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140 - Im Land der Feuerdrachen

140 - Im Land der Feuerdrachen

Titel: 140 - Im Land der Feuerdrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Höhe wuchsen. Sie formten ein dichtes Geflecht aus wimmelnden, sich windenden Schlangen, deren Köpfe sich der Ladefläche zuneigten. Klebrige Tropfen quollen aus den offenen Spitzen.
    Oda erschauderte bei dem Gedanken an das, was gleich kommen würde. Entsetzt ließ er die Granate fallen. Es war ohnehin zu spät, sie noch sinnvoll einzusetzen. Gehetzt wirbelte er herum, um nach einem Ausweg zu suchen, doch in dem wimmelnden Geflecht klaffte nicht die kleinste Lücke.
    Die Pistole aus dem Hüftholster sprang ganz automatisch in seine Hand. Sie abzufeuern war völlig sinnlos, trotzdem tat er es. Einfach um irgendetwas zu tun, und sicher auch, weil sein überforderter Verstand nicht mehr rational arbeitete.
    Einige Tentakel schlangen sich um den Überrollbügel und die Seitenverkleidung, andere spien ihren Auswurf den Männern im Jeep entgegen.
    Oda sah aus den Augenwinkeln, wie der Fahrer in seinem Sitz förmlich übergossen wurde. Ihm selbst gelang es nur durch einen raschen Seitenschritt einer lähmenden Fontäne zu entkommen.
    Die Pistole in seiner Hand bellte auf.
    Einer der vor ihm aufragenden Hälse platzte auseinander.
    Klebriger Schaum sprühte unkontrolliert daraus hervor.
    Oda duckte sich und visierte einen weiteren Tentakel an.
    Bevor er den Druckpunkt erneut überwinden konnte, wurde der Jeep jedoch um seine Längsachse gewirbelt. Einfach so, ohne dass es die amorphe Masse, die das Fahrzeug bis zur Radnabe umgab, eine sichtbare Anstrengung kostete.
    Oda verlor das Gleichgewicht. Himmel und Erde lösten sich auf, während er in den wimmelnden Tentakelwald stürzte. Die Berührung mit den weichen Auswüchsen der Kreatur erwies sich als äußerst schmerzhaft. Überall dort, wo ihn kein Stoff schützte, fraß sich der Organismus sofort in die Haut hinein.
    Seine Nerven reagierten, als würden ihre Enden in Säure getaucht.
    Oda schrie auf. Vergebens. Noch ehe er Oben und Unten wieder voneinander unterscheiden konnte, wurden ihm bereits beide Arme so weit auseinander gerissen, dass die Schultergelenke knackten.
    Die Pistole entglitt seinen Fingern. Keuchend wand er sich in dem klebrigen Tentakelgriff, öffnete die Augenlider, um seinem Ende unerschrocken entgegen zu blicken, doch alles, was er zu sehen bekam, war ein weißer Schwall, der sie ihm sofort wieder verklebte.
    »Es fühlt Schmerzen!«, brüllte er, ehe auch der letzte Quadratzentimeter seines Leibes umgarnt wurde. »Und es wird wütend, wenn man es verletzt!«
    Die Hoffnung, dass seine Worte noch über den Äther gingen, war alles, was ihm blieb. Denn der Gedanke, völlig umsonst zu sterben, schmerzte ihn fast genauso sehr wie der Moment, in dem der amorphe Moloch ihn zu verdauen begann.
    ***
    Die Glutpilze der Napalmgranaten waren durch den Feldstecher gut zu erkennen, der Überlebenskampf der Patrouille verschwamm dagegen zu einem winzigen Einerlei.
    Als der Moloch den Jeep überdeckte, konnte jedoch kein Zweifel mehr an dem aggressiven Charakter der anrückenden Kreatur bestehen.
    Keiji Shos Hals fühlte sich an, als ob eine mit Stacheln überzogene Kastanie darin fest sitzen würde. Rasselnd fuhr sein Atem ein und aus, während er sich das Schicksal der Jeepbesatzung ausmalte. Angesichts des öden, wie abgebrannt wirkenden Streifens, den der formlose Fladen im Gelände hinterließ, zweifelte er keinen Augenblick daran, dass seine Kameraden gerade bei lebendigem Leib verdaut wurden.
    Keiji rieb seine zu eisigen Klumpen erstarrten Hände. Auch sonst war ihm kalt und elend zumute. Dabei war er normalerweise nicht leicht zu erschrecken. Bestimmt nicht.
    Jeder der in Nipoo verbliebenen Japaner lebte tagtäglich mit dem Tod vor Augen.
    Sie alle waren viel gewohnt.
    Die Ostmänner! Die Außerirdischen im Kratersee! Bizarre Lebensformen zu Lande, zu Wasser und in der Luft! Trotzdem – eine Mutation wie dieser Moloch, der sich fressend durchs Land schob, stellte selbst für ihre gebeutelte Nation einen Höhepunkt dar.
    »Dieses elende Vieh gehorcht den Daa’muren«, knurrte eine Stimme neben ihm.
    Obwohl der junge Späher wusste, dass sie zu Toshiro gehörte, fuhr er erschrocken herum. Verdammt, er war so in Gedanken versunken gewesen, dass er seinen Kameraden gar nicht gehört hatte. Nun saß Toshiro nur eine Armlänge entfernt neben ihm und schenkte ihm ein freudloses Lächeln. Dass er den Jüngeren übertölpelt hatte, bereitete Toshiro heute keine Freude.
    Keiji verneigte sich trotzdem, um dem Können des Älteren Tribut zu zollen. Toshiro winkte

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