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14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)

14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)

Titel: 14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Workaholic. Er ging früh ins Büro und kam spät nach Hause; gut die Hälfte des Jahres verbrachte er damit, um die Welt zu fliegen und die vielfältigen Wünsche seiner Mandanten zu befriedigen. Ich musste meine ganze Überredungskunst aufbieten, um ihn an einem normalen Werktag dazu zu bewegen, früher als gewohnt das Büro zu verlassen, außerdem verbrachte er nicht selten sogar an den Wochenenden einige Stunden dort. Es war einfach nicht seine Art, blauzumachen. Als er mir daher erzählte, er wolle an einem Donnerstagnachmittag an einer Veranstaltung teilnehmen, weil sie »Spaß« versprach, wusste ich, dass etwas im Busch war.
    Ich war sicher, dass Bill die Generalprobe als eine Gelegenheit sah, sich vor meinen Augen zu bewähren. Ich war überzeugt, dass mein heroischer Dummkopf von einem Gatten sich am Donnerstagnachmittag auf den Turnierplatz stürzen wollte, um Sir Jacques niederzustrecken. Ich war mir so sicher, dass ich eine zusätzliche Eiswürfelpackung in das Kühlfach legte und Mirandas Telefonnummer in meinem Handy speicherte. Feierlich versprach ich mir, ihn nicht davon abzuhalten. Doch ich wollte an Ort und Stelle sein, um ihn aufzufangen, wenn er fiel.
     
    An einem Eingang des Torhauses stand eine Kartenabreißerin, um Bill und mich einzulassen. Auf dem Torhausplatz und in der Broad Street war keine Menschenseele zu sehen, doch als wir das Ende der Pudding Lane erreichten, schlug uns ein gewaltiger Lärmpegel entgegen – Gesang, Rufe, Lachen und lautstarkes Stimmengewirr.
    Auf dem Turnierplatz hatte sich eine große Menschenmenge versammelt, und alle schienen waschechte Rennies zu sein. Ein kurzer Blick genügte, um mich davon zu überzeugen, dass Bill und ich die Einzigen waren, die zeitgenössische Kleidung trugen. Die anderen hingegen hatten ihre historischen Gewänder an. Ich fühlte mich in meinem sommerlichen Aufzug des 21. Jahrhunderts seltsam befangen, aber die Rennies schienen keinen Anstoß daran zu nehmen. Sie waren zu sehr mit ihresgleichen beschäftigt, um die weltlichen Besucher in ihrer Mitte zu bemerken.
    Fußsoldaten flirteten über den Holzzaun des Turnierplatzes mit hübsch herausgeputzten Mädchen, Standverkäufer hatten sich im Picknickbereich niedergelassen, Darsteller gaben Lieder zum Besten, tanzten und spielten Gitarre, schlugen Trommeln oder Tamburine, und oben auf dem Hügel, auf dem Lilian Bunting und ich am Samstag unsere Honigkuchen gegessen hatten, fiedelten Stehgeiger um die Wette.
    Weder die Ritter noch ihre Knappen waren auf dem Turnierplatz zu sehen, doch der Hofstaat des Königs hatte bereits seine Plätze auf dem Podium eingenommen. Höflinge und in Seide gewandete Hofdamen saßen bequem unter dem gestreiften Baldachin. König Wilfred stand neben seinem hochlehnigen Thron und unterhielt sich angeregt mit dem rundlichen, kahlköpfigen Sir James dem Siegreichen, dem galanten Feldmarschall, der seine Truppen in die Schlacht gegen den Unrat geführt hatte, der über Finch gekommen war.
    »Wo ist Lord Belvedere?«, fragte ich stirnrunzelnd. »Hat Sir James seinen Platz eingenommen?«
    »Möglich«, sagte Bill. »Vielleicht hat das gemeinsame Schicksal, Opfer einer Lebensmittelvergiftung geworden zu sein, Calvin und Sir James enger zusammengeschmiedet. Komm, lass uns einen Platz mit guter Sicht suchen.«
    Am liebsten hätte ich so weit weg vom Turnierplatz wie möglich gesessen – in unserem Garten zum Beispiel oder, noch besser, im Wohnzimmer meines Schwiegervaters in Boston –, doch Bill bestand darauf, dass wir uns an den Zaun zwischen der königlichen Galerie und dem Zelt stellten. Es war genau die Stelle, die auch ich ausgewählt hätte, um rasch über den Zaun zu springen und den Drachenritter zum Duell zu fordern.
    Während König Wilfred die Stufen von der königlichen Galerie herabschritt, den Turnierplatz betrat und Sir Peregrine und Sir Jacques zu sich rief, verstärkte sich meine Vorahnung, dass etwas Verhängnisvolles geschehen würde. Als die Ritter aus dem Zelt auftauchten, umkrampfte ich die obere Holzstange des Zauns und machte mich auf ein Blutbad gefasst, doch Bill verzog keine Miene. Er schien sich mehr für König Wilfred als für den Lüsternen Jack zu interessieren, aber er konnte mich nicht täuschen. Ich wusste, dass er nur den richtigen Augenblick abwartete.
    »Das muss die neue Szene der Vorführung sein«, sagte Bill. »König Wilfred und die Ritter am Fuß der Galerie.«
    König Wilfred hielt einen Lorbeerkranz in der Hand, den er

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