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14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)

14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)

Titel: 14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Torhaus eine notdürftig zusammengeschusterte Konstruktion sein, so war doch nur ein Teil der Brüstung eingestürzt. Vielleicht hatte Edmond eine behelfsmäßige Strebe angesägt. Und was das Seil anging, möglicherweise hatte er es noch einmal manipuliert, bevor er es zum Überprüfen abgegeben hatte – der saubere Schnitt, den ich gesehen hatte, war jedenfalls von einem Messer verursacht worden und nicht von einem Nagel.
    Ich warf Jinks einen verstohlenen Blick zu, dann sah ich zu dem glitzernden Wasser, das über moosige Steine floss. Nein, ich konnte ihn unmöglich auf Edmond und Mirabel ansprechen. Wenn ich ihn in das Liebesdreieck einweihte, würde er mich nur wieder auslachen, und ich würde ihm den Hals umdrehen müssen. Ich atmete tief ein und erinnerte mich daran, dass ich einem Mörder auf die Schliche kommen und nicht einen Mord begehen wollte.
    »Eine Erdbeere für deine Gedanken«, sagte Jinks und hielt mir eine hin.
    »Du hast genug von meinen Gedanken gehört, für heute reicht es«, sagte ich.
    »Nimm sie trotzdem.« Er legte die Erdbeere in meine Hand. »Als ein Friedensangebot. Du siehst sehr erhitzt aus.«
    »Es ist nur …« Ich zuckte hilflos die Achseln. »So ein Mittelalterfest hat es ganz schön in sich … so viele neue Eindrücke.«
    Ein süßes Lächeln kräuselte Jinks’ Lippen. Er ließ sich auf den Rücken sinken, schlug die Beine übereinander, legte den Kopf in die verschränkten Hände und blickte in die Baumwipfel empor.
    »Vorhin hast du gesagt, dass die Kirmes dich an Finch erinnert«, sagte er. »Ein Mittelalterfest ist in mancher Hinsicht wie ein kleines Dorf, aber wie sollte es auch anders sein? Wir sind Schauspieler. Von Emotionen getrieben. Wir haben unsere kleinen Streitereien und manchmal auch lang währende Fehden, aber wir haben auch ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl und sind uns zutiefst bewusst, wie glücklich wir uns schätzen können, unsere jeweiligen Begabungen in dieser anregenden Umgebung entfalten zu können. Wenn es einen Thronanwärter gibt, bringt er den König nicht um. Er bewirbt sich für diese Rolle bei einem anderen Mittelalterfest. Oder er gründet ein eigenes.« Jinks gluckste leise, dann drehte er den Kopf zu mir. »Wir nehmen unsere Arbeit ernst, Lori, sind uns aber gleichzeitig bewusst, dass es ein Spiel ist.«
    Jinks schien mir, auf möglichst nette Art, sagen zu wollen, dass mich die Kirmes so sehr gefangen genommen hatte, dass ich nicht mehr zwischen Fantasie und Wirklichkeit unterscheiden konnte. Das Gleiche hatte Edmond zu Mirabel gesagt, aber meine Reaktion war eine ganz andere als ihre. Ich zielte nicht mit vergifteten Worten auf Jinks’ wohlmeinenden Geist. Stattdessen beschloss ich zu beweisen, dass er falsch lag.
    »Danke.« Ich machte eine ausladende Geste mit der Hand. »Für all das. Ich habe es wirklich genossen, deine Mittagspause mit dir zu teilen.«
    »Ich hoffe, du genießt die Kirmes ebenso«, sagte er.
    »Ich würde sie noch mehr genießen, wenn ich das Rezept für diese Honigkuchen bekäme«, sagte ich und sah ihn augenzwinkernd an.
    »Das dürfte kein Problem sein.« Stöhnend setzte er sich auf. »Du weißt gar nicht, wie sehr ich es hasse, was ich jetzt sagen muss, Lori, aber ich muss zu meiner Arbeit zurück.«
    »Ich sollte ebenfalls zur Kirmes zurückkehren. Außerdem muss ich mir überlegen, wie ich es meinen Söhnen am besten erkläre, dass ich nicht bei ihrem Auftritt auf dem Turnierplatz zugeschaut habe.«
    »Sag ihnen, dass du einen Königsmord untersuchen musstest«, schlug er neckend vor. »Sie werden beeindruckt sein.«
    »Gute Idee.« Schließlich sollten Mütter ihren Kindern immer die Wahrheit erzählen, sagte ich mir und lächelte still in mich hinein.

16
    UNSERE WEGE TEILTEN sich an dem fast unsichtbaren Tor. Jinks ging in Richtung der Great Hall, wo der König so ziemlich jeden zum Ritter schlug, der es sich wünschte, einschließlich Frauen, Kinder, kleine Hunde, und ich kehrte zum Kristallkugelstand zurück. Diesmal bereitete es mir keine Schwierigkeiten, ihn zu finden. Ich folgte einfach Peggy Taxmans Stimme und bog dann in die Gasse in der Nähe ihres Standes ein.
    Die Verkäuferin war erfreut, mich wiederzusehen, möglicherweise auch nur deshalb, weil sie keine anderen Kunden hatte. Ihr »Rennie«-Name war, wie ich herausgefunden hatte, Mistress Farseeing, und sie war genauso gesprächig, wie ich es gehofft hatte. In wenigen Minuten erfuhr ich, dass sie mit ihrem Mann Hubert und einem

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