14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul
einen ganz passablen Sattel nebst Decke für vierzig Piaster. Und was das Vorteilhafteste war: der Händler nahm den Preis ganz willig in altem Beschlik (geringes Metallgeld) an, der sich nach und nach in meiner Tasche angesammelt hatte. Ich legte, nachdem ich bezahlt hatte, dem Pferd den Sattel und das Zaumzeug an und nahm dann von dem Kurden Abschied.
„Lebe wohl! Du wolltest deinen Freund betrügen, aber du wirst gleich sehen, daß er das Pferd für den dritten Teil seines Wertes hat.“
Der Mann antwortete mir nur mit einem schlauen, überlegenen Lächeln. Auch Allo verabschiedete sich von ihm und wollte dann sein Pferd besteigen. Sein behaartes Gesicht, oder vielmehr nur die Teile desselben, die man sehen konnte, erglänzte vor Freude und Entzücken darüber, daß er nun hoch zu Roß in die Welt hineinreiten konnte. Aber der Kurde ergriff ihn beim Arm.
„Um des Propheten willen, steige nicht auf! Das Pferd wird dich abwerfen, und du brichst den Hals.“
„Dieser Mann hat recht“, stimmte ich bei. „Steige du jetzt auf mein Pferd. Es wird dich sicher tragen, und ich will mich hier auf dieses setzen, um ihm zu zeigen, daß es zu gehorchen hat.“
Allo kletterte wirklich mit größtem Vergnügen auf den Rücken meines Hengstes, welcher sich dieses ehrenrührige Attentat ganz ruhig gefallen ließ, weil er mich in der Nähe wußte. Ich aber drängte den Klepper an die Mauer und kam glücklich in den Sattel. Wieder stieg er empor; ich ließ ihm einige Augenblicke lang den Willen, dann aber nahm ich ihn kurz und faßte ihn zwischen die Schenkel. Er wollte steigen – es ging nicht mehr; er brachte es bloß zu einem krampfhaften Spielen der Hufe, und endlich ging ihm der Atem aus, der Schweiß stand ihm auf allen Poren, und von seinem Maul tropfte der Schaum in großen Flocken – er stand, trotzdem ich ihm die Schenkel wieder nahm.
„Er ist bezwungen, Mann“, lachte ich vergnügt. „Paß auf, wie er sich reiten läßt, und versuche nicht wieder, einen Freund zu übervorteilen. Allah sei mit dir!“
Ich ritt voran, und mein Rih folgte mit edler Bescheidenheit dem Klepper.
„Chodih“, fragte der Köhler, „nun ist wohl dieser Schwarze mein?“
Hm! Auch eine Frage!
„Nein“, antwortete ich.
„Warum nicht?“
„Dieser Schwarze würde dich abwerfen, sobald ich nicht mehr in seiner Nähe bin. Du sollst ihn nur heute reiten, denn morgen wird dieses Pferd hier gehorsam sein.“
„Und wird es mir auch dann gehören, wenn ich von euch scheide?“
„Ja, wenn wir nämlich mit dir zufrieden sind.“
„O ich werde alles tun, was du von mir forderst!“
Wir gelangten an das Dickicht, wo sich die Gefährten verborgen hielten. Sie schlossen sich uns wieder an und zeigten sich sehr zufrieden über den guten Handel, den ich gemacht hatte. Nur Halef war ungehalten.
„Sihdi“, sagte er, „das wird dir Allah nie vergeben, daß du deinen Rih eine solche Kröte tragen läßt. Er mag sich auf mein Pferd setzen, während ich den Rappen nehme.“
„Laß ihn, Halef! Es würde ihn beleidigen.“
„Maschallah, wie kann ein Kurde beleidigt werden, der Kohlen brennt und den Schmutz mit den Fingern ißt!“
Es blieb trotzdem bei meiner Anordnung.
Am Nachmittag gelangten wir in die Höhe von Banna und nach einem scharfen Ritt öffnete sich vor uns der Paß, der nach Süden führt. Wir hatten unsere Pferde auf den unwegsamen Höhen sehr in Anspruch nehmen müssen; darum wollten wir ihnen heute eher Ruhe gönnen und zogen uns seitwärts des Passes in ein kleines, aber tiefes Tälchen zurück, dessen Seiten sehr dicht mit Zwergeichen bewachsen waren. Wir hatten Wild genug geschossen, um nicht hungern zu müssen, und losten nach dem Mahl um die Reihenfolge der Nachtwache. Hier in der Nähe des Passes hielten wir die Vorsicht ganz besonders für notwendig, denn die Kunde von dem Herdenraub war sicher bereits bis Banna gedrungen, und es ließ sich vermuten, daß dabei die Rede auch von uns gewesen sei.
Die Nacht verging ohne die geringste Störung, und mit dem Grauen des Tages ritten wir bereits in den Mund des Passes ein. Wir hatten diese Zeit gewählt, um völlig unbeachtet zu sein.
Der Weg führte über nackte Höhen und kahle Steinflächen, durch dunkle Schluchten und melancholische Täler, in denen kaum ein Wässerlein zu finden war. Man sah und fühlte hier so recht deutlich, daß man sich auf einem Boden befand, den vielleicht noch kein Europäer betreten hatte.
Es war nahe am Morgen, als wir ein
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