1396 - Die verborgene Welt
heraus, um die SORONG erreichen zu können", erwiderte Wido Helfrich. „Aber das macht nichts. Hier oben ist alles ruhig."
„Wir nehmen uns den nächsten Gang vor und hinterlassen dir ein Zeichen", erklärte Nikki.
Wido nahm es zur Kenntnis.
Der nächste Gang war schwach erleuchtet und führte in völlig unmotivierten Kurven auf und ab. Narktor, der ein besonderes Gespür dafür entwickelt hatte, fand einige Türen, die in große Felsenkammern führten. Die Kammern waren leer. Nach einer halben Stunde standen sie vor einer massiven Wand, die den Gang abschloß. „Das war wohl nichts", meinte Nikki. „Aber wir haben ja die Auswahl."
Am Grunde des Liftschachtes fanden sie Wido Helfrich vor. „Die Kartanin haben sich zurückgezogen", berichtete er. „Sie haben mich nicht bemerkt. Sie warten in der Nähe der Anlage auf Verstärkung. Komische Kerle! Wenn mich nicht alles täuscht, veranstalten die da draußen ein Picknick. Wenn das Pinwheel-Kartanin wären, hätten wir sie längst auf dem Hals."
„Falsch", sagte Dao-Lin mit einem spöttischen Seitenblick auf ihre beiden Schützlinge. „Wir hätten euch gar nicht erst in den Schacht entkommen lassen."
Li-Nar und Ter-Kin schwiegen. Sie fühlten sich offenbar gar nicht wohl in ihrer Haut.
Auch der nächste Gang war erleuchtet. Er führte zunächst strikt geradeaus, dann in einem scharfen Knick nach rechts, und dann standen sie vor einem Schacht, der senkrecht in die Tiefe führte. „Noch tiefer hinab?" fragte Wido zweifelnd. „Warum nicht?" fragte Dao-Lin spöttisch, gab ihren Gefangenen einen Schubs und schwebte hinter ihnen her.
Nikki Frickel verzog ärgerlich das Gesicht.
Sie zweifelte nicht daran, daß Dao-Lin, als sie an den Schacht herantrat, das Vorhandensein eines Antigravfeldes gespürt hatte, aber sie hätte sich trotzdem davon überzeugen können, daß es auch tatsächlich imstande war, die Kartanin zu tragen. Ein Unfall, bei dem die beiden Hangay-Kartanin zu Schaden kamen, war das letzte, was sie in ihrer Situation gebrauchen konnten.
Der Schacht war nicht sonderlich lang. Sie konnten Licht in der Tiefe sehen, und als sie unten angekommen waren, hörten sie Geräusche. Sie folgten einem breiten, sehr hohen Gang, bogen um eine Ecke und blieben fassungslos stehen.
Unter ihnen, in einer weiteren gigantischen Höhle, breitete sich eine Stadt aus.
Auf den ersten Blick war es eine ganz normale Stadt mit Straßen, Plätzen und Gebäuden unterschiedlicher Größe. Sie sahen Parkanlagen mit prächtigen alten Bäumen, blühenden Wiesen und idyllischen Teichen. Schlanke Türme reckten ihre nadelfein zulaufenden Spitzen bis zu dem künstlichen Himmel hinauf. Reichverzierte Kuppelbauten prangten in leuchtenden Farben.
Es bereitete keine Mühe, die Besitzer und Einwohner dieser Stadt ausfindig zu machen. Sie waren allgegenwärtig. Sie schritten, krochen und stelzten überall herum. Manche rollten, andere schwebten, und einige vollführten tollkühne Flugmanöver über den Dächern der Stadt.
Es gab sie in allen Formen.
Sie hatten nur eines miteinander gemeinsam: Sie waren Roboter.
Zunächst konnten Nikki Frickel und ihre Begleiter nicht glauben, daß die Roboter die eigentlichen Herren der Unterwelt von Narna waren. Sie sahen das Gewimmel in der Stadt und vermuteten irgendwo im Hintergrund organische Intelligenzen, denen die Roboter dienten. Aber die beiden Hangay-Kartanin kannten Maschinen dieser Art bereits. „Die Verlorenen von Tarkan!" flüsterte Ter-Kin, der bis zu diesem Augenblick noch kein einziges Wort gesagt hatte. „Was weißt du über sie?" hakte Nikki Frickel sofort nach. „Nicht viel", behauptete der Kartanin. „Die Verlorenen von Tarkan sind Roboter, die schon seit Urzeiten durch die Weiten unserer Galaxis ziehen. Niemand weiß, woher sie stammen und wer sie einst erschaffen hat. Sie haben keine Herren. Manchmal übernehmen sie freiwillig bestimmte Arbeiten, aber man kann sie nicht dazu zwingen. Sie tun, was sie wollen."
„Sie sind also keine gewöhnlichen Roboter!" stellte Nikki Frickel fest und dachte an Waliki. Dort waren auch Maschinen dieses Typs in Erscheinung getreten. „Nein", erwiderte Ter-Kin. „Sie handeln fast wie lebende Wesen."
Er zögerte und fügte hinzu: „Und manchmal geschieht etwas mit ihnen, was niemand versteht. Dann verlieren sie ihre besonderen Eigenschaften von einem Moment zum anderen und sind plötzlich nur noch einfache Maschinen. Übrigens bürgert sich seit kurzem ein neuer Name für sie ein. Man
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