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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wurden dunkler; die Ferne verschwand; das Abendrot war verglüht, und nun legte auch die Nähe das alles verhüllende Gewand des Abends an. Wer doch mit der Sonne ziehen könnte! Wer ihr doch folgen könnte weit, weit fort zum Westen, wo ihre Strahlen noch voll und warm die Heimat beleuchteten! Hier auf der einsamen Höhe streckte das Heimweh seine Hand nach mir aus, das Heimweh, dem in der Fremde kein Mensch entrinnen kann, in dessen Brust ein fühlendes Herz schlägt. ‚Ubi bene ibi patria‘ ist ein Spruch, dessen kalte Gleichgültigkeit im Leben nicht allzu oft ihre Bestätigung findet. Die Eindrücke der Jugend sind niemals gänzlich zu verwischen, und die Erinnerung kann wohl schlafen, aber nicht sterben. Sie erwacht, wenn wir es am allerwenigsten denken, und bringt jene Sehnsucht über uns, an deren Weh das Gemüt so schwer erkranken kann. Ich dachte an die tief innigen Strophen des deutsch-amerikanischen Dichters Konrad Kretz, deren letzte also lautet:
    „Land meiner Väter, länger nicht das meine,
So heilig ist kein Boden, wie der deine.
Nie wird dein Bild aus meiner Seele schwinden;
Und knüpfte mich an dich kein lebend Band,
Es würden mich die Toten an dich binden,
Die deine Erde deckt, mein Vaterland!“
    Auf einem Umweg kehrte ich ins Lager zurück, wo alle schon schliefen. Trotz der späten Stunde lag ich noch lange schlaflos auf meiner Decke. Es wurden schon einige Vogelstimmen hörbar, als ich endlich einschlief. Ich erwachte gegen Mittag und erfuhr von Halef, daß der Engländer mit dem Perser auf die Auerhühnerjagd gegangen sei. Sie hatten Dojan mitgenommen. Die Wunde des wackeren Hadschi Halef war schmerzhafter als die meinige, doch hatte ihm die alte Dienerin Alwah bereits am Morgen neue Arzneitropfen gebracht, die nicht ohne Wirkung geblieben waren.
    „Wie lange bleiben wir hier liegen, Sihdi?“ fragte er.
    „Doch wohl so lange, bis wir ohne Gefahr für unsere Wunden aufzubrechen vermögen. Was hast du gefrühstückt?“
    „Verschiedenes, das ich gar nicht kenne. Diese Perserinnen verstehen vortrefflich zu backen und zu braten. Allah erhalte sie uns, so lange wir sie brauchen! Der Mirza sagte, wenn du erwachtest, so solle ich nur an die Scheidewand treten und in die Hände klatschen.“
    „Tu es, Halef!“
    Er folgte dem Gebot und gleich darauf erschien das ‚Tausendschönchen‘ mit einem Znabilik (Körbchen) und einem Kawehdan (Kaffeetopf). In dem ersteren befand sich frisches, ungesäuertes Brot nebst kalten Bratenschnitten, und in dem letzteren dampfte der wohlriechende Trank, dessen Zichorie-Imitation in Sachsen den poetischen Namen ‚Bliemchenkaffee‘ führt.
    „Wie ist dir, Emir?“ fragte die Alte. „Du hast auch heut wieder sehr lange geruht; Allah sei Dank!“
    „Ich bin sehr munter und hungrig, meine liebe Alwah.“
    „Hier hast du Labung; iß und trink, damit deine Tage nie alle werden.“
    „Ich danke dir, grüße das ‚Haus‘ von mir!“
    „Es ist eigentlich nicht Sitte, aber ich werde es dennoch tun, denn du bist der Freund und Bruder des Herrn.“
    Sie trippelte von dannen, und machte mich an das Frühstück. Auf dem Boden des Körbchens fand ich als Nachtisch vortrefflich getrocknete Weinbeeren und mit Helwa (Zuckerguß) überzogene Gridgan (Wallnüsse), die die Teilnahme meines guten Halef erregten. Ich sah es ihm an, daß er eine Bemerkung machen wollte, aber schon kehrte Halwa mit einem zweiten Topf zurück.
    „Emir“, sagte sie, „hier sendet dir unser ‚Haus‘ noch eine Speise, die sehr gut zur Kühlung des Fiebers ist. Erlaube, daß ich das Geschirr nachher wieder hole!“
    Als sie sich entfernt hatte, untersuchte ich den Inhalt des Gefäßes und fand zu meinem Erstaunen gekochte Amrudha (Birnen, Backbirnen) in ihrer eigenen, süßen Sauce. Jetzt konnte sich Halef nicht mehr halten.
    „Allah 'l Allah!“ rief er. „Gott sei gelobt, der köstliche Dinge wachsen läßt und dazu liebliche Frauen, die alles zu bereiten verstehen! Sihdi, diese Perserinnen sind dir hold, sonst würden sie dir nicht so herrliche Speisen senden. Heirate sie, damit sie für dich kochen müssen jetzt und in alle Ewigkeit!“
    „Hadschi Halef Omar, hebe dich von dannen, sonst vergesse ich vor Entzücken über deinen Vorschlag, diese Leckerbissen mit dir zu teilen.“
    Er streckte alle zehn Finger abwehrend von sich, während ihm doch das Wasser im Mund zusammenlief.
    „Allah behüte mich vor der Sünde, dir den Genuß zu rauben, den dir diese Speisen bereiten werden,

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