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14 - Unheimliche Schwestern

14 - Unheimliche Schwestern

Titel: 14 - Unheimliche Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Massie
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Ohne dass
seine Familienmitglieder dabei sind. Sie sind solche Wichtigtuer. Hochnäsig.
Sie kennen die Sorte.« Wie auf Kommando schneuzte sie herzergreifend.
    »Du
bist hier eingebrochen.« Das war mehr eine Frage als eine Feststellung.
    »Ich
schätze, das könnte man sagen. Die Trauer hat mich dazu verleitet. Bitte haben
Sie dafür Verständnis. Ich musste Brian noch einmal sehen. Allein.«
    Ein
Gesicht wurde hinter Joes Schulter sichtbar. Es war das eines Mädchens Anfang
20 mit zerwühltem Haar. »Joe? Was macht sie hier? Was ist hier los?«
    Buffy
wusste genau was hier los war, zumindest was diesen verschreckten Joe Bruce
anging. Er hatte sich ein kleines Rendezvous mit dem Wuschelkopf gegönnt,
irgendwo hier in der Abgeschiedenheit dieses stillen, dunklen kleinen Ortes.
Wie gruselig!
    »Ist
schon okay«, sagte Mr. Bruce und räusperte sich. »Ich zeige ihr nur die Tür.«
    »Mr.
Bruce«, bat Buffy vorsichtig. »Könnte ich noch fünf Minuten bei Brian bleiben?
Bitte?« Sie schaffte es spielend, ihre Unterlippe zittern zu lassen. »Und ich
verspreche auch, dass ich dann gehen werde.«
    »Nein,
du musst jetzt gehen.«
    »Aber
ich will nur fünf Minuten mit ihm allein sein.«
    Joe
Bruce sah sie misstrauisch an und überlegte. »Was hast du denn mit ihm vor,
junge Dame?«
    Buffy
erwiderte seinen Blick und fragte sich, ob er wirklich das dachte, von dem sie
dachte, dass er es dachte. Wenn er das wirklich dachte, musste sie ihm
eigentlich aufs Dach steigen.
    »Du
weißt, dass man die Ehre der Toten respektieren muss? Das heißt, auch und
insbesondere die Ehre ihrer Körper?«
    Jetzt
reichte es Buffy. Sie schnappte sich Brians Körper und zog ihn halb aus dem
Sarg. In ein wehklagendes Schluchzen ausbrechend presste sie den toten Jungen
an sich. »Oh bitte, bitte, lassen Sie mich noch etwas länger bei ihm bleiben.
Ich vermisse ihn so schrecklich und werde ihn nie wieder sehen! Bitte, Mr.
Bruce, bitte!«
    »Joe,
das ist wirklich verdammt traurig«, pflichtete die junge Frau Buffy bei.
    »Gib
ihr doch die paar Minuten.«
    »Bitte!«,
klagte Buffy. Brians Körper war verflucht schwer und sie musste ihre Finger
tief in seine Schulter eingraben, um ihn nicht fallen zu lassen. Tote Augen
starrten sie ausdruckslos an. »Und bitte sagen Sie niemandem, dass ich hier
war. Einverstanden?« Buffy schoss Mr. Bruce einen Blick zu, der eine ganz
deutliche Botschaft enthielt: Ich verrate dich nicht, wenn du mich nicht
verrätst. Abgemacht? »Einverstanden, Mr. Bruce?«
    Es
war abgemacht. »Ich schätze schon«, bestätigte Mr. Bruce ihre stillschweigende
Übereinkunft. Der Bestattungsvorsteher richtete sich auf und versuchte
geschäftsmäßig auszusehen. »Fünf Minuten. Dann verschwindest du durch die
Vordertür. Ich schließe hinter dir ab.« Er schaltete das Deckenlicht wieder
aus.
    Im
Hinausgehen konnte er sich aber eine letzte Ermahnung nicht verkneifen: »Und
ich erwarte, den armen Jungen in unversehrtem Zustand wieder vorzufinden. Ich
hoffe, wir verstehen uns.«
    Buffy
wartete, bis sich ihre Schritte entfernten. Dann sah sie Brian an. »Was haben
die Moons mit dir gemacht?« Er antwortete nicht auf ihre Frage. »Bist du
wirklich ertrunken oder geschah etwas ganz anderes mit dir?«
    Was
sie als nächstes sah, hätte sie beinahe den Körper zu Boden fallen lassen.
Durch die toten, geöffneten Augen konnte Buffy einen matten Lichtschimmer
sehen. Sie drehte den Körper, so dass er sich direkt vor der Lampe auf dem
kleinen Tisch befand. Es schien unglaublich, aber es war die Wahrheit. Das
Licht der Lampe war durch die leblosen Augäpfel von Brian Andrews zu erkennen,
so wie das Licht einer Kerze einen ausgehöhlten Kürbiskopf mit unheimlichem
Leben erfüllen konnte. Das Licht der Lampe drang in Brians Kopf ein und verließ
ihn wieder durch seine Augen.
    Weil
da außer ein wenig Knochen und Haut nichts war, das das Licht hätte aufhalten
können.
    Brian
Andrews hatte kein Gehirn mehr.
    Es
war zu grauer Materie geworden, die aus seinem Ohr geflossen war. Die trockenen
Brocken in dem zusammengefalteten Papier in Buffys Hosentasche waren
getrocknetes Gehirn. Polly Moon hatte diese Jungs nicht ertränkt. Sie hatte es
so aussehen lassen wollen, aber das war nicht das, was tatsächlich geschehen
war. Sie war sehr viel kreativer gewesen, sehr viel böser.
    Oh
mein Gott, dachte Buffy entsetzt. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie hat ihre
Gehirne verflüssigt!

9
     
    In
größter Eile begab sich Buffy nach Hause, da ihr nur noch eine

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