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140 - Im Land der Feuerdrachen

140 - Im Land der Feuerdrachen

Titel: 140 - Im Land der Feuerdrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Sein Herzschlag dröhnte hinauf bis in seine Ohren.
    Endlich war es so weit.
    Er machte die Granate scharf, führte das Ende in den Rohrlauf und ließ los. Die Zeit, bis sie unten aufkam, reichte gerade aus, um sich die Ohren zuzuhalten. Der Zünder schlug auf, die Treibladung explodierte. In einem blassroten Feuerstrahl jagte das Geschoss davon. Der Knall drang dumpf bis an sein Trommelfell. Rauchschwaden nebelten die Ladefläche ein, und der Geruch von Schwarzpulver biss ihm in Augen und Nase. Blinzelnd verfolgte Oda die Flugbahn.
    In einem 30-Grad-Winkel stieg die Mörsergranate empor, überwand auf halber Strecke den Scheitelpunkt und schlug wenige Meter hinter der ausgefransten Fladenfront ein.
    Ein meisterhafter Schuss, ganz ohne Frage. Oda beobachtete zufrieden, wie der Feuerpilz in die Höhe schoss.
    In dicken, flammenden Tropfen spritzte das Napalm zu allen Seiten, brannte sich tief in den schimmelig aussehenden Leib.
    In dem Wesen entstand ein beinahe kreisförmiges Loch mit einem Durchmesser von mindestens zwanzig Metern. Das Gras davor begann zu brennen.
    Kein einziger Schmerzlaut erfüllte die Ebene. Ein starkes Zittern, das durch die schwammige Masse lief, war die einzige Reaktion des unförmigen Wesens. Sein Vormarsch geriet ins Stocken. Vermutlich weil es erst einmal herausfinden wollte, woher der plötzliche Schmerz rührte.
    Vielleicht war es auch blind und verfügte nur über einen primitiven Tastsinn. In diesem Fall zog es vermutlich nicht einmal eine Verbindung zu dem wartenden Jeep.
    Oda griff nach dem Handmikrofon, das ihm der Fahrer über den Überrollbügel hinweg reichte. Er klemmte die Sendetaste fest und ließ es am Kabel herab baumeln.
    »Shogun II an Zentrale«, meldete er. »Erster Schuss ging ins Ziel. Vormarsch der Kreatur wurde gestoppt.«
    Die Gegenseite schwieg. Sie lauschte lieber gespannt und versuchte sich anhand der Geräuschkulisse ein Bild zu machen.
    Oda griff zur nächsten Granate und justierte den Mörser neu.
    Dicker öliger Qualm stieg über der schwarz verkohlten Brandwunde auf. Die Rauchfahne, die nur langsam im Wind verwehte, diente ihm als Markierung. Er wollte die nächste Granate genau neben das entstandene Loch setzen.
    Allzu weit hatte sich das Napalm leider nicht durchgefressen. Außerhalb des Einschlagpunktes waren die Flammen schnell erstickt. Aber vielleicht bedurfte es ja nur einer stärkeren Einwirkung, um das Tier gänzlich in Brand zu schießen.
    Während er die Granate scharf machte, fiel Oda auf, dass die Höhe der Kreatur langsam anwuchs. Er zwinkerte, um seinen Blick zu schärfen, doch die verwehenden Schwaden spielten ihm keinen Streich.
    Er hatte richtig gesehen.
    Das Tier rückte von hinten weiter auf, und da es vorne auf der Stelle verharrte, wuchs der flexible Leib in die Höhe.
    Immer weiter und weiter.
    Oda überlegte, ob er diese Beobachtung melden sollte, entschied dann aber, zuerst den zweiten Schuss abzufeuern.
    Sicher ist sicher, dachte er. Und lag völlig falsch damit.
    Im gleichen Moment, da das Napalmgeschoss aus dem Rohr jagte, kam Bewegung in die bebende Masse. Explosionsartig brachen zwei Tentakel vom Durchmesser ausgewachsener Eichenstämme daraus hervor. Beinahe im gleichen Tempo, in dem die Granate ins Ziel flog, schossen die Auswüchse links und rechts am Jeep vorüber.
    Erneut brannte sich ein kreisrunder Napalmkrater in die Kreatur, ohne eine nachhaltige Wirkung zu erzielen. Die Falle um den Jeep schloss sich. Beide Tentakel vereinigten sich zu einer durchgehenden Masse, wie zwei Teigstränge, die miteinander verknetet wurden.
    »Gib Gas!«, brüllte Oda dem Fahrer zu, der längst den Gang eingelegt und aufs Pedal getreten hatte.
    Die Hinterräder griffen sofort.
    Mit aufheulendem Motor machte der Jeep einen Satz nach vorn und sprang direkt in die flexible Barriere, die sich blitzschnell um Räder und Achsen legte und bis in den Motorraum vordrang. Die Anfahrt wurde brutal gestoppt.
    Genauso gut hätten sie gegen eine Betonwand fahren können.
    Oda schleuderte gegen den Überrollbügel und prallte zurück, bevor er der Länge nach auf die Ladefläche schlug. Der heiße Mörserlauf schrammte an seiner Wange entlang. Sie wurde aufgerissen und verbrannt zugleich.
    Glühendheißer Schmerz erfüllte sein Gesicht, doch Oda war viel zu erschrocken, um ihn wirklich zu spüren. Hastig rappelte er sich in die Höhe und griff nach der nächsten Granate.
    Gerade noch rechtzeitig für die unzähligen Auswüchse, die rings um den Jeep in die

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