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14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote

14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote

Titel: 14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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Versprechen und zeigte den vier Mädchen die Stadt. Sie wollten weniger die Museen besichtigen, als durch die Geschäfte bummeln.
    Saxinette nahm Lennet beiseite. »Ich finde es seltsam, wie du in unsere Gruppe gekommen bist. Mußtest du aus irgendeinem Grund ganz schnell aus Frankreich verschwinden?«
    Lennet lachte. »Ich wollte mit dir zusammen Rio ansehen!« Um ein Uhr mittags fanden sich alle an der Anlegestelle des Gleitboots ein. Zwanzig Minuten später landeten sie auf der Insel. 
    »Wo gibt es hier Taxis, um die Insel zu besichtigen?« erkundigte sich Julio.
    »Du wirst auf der ganzen Insel nicht ein einziges Auto finden«, antwortete Ray, der den ganzen Vormittag modelliert hatte und ausgezeichnet aufgelegt schien.
    »Autos sind hier verboten. Du kannst mit einer Kutsche fahren, ein Fahrrad mieten oder zu Fuß gehen! Ich schlage vor, jeder macht, was er will, und wir treffen uns heute abend um sieben Uhr zum Essen. Zum Glück muß Julio ja heute nicht auftreten. Regina, du solltest Julio den Palast zeigen. Es gibt in den Ruinen eine Dachplatte, auf die der Kaiser schreiben ließ: ,Hier habe ich die schönsten Stunden meines Lebens verbracht.’ Und wißt ihr, warum er hierhergekommen ist? Er hatte ein Geschwür am Bein, und die Ärzte waren ratlos. Aber auf Paqueta stand eine Kirche, die dem heiligen Rochus geweiht war. ,Ich werde es schaffen mit Hilfe des Heiligen’, sagte der Kaiser, ,wenn schon meine Ärzte Dummköpfe sind. Ich werde ein Gelübde ablegen!’ Er ist hierhergekommen und hat die Insel so in sein Herz geschlossen, daß er hiergeblieben ist. Also Regina, nimmst du Julio mit?«
    »Gern«, sagte Regina, »wenn Otávio mitkommt.« Otávio warf sich in die Brust, und im selben Augenblick schien Ray ganz klein zu werden. Lennet horchte auf. Er hatte bereits in den letzten Tagen einige Dinge bemerkt, die ihm nicht aus dem Kopf gingen.
    Auf dem Weg von der Kutsche zu dem kleinen Zug, von den Palastruinen ins Cafe, vom Strand zum Park und zur Kapelle des heiligen Rochus lief immer das gleiche Spielchen ab: Ray war bemüht, jedes nur mögliche Gespräch zwischen Regina und Julio zu bewerkstelligen; Regina dagegen versuchte, Otávio als Dritten im Bunde mit einzubeziehen. Julio gab es nicht auf, Regina für sich allein zu beanspruchen, und Otávio hielt es offensichtlich für vernünftiger, den Gast mit Aufmerksamkeiten zu überschütten, als seine Braut zu überwachen, denn er wich dem Sänger nicht von der Seite.
    »Ich möchte gern die Kapelle sehen, in der die Leute von ihren Leiden geheilt werden«, erklärte Julio. »Zeigst du sie mir, Regina?«
    »Ich habe sie schon zigmal gesehen«, antwortete die Königin von Rio.
    »Wenn der Senhor sie zu sehen wünscht, gehe ich gern mit hinein«, Otávio spielte den vollendeten Gentleman, obwohl er in Wirklichkeit nur darauf aus war, den Franzosen von Regina fernzuhalten. Also gingen der Sänger und der ergraute Immobilienhändler in die Kirche.
    Etwas später: »Regina«, Julio deutete zum Strand, »ich glaube, ich sehe Tretboote. Machen wir eine kleine Spazierfahrt auf dem Meer?«
    Regina warf einen Blick zu ihrem Bräutigam hinüber.
    »Ich fürchte, das Tretboot schadet der Gesundheit…«, sagte sie bissig.
    »Aber hör zu, Regina, tu mir den Gefallen!«
    »Wenn der Senhor den Wunsch hat, Tretboot zu fahren, wird es mir eine Ehre sein, ihn zu begleiten!« erklärte der Eifersüchtige.
    Julio, der vom Lauf der Dinge überrollt wurde, ließ sich zum Strand mitziehen, und man sah, wie er in ein Boot stieg, das Otávio in Gang zu bringen versuchte.
    »Und wir, was machen wir?« fragte Gaston.
    »Wir sind beide sehr müde«, erklärte Lennet. »Und wenn uns, Regina entschuldigt, trinken wir einen Kaffee im Flamboyant.«
    »Sehr gut«, Ray nickte. »Wir treffen uns dann an der Anlegestelle.«
    Sobald Regina und Ray gegangen waren, sagte der Botschaftsattache: »Ich nehme an, Sie haben dieses Treffen bewußt eingefädelt? Haben Sie mir etwas mitzuteilen?«
    »Ja«, antwortete Lennet knapp. »Tun Sie mir den Gefallen, und verschwinden Sie solange, bis zu dem vereinbarten Zeitpunkt, wo wir uns wieder treffen wollten.«
    Der Botschaftsattache war so überrascht, daß ihm beinahe seine Brille von der Nase gefallen wäre. Lennet folgte bereits Regina und Ray, die Hand in Hand dahingingen und die Welt um sich vergessen zu haben schienen. Beide blieben am Ufer des Meeres stehen. Ray redete so lebhaft wie immer; Regina war sichtlich bewegt, gab aber

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