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14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)

14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)

Titel: 14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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unschlüssig an einer Kreuzung stehen zu bleiben. Mehrmals kürzte er ab, indem er zwischen zwei Buden durchschlüpfte, und obwohl einige Standverkäufer und Darsteller ihm einen freundlichen Gruß zuwarfen, bedachte er keinen eines Blickes. Ich hatte keine Ahnung, wohin wir gingen, bis wir das kleine Feld zwischen der Bogenschießanlage und der Farthing Stage erreichten. Als ich die Tänzer, Akrobaten, Fußsoldaten und Höflinge sah, die sich hinter den Herolden des Königs aufstellten, wurde mir klar, dass Edmond von seinem niederschmetternden Streit schnurstracks zu der Stelle gegangen war, an dem die Aufstellung für die königliche Prozession stattfand. Eine ungute Vorahnung beschlich mich.
    Mein Herz raste, als er sich König Wilfred näherte, und mit bebendem Busen machte ich mich bereit, einen Schrei auszustoßen, der Peggy Taxman würdig gewesen wäre, doch zu dieser lebensrettenden Aktion sollte es nicht kommen. Statt sich nach vorn zu stürzen und einen Dolch in das lüsterne, verräterische Herz des Königs zu stoßen, bog Edmond kurz bevor er den König erreichte ab und steuerte auf einen Schuppen hinter der Bühne zu. Während die Herolde ihre Trompeten bliesen und den Umzug anführten, der sich in Richtung Broad Street in Bewegung setzte, zog Edmond seinen Schubkarren aus dem Schuppen, legte eine Schaufel und einen Sack Sägemehl hinein und wartete.
    Das Gefühl der Ernüchterung schlug mit solcher Macht über mir zusammen, dass ich mich gegen einen Baum lehnen musste, bis es vorüber war. Edmond hatte sich nicht zum Ausgangspunkt der Prozession begeben, um seinen verhassten Nebenbuhler zu ermorden. Er war hergekommen, um die Werkzeuge zu holen, die er brauchte, um den Prozessionsweg von den Pferdeäpfeln zu säubern. Ich wünschte König Wilfred nichts Böses, und doch war ich in Erwartung der kommenden Tragödie so angespannt gewesen, dass ich beinahe enttäuscht war, als sie ausblieb.
    Ernüchtert ging ich zur Broad Street, um Will, Rob, Alison, Billy und Emma zuzuwinken. Ich hielt mich lang genug in Edmonds Nähe auf, um sicherzugehen, dass er nichts anderes tat als seinen Job. Erst dann machte ich mich auf den langen Weg quer über das Kirmesgelände zur Shire Stage.
    Ich wollte nicht zu spät zu meiner Verabredung mit Jinks kommen. Zwar diente mein Treffen mit dem Hofnarren des Königs vor allem meinem Vorhaben, ihm auf den Zahn zu fühlen – über die Brüstung, die Quintana, die Kanone, die abhandengekommene Krone und manches mehr –, aber ich hatte auch das dringende Bedürfnis, mal wieder herzhaft zu lachen.

15
    »HINWEG MIT DIR, du jämmerliche, feige Finne!«
    »Du wagst es, mich eine Finne zu nennen, du stammelnder, verdorbener Schleimer?«
    »Ja, wahrlich, das tue ich. Denn so nennen dich alle ehrenwerten Männer, du schwachköpfige, hohläugige Madenpastete!«
    »Malzwurm!«
    »Taubenei!« Das Publikum hielt sich den Bauch vor Lachen, während sich ein übertrieben extravagant gekleidetes elisabethanisches Höflingspaar einen Beschimpfungswettbewerb auf der Shire Stage lieferte. Die farbenfrohe Palette an Ausdrücken rief mir in Erinnerung, wie farblos die englische Sprache im Laufe der letzten sechshundert Jahre geworden war. Es wäre mir niemals in den Sinn gekommen, jemanden eine Finne zu nennen, geschweige denn eine Madenpastete. Trotzdem hoffte ich, dass diese Ausdrücke nicht Will und Rob zu Ohren kämen.
    Die Höflinge unterbrachen ihren verbalen Schlagabtausch und baten Freiwillige auf die Bühne, um sich ihnen anzuschließen. In dieser kleinen Pause vernahm ich ein entferntes Bimmeln. Ich straffte die Schultern, nahm die freche Pose eines derben Frauenzimmers an und schlüpfte an den vollbesetzten Bänken vorbei hinter die Bühne. Dort saß ein Bauchredner mit einer Skelettattrappe und wartete auf seinen Auftritt. Wieder schien mein Trick zu wirken, denn weder der Bauchredner noch die Attrappe nahmen an meiner Anwesenheit Anstoß.
    Jinks wartete ein paar Meter hinter der Bühne in der Nähe des Sichtschutzzauns, der das Kirmesgelände umgab, die Arme um einen großen mit einem Tuch bedeckten Picknickkorb geschlungen. Er lächelte, als er mich sah, und sagte dann leise, um die Aufführung nicht zu stören: »Seid gegrüßt, Mylady.« Er senkte den Kopf über den Korb und fügte hinzu: »Folgt mir, bitte.«
    Er führte mich hinter eine Budenreihe und zu einem kleinen, beinahe unsichtbaren Tor im Zaun. Zweifelnd betrachtete ich es. Ich hatte nicht vorgehabt, das Gelände zu

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