Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
ab, mehr wußte ich nicht; aber den Ritt, welcher nun kam, will ich mein Leben lang nicht vergessen. Kein Graben war zu tief, kein Stein zu hoch, kein Riß zu breit, kein Felsen zu glatt und kein Sumpf zu trügerisch – alles, alles, Bäume, Büsche, Felsen, Berg und Tal flogen an mir vorüber, bis ich nur nach und nach wieder die Herrschaft über das rasende Tier gewann. Dann befand ich mich allein in einer wilden, unbekannten Gegend; aber die Richtung hatte ich mir gemerkt, aus welcher ich gekommen war, und grad vor mir lag jener hohe Berg, von dem wir kurz vorher gesprochen hatten.
    Was war zu tun? Den Gefährten beispringen? Das war nicht mehr möglich, sondern es stand vielmehr zu erwarten, daß die Bebbeh auch mich verfolgen würden. Aber wie kamen diese Kurden so tief zwischen die Berge herein? Wie hatten sie erfahren, daß wir diesen Weg einschlagen würden? Das war mir ein Rätsel.
    Augenblicklich konnte ich für meine Kameraden nicht das mindeste tun. Sie waren entweder tot oder gefangen. Vor allem mußte ich mich versteckt halten und erst morgen sehen, was auf dem Kampfplatz zu entdecken sei. Dann erst konnte ich etwas für sie tun.
    Zunächst untersuchte ich den Kopf meines Pferdes. Es war eine tüchtige Beule aufgelaufen. Ich führte den Hengst an ein nahes Wasser, wo er sich niederlegen mußte. Hier machte ich ihm Umschläge mit derselben Sorgfalt, mit welcher eine Mutter für ihr Kind bedacht wäre. Darüber war wohl eine Viertelstunde vergangen, als ich von ferne her ein Geräusch vernahm. Es war ein Ächzen und Schnauben, als wenn jemand den Atem verlieren will – im nächsten Augenblick kam es dahergesaust, stieß ein lautes Freudengeheul aus und sprang mit solcher Gewalt auf mich ein, daß ich in das Gras stürzte.
    „Dojan!“
    Der Hund heulte und winselte – seine Freude war nicht zu bändigen. Er sprang einmal auf mich und das andere Mal wieder auf das Pferd ein; ich mußte ihn gewähren lassen, bis er sich allmählich von selbst beruhigte. Auch er war ohne alle Verletzungen davon gekommen.
    Das kluge Tier schien sehr bald zu merken, weshalb ich mich um das Pferd bemühte; denn nachdem Dojan mir eine Weile zugesehen hatte, richtete er sich empor und begann die getroffene Stelle an dem Kopf seines Freundes sehr sorgsam zu belecken. Rih litt es ruhig und stieß sogar von Zeit zu Zeit ein freundliches Schnauben aus.
    So lagen wir noch eine lange Zeit, bis ich es für geraten hielt, diesen Ort zu verlassen. Es war jedenfalls das Beste, den Fuß jenes Berges aufzusuchen, von dem der Köhler gesprochen hatte. Ich setzte mich also wieder auf und ritt diesem nahen Ziel entgegen.
    Die Seiten des Berges waren mit dichtem Wald bedeckt, und nur tief unten im Tal, durch das uns jedenfalls unser Weg geführt hätte, war Raum zur freien Bewegung vorhanden. Dort erblickte ich eine weit vorstehende Waldesecke, von der aus man jeden Ankommenden bemerken konnte; ich hielt auf sie zu. Als ich sie erreichte, stieg ich ab, zunächst besorgt, für das Pferd ein sicheres Versteck zu suchen. Kaum aber war ich einige Schritte in den Forst eingedrungen, so gab mir Dojan das bekannte Zeichen, daß er etwas Auffälliges wittere. Die Sache war mir zu bedenklich, als daß ich ihn sich selbst überlassen mochte. Ich nahm ihn also an die Leine, band das Pferd an einen Baum und folgte ihm, mit dem schußfertigen Stutzen in der Hand.
    Ich schritt dem Hund zu langsam vorwärts. Er zog so stark an der Schnur, daß sie zu zerreißen drohte; dann gab er zwischen zwei hohen Pinien Laut. Dort standen mehrere Farne beieinander, und als ich die Wedel derselben mit dem Stutzen auseinander stieß, gewahrte ich, daß ein Loch, das zwei Fuß im Durchmesser haben mochte, hier schräg in die Erde führte.
    War ein Tier darin? Wohl nicht. Aber als ich mit dem Stutzen hineinstieß, fühlte ich doch, daß irgendein Körper darin vorhanden sei, und dieser konnte nichts Feindliches sein, wie ich an dem Gebaren des Hundes bemerkte. Ich bedeutete ihm, hineinzugehen; aber er tat es nicht, sondern wedelte mit dem Schwanz und warf einen freundlichen, erwartungsvollen Blick in das Loch.
    Da entschloß ich mich, hineinzugreifen. Ich tat es und erfaßte – einen stark behaarten, zottigen Kopf. Ah, nun war das Rätsel gelöst! Es war der Hund des Köhlers, welcher da drinnen stak. Das Tier war entflohen, als es die Schüsse hörte, und von seiner Angst zufällig hierher geführt worden.
    „Eisa!“ rief ich.
    Ich hatte nämlich beobachtet, daß

Weitere Kostenlose Bücher