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140 - Im Land der Feuerdrachen

140 - Im Land der Feuerdrachen

Titel: 140 - Im Land der Feuerdrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Bewegung. Leises Trappeln klang durch die Luft. Manchmal blitzte auch das Fell oder der Chitinpanzer der Tiere hervor, die sich gerade in wilder Panik absetzten. Sie alle witterten die Gefahr, die vor dem Wellen schlagenden, schwammigen Monstrum ausging.
    Mehrere Kilometer weit breitete es sich flach in der Ebene aus und nahm inzwischen beinahe den gesamten Horizont der Jeep-Besatzung ein.
    »Shogun II an Zentrale«, funkte Oda die Leitstelle an. »Hier draußen geht wirklich Seltsames vor.«
    Das war mit Sicherheit die diffuseste Meldung seiner gesamten Dienstzeit, aber es fiel nun einmal schwer, das, was er sah, in Worte zu fassen. Oda musste zweimal trocken schlucken, um einen würgenden Druck aus seiner Kehle zu entfernen, bis er endlich zu einer vernünftigen Beschreibung ansetzen konnte.
    Während er sich um die richtigen Formulierungen mühte, rückte die organische Masse auf dreihundert Meter heran. Oda tippte dem Fahrer, der bereits unruhig auf seinem Kunststoffsitz hin und her rutschte, an die Schulter. Den nach hinten gereckten Daumen erkannte der junge Corporal sofort als das heiß ersehnte Rückzugssignal. Sofort rammte er den ersten Gang herein, wendete mit durchdrehenden Reifen und fuhr parallel zur Anfahrtsspur davon.
    Nach zwei Kilometern ließ Oda ihn halten.
    Die bebende Front im Nacken rückte rasch nach. Sehr rasch.
    »Der fremde Organismus bewegt sich ungewöhnlich schnell«, setzte Oda die Beobachtung in eine Meldung um.
    »Nach meiner Schätzung mit zwanzig bis dreißig Kilometern pro Stunde. Wir müssen uns schleunigst etwas einfallen lassen.«
    Mit zusammengekniffenen Lidern blickte er über die Schulter, von der stillen Hoffnung beseelt, dass sich die zitternde Front aus der Nähe als Insektenschwarm entpuppen mochte, doch sie behielt ihre feste, zusammenhängende Konsistenz, die alles flächendeckend unter sich begrub.
    Unerbittlich rückte sie näher.
    Ein Gerul mit angebrochenem Hinterlauf war zu langsam für eine erfolgreiche Flucht. Haken schlagend versuchte er den Ausläufern der schrundig ausfasernden Vorderkante zu entkommen. Auf Dauer brachte das natürlich nichts. Es war nur ein Spiel auf Zeit, aus Instinkt geboren. Aber dem Tier war kein Aufschub mehr vergönnt.
    Unversehens entwuchsen der Masse faustdicke Fortsätze, deren Spitzen sich nach außen stülpten. Weiße Flüssigkeit spritzte aus dem Inneren hervor. Der klebrige Auswurf, der dicke Fäden nach sich zog, spann den Gerul von mehreren Seiten ein und versteifte sofort.
    Es entstand ein harter Kokon, der jede weitere Bewegung unmöglich machte. Mitten im Lauf zu Fall gebracht, überschlug sich das Tier mehrmals und blieb hilflos liegen.
    Sekunden später war der blassgelbe Organismus heran und verleibte sich den Gerul ein.
    Oda konnte sehen, wie das Tier angesaugt und umschlossen wurde. Vegetarische Organismen gingen anders vor.
    »Halten Sie dieses Geschöpf für gefährlich?«, fragte die Leitstelle gerade.
    Der Fahrer lachte, einen Anflug von Hysterie in der Stimme.
    »Ich halte dieses Vieh für tödlich«, bestätigte Oda und schilderte den gerade beobachteten Vorfall. Daraufhin folgte eine kurze Pause, in der Neu-Toshiba die Lage beriet. Oda wies den Fahrer an, langsam weiter zu fahren und von nun an mindestens fünfhundert Meter Abstand zu halten. So weit reichten die Drüsen des Molochs hoffentlich nicht.
    »Sehen Sie eine Möglichkeit, die Gefahr zu stoppen, Lieutenant?«, klang es aus dem Lautsprecher.
    Oda sah fassungslos auf das Handmikrofon in seiner Rechten. Tickten die Jungs in der Zentrale eigentlich noch ganz richtig? Oder glaubten sie, er würde nur Märchen auftischen?
    »Ich kann den Fladen gerne mit der Pistole perforieren«, bot er an, »aber es sollte mich sehr wundern, wenn Kugeln ernsthaften Schaden anrichten. Ich habe es hier mit einer mehrere Quadratkilometer großen Fläche zu tun, die mühelos über scharfkantigen Fels gleitet. Die bricht nicht tot zusammen, nur weil ein paar Löcher hinein gestanzt werden.«
    »Uns interessiert eher, wie der Organismus auf Feuer reagiert«, lautete die Antwort. Ganz ruhig. Ganz sachlich.
    »Viele primitive Lebensformen fürchten sich vor Flammen.«
    Oda wurde es heiß unter seinem Grünzeug. Sein Blick wanderte zu der auf der Ladefläche fest genieteten Waffenkiste. »Sie denken an die Napalmgranaten?«, fragte er mit belegter Stimme.
    Selbst mit dem Mörser ließen sich diese hochentzündlichen Dinger nur auf kurze Distanzen abfeuern. Dieser Gedanke behagte ihm

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