1397 - Der Sänger und die Mörder
fesselnd, wie es einst die von Gesil gewesen waren, und ihr Äußeres verdiente mehr als bei jeder Frau, die er kannte, die Bezeichnung schön. Aber das machte es nicht allein, er war nicht nur in die Fassade verliebt. Ihre Intelligenz ergänzte seine in der Form, daß die Summe stärker war als die Einzelteile. Und, fast noch wichtiger: Iruna besaß wie er die relative Unsterblichkeit. „Was ist mit dir?" wiederholte sie. „Ich bin ein wenig nachdenklich. In em paar Tagen wird die Projektorganisation der Kansahariyya das letzte Viertel dieser Galaxis in unser Universum transferieren, aber alles andere in Tarkan bleibt zurück.
So ist das Leben. Die einen werden geboren, und die Intelligenzen dieses Universums sterben den Wärmetod. Ich würde ihnen gern eine Zukunft ermöglichen, nur kann ich es nicht."
Er sah auf den großen Bildschirm, der täuschend echt den leeren Raum ringsum einfing. Dies waren die Randzonen Hangays; wie überall in Tarkan befand sich ein Teil der kosmischen Hintergrundstrahlung bereits im sichtbaren Spektrum. Daher rührte das düsterrote Leuchten überall, das Atlan als Ausdruck steigender Temperatur begriff. In den letzten hundert Jahren waren viele Welten an den Rand des Untergangs geraten, ihre Polkappen waren geschmolzen, atmosphärische Vorgänge hatten sich gefährlich verschoben. Bei normalem Verlauf wären den Zivilisationen Hangays nicht mehr geblieben als vier- oder fünfhundert Jahre.
Atlan ließ sich bequem in den Steuersessel seiner DORIFER-Kapsel zurückfallen. Die Gedanken waren müßig, und er wußte es. „Jetzt heißt es abwarten", sagte er. „Ich bin froh, daß du dabei bist, Iruna. Wir haben die Flugzeit für uns allein."
Sie lächelte und sah ihm spöttisch in die Augen. „Ich weiß gar nicht, was du meinst ..."
„Hauptsache, NARU weiß es."
„Ich blende mich aus", sprach die Kapsel mit gewohnt sanfter Stimme, „und melde mich erst wieder, wenn wir das Ziel erreicht haben."
„So ist es gut."
Atlan ertastete mit den Fingerspitzen den Dimmer und regelte das Licht herunter, bis es nur noch ein sanftes Glimmen war.
*
„Es ist soweit, Atlan!" Noch im Halbschlaf richtete er sich auf. „Wir haben das Ziel erreicht?"
„Vor uns liegt das System, in dem der Sender der Impulse steht. Irgendwo dort erzeugt jemand den Ruf der Sammlung."
Gemeinsam mit Iruna konzentrierte sich der Arkonide auf die Anzeigen der Monitoren. Es war ein Sonnensystem mit zwei Planeten, die Zwergsonne leuchtete rot und war in kartanischen Sternkarten unter dem Namen Dao-Ban eingetragen. Der äußere, weniger interessante Planet hieß Vontard, während der innere den Namen Jitra trug. Von Jitra kamen die Impulse. „Ich habe durch Datenvergleich etwas Erstaunliches herausgefunden", meldete sich NARU unaufgefordert zu Wort. „Die entsprechenden Informationen hat mir LEDA nach einem persönlichen Bericht Perry Rhodans überspielt. Demnach fand Rhodan vor zehn Monaten, zu Anfang seiner Irrfahrt durch Hangay, eine Welt namens Tambau. Sie war unbewohnt, doch es gab ein haurisches Wachfort.
Rhodan hat nicht herausgefunden, welchem Zweck das Wachfort diente - es gab allerdings einen Hinweis, daß es auf nicht näher erklärte Weise mit ESTARTU zu tun hatte."
„Wo liegt nun der springende Punkt?" erkundigte sich Iruna von Bass-Teth, die ebenso rasch munter geworden war wie Atlan. „Tambau und Jitra sind praktisch Zwillinge. Sie ähneln einander auffallend. Beide sind heiße Wüstenwelten mit einer Schwerkraft von 0,3 Terra-Norm, beide durchmessen ungefähr 8700 Kilometer.
Das Jitra-Jahr und das Tambau-Jahr sind identisch: etwas mehr als hundertzwanzig Tage."
„Ich weiß, worauf du hinauswillst", murmelte Atlan. „Vielleicht gibt es auch auf Jitra ein haurisches Abwehrfort. Das würde auf Umwegen meinen Verdacht bestätigen, daß nämlich der Ruf der Sammlung von ESTARTU stammt. NARU, wo befindet sich Tambau?"
„Der Planet ist bereits nach Meekorah transferiert."
Atlan schlug triumphierend die Hände zusammen. „Ich wette, auf Tambau stand ebenfalls ein solcher Sender. Daher das haurische Abwehrfort. Die Jünger des Hexameron haben mitbekommen, daß dort eine Einrichtung ESTARTUS steht und sie zu zerstören versucht. Als das nicht funktioniert hat, wurde zumindest ein Abwehrfort errichtet."
„Es kommt also darauf an", spann Iruna den Faden weiter, „ob Jitra ihnen ebenfalls bekannt war."
„Was wollt ihr tun?" fragte NARU.
Atlan wechselte einen Seitenblick mit der
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