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140 - Im Land der Feuerdrachen

140 - Im Land der Feuerdrachen

Titel: 140 - Im Land der Feuerdrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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ganz und gar nicht.
    »Korrekt!«, kam es aus dem Äther zurück. Die Stimme klang plötzlich kalt und unpersönlich, aber vielleicht lag das nur an den Störgeräuschen, die jedes Wort mit lautem Knistern und Knacken unterlegten.
    »Wir haben nur ein halbes Dutzend an Bord«, erinnerte Oda. »Das wird nicht reichen, um einen Sperrgürtel zu errichten.«
    »Das sollen Sie auch gar nicht, Lieutenant Yasuhiro«, kam es mit einigen Sekunden Verzögerung zurück. Die Stimme am Mikrofon hatte gewechselt. Sie gehörte nun Colonel Hoto.
    Kyotos oberster Befehlshaber sprach persönlich zu ihm! »Ihr Befehl lautet lediglich, die Auswirkung des Napalms zu testen und dann Bericht zu erstatten. Lassen Sie den Funkkanal die ganze Zeit offen, damit wir uns ein umfassendes Bild machen können.«
    Und damit ihr selbst im Falle unseres Ablebens etwas zu analysieren habt!, fügte Oda in Gedanken hinzu. Mit einem bitteren Geschmack auf der Zunge bestätigte er den Befehl, hängte das Mikro ein und hangelte sich unter dem Überrollbügel hindurch auf die rückwärtige Ladefläche. Sein Gewehr ließ er in der Konsolenhalterung zurück.
    »Sind die völlig übergeschnappt?«, rief sein Fahrer, der das Tempo selbstständig erhöhte. »Auswirkung des Napalms testen! Die haben gut reden. Die sitzen ja auch mit dem Arsch im Trocknen!«
    Oda konnte die Wut des Mannes gut verstehen. Er hätte auch lieber auf Verstärkung gewartet. Aber Befehl war nun mal Befehl. Ihn zu verweigern bedeutete den sicheren Tod.
    »Fluchen hilft nicht weiter«, antwortete er. »Nutzen wir lieber alle Chancen, heil aus der Sache heraus zu kommen. Geh auf drei Kilometer Abstand, dann geben wir dem Moloch Zunder.«
    Buschwerk und hohe Gräser trommelten gegen das Chassis, als der Jeep mit hoher Geschwindigkeit durchs Gelände raste.
    Oda mühte sich einigermaßen, den Code in das Zahlenschloss der Waffenkiste einzutippen.
    Entnervt klappte er den schweren Deckel in die Höhe und fixierte ihn mit einer Eisenklammer am rundum laufenden Stahlblech. An der Deckelinnenseite hingen zwei Strahlengewehre in Lederschlaufen. Um den Mörser zu erreichen, musste er erst das schwere MG herausheben.
    Darunter kam die Munitionskiste zum Vorschein, in der zwölf Grananten fein säuberlich nebeneinander aufgereiht lagen, sechs von ihnen mit Napalm gefüllt, die anderen sechs mit einem normalen Sprengkopf bestückt.
    Oda besaß Routine im Aufbau des Mörsers. Trotz der holprigen Fahrt stand die Waffe zwanzig Sekunden später auf drei abgeklappten Stahlbeinen im hinteren Drittel der Ladefläche. Vorsichtig nahm er eine der Granaten aus der Schaumstoffmulde und sah über das Heck zu dem alles erstickenden Moloch.
    »Hey, nicht so weit!«, rief er dem Fahrer zu. »Ich sagte drei Kilometer!«
    Der schlanke Flugkörper mit den nach hinten auslaufenden Stabilisierungsflügeln wog schwer in seiner Hand. Da das Tempo nicht abnahm, sah er über die Schulter. Kühler Fahrtwind schlug ihm ins Gesicht.
    »Was ist? Hörst du schlecht?«
    Die kurzen Haare des Fahrers schwammen in Feuchtigkeit.
    Schweißperlen schimmerten in seinem ausrasierten Nacken.
    »Der Mörser reicht auch fünf Kilometer weit!« Dem Knaben stand die Angst ins Gesicht geschrieben. Er war erst Anfang zwanzig, doch in diesem Moment durchzogen dicke Furchen sein verzerrtes Gesicht. »Warum ein Risiko eingehen?«
    »Weil ich den Moloch an der Vorderkante erwischen muss, um die genauen Auswirkungen zu verfolgen«, erklärte Oda geduldig.
    Doch vergebens. Den Blick stur nach vorne gerichtet, fuhr der Corporal mit unveränderter Geschwindigkeit weiter.
    »Anhalten!«, brüllte ihn Oda von hinten an. »Das ist ein Befehl!«
    Die Hand des Lieutenants wanderte zu dem Pistolenholster an seiner Hüfte. Zum Glück war er nicht gezwungen, die Waffe zu ziehen. Sein lauter Anranzer reichte aus, den antrainierten Gehorsam des Untergebenen zu aktivieren.
    Der Fahrer drosselte das Gas auf Schritttempo.
    »Wirklich anhalten?«, fragte er kleinlaut. »Sie können doch auch während der Fahrt feuern.«
    »Anhalten, aber Motor laufen lassen«, kam ihm Oda entgegen. »Ich feuere bei drei Kilometer drei Granaten ab, dann geht es weiter. Alles klar?«
    Der Jeep stoppte.
    Oda legte die Granate neben sich ab und holte zwei weitere hervor. Danach schätzte er die Entfernung zum Ziel und stellte den Mörser auf 3000 Meter ein. Eine niedrige Buschgruppe diente ihm als Geländemarkierung.
    Die Kehle wurde ihm eng, während der Riesenfladen darauf zu kroch.

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