straße zog sich als schmale Bahn weiterhin durch die leere Landschaft. Ich hielt vergeblich nach Lichtern Ausschau, die auf einen Ort hindeuteten. Hier war alles nur dunkel, abgesehen von dem hellen Teppich, den die Scheinwerfer vor sich herschoben.
    Ich glaubte nicht daran, dass wir auf dieser Straße bleiben würden. Es war Jorge, der mich darauf brachte, denn er schaute immer wieder nach links wie jemand, der eine Abzweigung suchte.
    »Es dauert noch etwas«, sagte Lucy, der das Verhalten ebenfalls nicht entgangen war.
    »Bist du sicher?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Okay, warten wir ab.«
    Lange hielt der Zustand nicht an, denn Abel verringerte das Tempo noch stärker, bevor er das Lenkrad nach links drehte und wir von der normalen Straße abkamen.
    Wir fuhren direkt hinein ins Feld. Zumindest sah es für mich so aus, denn es gab keinen Weg mehr, den die Scheinwerfer ausgeleuchtet hätten. Der Untergrund gab seinen Unebenheiten an den Van augenblicklich weiter, und so tanzten wir fast über das Gelände hinweg. Manchmal hob es uns an, dann sackten wir wieder tiefer, aber die Stoßfänger fingen alles recht gut auf.
    Ich schielte Lucy an. Sie bemerkte meinen Blick und meinte: »Ein bisschen unbequem, nicht?«
    Da sich niemand beschwert, hielt auch ich den Mund und erwähnte das Ziehen und Zerren nicht.
    Und weiter ging’s. Kreuz und quer durch die Landschaft, die eine leicht wellige Form angenommen hatte. Es gab auch keine Zäune, die versucht hätten, uns aufzuhalten, aber in einer flachen Senke mussten wir einen schmalen Bach überqueren. Eine Brücke gab es nicht. Wir rutschten durch das Bachbett und krochen am anderen Ufer wieder hoch, um die Fahrt fortzusetzen.
    Alles war bisher für meine Freunde perfekt gelaufen. Nur das Ziel hatten wir nicht erreicht. Allmählich stieg meine Ungeduld. Ich machte mir Gedanken darüber, wo es eventuell sein könnte. Das Ergebnis lag in weiter Ferne, denn ich hatte überhaupt keine Anhaltspunkte. Man war mit Hinweisen verdammt sparsam gewesen.
    Lucy schien meine Gedanken erraten zu haben, denn sie sagte:
    »Keine Sorge, wir sind bald da.«
    »Wie schön.«
    »Du wirst dich wundern, John.«
    »Warum?«
    Lucy schaute mich an. »Steckt das Leben denn nicht immer voller Überraschungen? So sollte man doch denken. Und wenn ich mir dein Leben so betrachte, dann trifft dies zu.«
    »Du weißt ja gut Bescheid.«
    »Ja, so ist es.«
    Mir lag auf der Zunge zu fragen, woher sie das alles wusste, aber ich hielt mich zurück, denn ihr starres Gesicht wies darauf hin, dass sie schweigen wollte.
    Dafür schaute ich so gut wie möglich nach vorn und hatte den Eindruck, eine Veränderung in der Dunkelheit zu sehen. Da war nichts Helles zu erkennen. Es glich mehr einem düsteren Gebilde, dem wir uns näherten. Ein Felsen war es nicht, und wenn, dann musste er bearbeitet worden sein, um dieses Gebilde entstehen lassen zu können.
    Jorge drehte sich um und grinste. In der Dunkelheit des Wagens wirkte sein Gesicht wie fremd und künstlich. »Wir haben es geschafft, Lucy. Es ist perfekt.«
    »Stimmt«, erklärte die Frau, die für mich nach wie vor ein Rätsel darstellte. Doch sie hatte die Befehlsgewalt und musste demnach etwas Besonderes sein.
    Nach ein paar Metern stoppten wir. Ich dachte daran, dass wir nach der Durchquerung des Bachs noch nicht wieder an Höhe gewonnen hatten. So konnten wir uns durchaus weiterhin in einem Tal befinden.
    »Aussteigen!«
    Dem Befehl kam ich gern nach. Ich schnallte mich los und merkte, dass das Aussteigen nicht mehr so flott ging wie sonst. Überall in den Gelenken war ein Ziehen zu spüren. Auch die Muskeln schmerzten weiterhin.
    Ich blieb neben dem Fahrzeug stehen und wartete darauf, dass auch die anderen den Wagen

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