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1396 - Die verborgene Welt

Titel: 1396 - Die verborgene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unten her zu öffnen und zu schließen ist", murmelte die Kartanin nachdenklich. „Ich hatte von Anfang an den Verdacht, daß die Erbauer der Sendeanlage im Innern des Berges hausen."
    Nikki Frickel dachte verdrossen, daß die Kartanin diesen Verdacht ruhig schon etwas eher hätte äußern können.
    Im übrigen ging es ihr nicht so sehr um die Frage, ob es in der Tiefe von Narna Leben gab oder nicht, sondern von welcher Art dieses Leben sein mochte. Wenn die Kartanin mit ihrem Verdacht recht hatten, daß dort unten Anhänger der Lehren des Hexameron lebten, dann waren Nikki und ihre Begleiter im Begriff, in ein Hornissennest zu stechen. Gesetzt den Fall, sie benutzten den von Narktor entdeckten Antigravschacht und landeten direkt in einem verborgenen Stützpunkt der Hauri - was dann?
    Aber hatte man ihnen nicht ausdrücklich den Auftrag erteilt, nach den Hauri-Stützpunkten zu suchen? „Was machen wir mit unseren beiden Freunden hier?" fragte sie und blickte auf die Kartanin, die unglücklich dreinschauten. „Sie sind nach Narna gekommen, um den bösen Feind zu, erschrecken", sagte Dao-Lin-H'ay spöttisch. „Nun sollen sie ihn auch mit ihren eigenen Augen sehen."
    Nikki Frickel warf der Kartanin einen prüfenden Blick zu. Dao-Lin lächelte auf ihre katzenhafte Weise. Es war bekannt, daß die Hangay-Kartanin in einer patriarchalischen Gesellschaftsform lebten und von den matriarchalischen Gesetzen der Kartanin aus Ardustaar reichlich wenig hielten, sofern sie überhaupt schon etwas davon gehört hatten. Es schien Dao-Lin-H'ay ein außerordentliches Vergnügen zu sein, diesen beiden Hangay-Kartanin zu zeigen, wozu eine bestens geschulte Kartanin aus Ardustaar fähig war.
    Es war ein ungleiches Spiel, denn Dao-Lin-H'ay war nicht irgendeine Kartanin. Die beiden Gefangenen taten Nikki Frickel schon im voraus leid. Aber andererseits mochte es ihnen eine heilsame Lehre sein.
    Nikki Frickel wußte aus eigener Erfahrung, daß es ein Fehler war, Dao-Lin zu unterschätzen.
    Dennoch beschloß sie, ein wachsames Auge auf die Kartanin zu werfen - auf alle drei. Sie würde dafür sorgen, daß Dao-Lin es nicht zu weit trieb. Und wenn einer dieser stutzerhaften Gesellen aus Hangay es wagen sollte, Dao-Lin zu nahe zu treten, dann würde er die Kommandantin der SORONG auf eine Weise kennenlernen, daß er sich wünschte, niemals etwas von Narna gehört zu haben! „Also dann!" sagte sie. „Worauf warten wir noch?"
    In der SORONG war man zweifellos nicht sehr begeistert davon, daß die Kommandantin mit ihren Begleitern einen völlig unvorhergesehenen Alleingang wagte, aber man kannte Nikki Frickel und deren Temperament, und so enthielt man sich weitgehend aller Kommentare. Die Auswertung der Funkkontakte zwischen den Kartanin und deren Stützpunkt ergab, daß man neunzehn Stunden Standardzeit zur Verfügung hatte, um das Rätsel von Narna zu lösen - eine verzweifelt knappe Frist, wenn man bedachte, daß die Kartanin und ihre Verbündeten ganz Hangay durchkreuzten. Wenn sie die SORONG und ihre Besatzung erst einmal als feindlich eingestuft hatten, würde jedes einzelne Schiff der PIG in Gefahr sein.
    Daran änderte sich auch dadurch nichts, daß es bereits friedliche Kontakte zwischen Galaktikern und Kartanin, beziehungsweise den Völkern der Kansahariyya, gegeben hatte. Es würde zumindest Zeit kosten, das Mißverständnis aufzuklären, und die über derartigen Verhandlungen verstreichende Frist mochte sich in einigen Fällen als etwas zu lang erweisen.
    Nikki Frickel war noch immer die Kommandantin der PIG, und sie trug damit eine große Verantwortung.
    Manchmal mochte es den Anschein haben, als sei sie sich dieser Tatsache nicht recht bewußt, aber wer das glaubte, der kannte Nikki schlecht. Sie wußte sehr genau, was sie tat, und sie war sich der Risiken dieser Tätigkeit bewußt. Sie hatte auch schon Fehler gemacht - große, schier unverzeihliche Fehler -, und sie litt darunter.
    Ihr schrecklichster Fehler war ihr in der Pinwheel-Galaxis unterlaufen, als die Wissenden beschlossen hatten, sich die neugierigen Galaktiker ein für allemal vom Hals zu schaffen und dafür achtzehn unschuldige alte Kartanin zu opfern. Damals hätte sie Verdacht schöpfen und die Jagd abbrechen müssen, aber sie hatte es nicht getan.
    Warum nicht?
    Sie wußte es nicht.
    Sie hatte den Vorfall gemeldet und umfassenden Bericht erstattet, und sie hatte ihre Schuld mit keiner einzigen Silbe abzuschwächen versucht. Aus dem Bewußtsein ihrer Schuld heraus

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