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140 - Kastell der namenlosen Schrecken

140 - Kastell der namenlosen Schrecken

Titel: 140 - Kastell der namenlosen Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Essen hinübergehen, solltest du deinen richtigen Namen nennen. Aber kein Wort von Le Castellet. Du weißt nur, was ich dir - flüchtig! - gesagt habe, und was die de Beauvallons erzählen. Lasse mich reden." „Ich habe verstanden."
    Einige Worte des tagtäglichen Französisch sprach und verstand Roquette inzwischen. Sie hatte längst herausgefunden, daß für sie die Gesetzmäßigkeiten des wirklichen Lebens galten. Sie zeigte sich darüber nicht sonderlich erstaunt. Was ihr unmittelbare Zukunft betraf, so war sie absolut unentschlossen.
    „Du bist eine Französin aus der Bretagne. Daher der Dialekt. Wir trafen uns gestern, kurz bevor ich Le Castellet besuchte. Merke dir das, bitte."
    Er vergewisserte sich, daß sie einige Namen und Straßen eines Grenzstädtchens auswendig lernte und fragte dann: „Du begleitest mich heute nacht zum Kastell?"
    „Muß das sein?"
    „Nicht ins Gewölbe. Du kannst draußen warten. Beschreibe mir, was ich heute finde, wenn ich die Gewölbetür aufbreche. Falls das nicht die Dämonen selbst schon unternommen haben."
    „Du findest Dorsan und zwölf der übelsten Kreaturen, die je existiert haben."
    „Sprich. Sie leben - so wie du?"
    „Ja und nein. Sie vermögen mit ihren Gedanken aus den Mauern hinauszureichen. Sie haben in den letzten zwölfmal zwölf Jahren einige Besucher in den Keller zerren können. Sie gaukelten ihnen ein Abenteuer vor."
    „Und zuletzt jenen Pierre und die zwei Holländer?"
    „Ja. Aber das Leben aus diesen Körpern entwich und sammelte sich in mir. Es war ein köstliches Gefühl, und ich habe nichts dazu getan, diese Menschen zu töten. Ich hätte es früher tun können." „Und deswegen streiten sich die Dämonen?"
    „So ist es. Du mußt die Geschichte kennen, um alles verstehen zu können."
    „Ich höre aufmerksam zu."
    Dorians Vorstellungen schweiften zurück zu jenem Punkt der Vergangenheit, an dem sie gestern aus Erschöpfung haltgemacht hatten.

    Tag um Tag, Nacht um Nacht, Monat um Monat tröpfelte dahin. Das Schreckensregiment des Dämons hielt an.
    Aber unmerklich wandelte sich die Weise der dämonischen Herrschaft.
    Die Menschen, die gefoltert wurden, starben und zerfielen.
    Ein Krieg entvölkerte weite Teile der Umgebung. Und die Menschen, die bisher die Opfer der jagenden Reiterei gewesen waren, blieben nicht länger hilflos. Das Christentum wurde stärker, und die Priester rüsteten die Bauern, Fischer und Dörfler mit Kirchen aus, mit Taufbecken, Kreuzen und geweihtem Wasser. Schritt um Schritt wurden die Dämonen zurückgetrieben.
    Aber noch immer wagten sich nicht einmal die mutigsten Gottesdiener in die Nähe von Le Castellet. Die Mühle verfiel, das Flüßchen suchte sich nach einem Bergrutsch einen anderen Weg und versiegte. Weinberge und Gärten verwilderten.
    Nur die Fledermäuse blieben.
    „Und was tatest du in all dieser langen, qualvollen Zeit?"
    „Ich lernte zu überleben", antwortete Roquette voller Ernst. „Und ich tat alles, um das Ende der Dämonenherrschaft herbeizurufen. Du mußt wissen, daß viele der freien Dämonen das Kastell verließen. Zuerst die Vampire. Sie flogen durch die Nacht davon, ehe sie verdursteten. Sie verschwanden spurlos, niemals kam je einer zurück."
    „Bis auf die Ausnahmen, von denen du erzählt hast."
    „Das war viel später. Ich war halb Geist, halb Körper. Ich wanderte durch die Nächte und sprach mit den Menschen. Wenn sie ihren Schrecken überwunden hatten und verstanden, was sie hörten, wußten sie, daß dieses Haus verflucht ist. Sie wappneten sich gegen die Dämonen. Zuerst siechten diese seltsamen Pferde dahin, hin, und ihre Geripppe lösten sich auf. Es gab bald keine Reiterei mehr."
    Es wurde stiller in den Hügeln und Bergen des späteren Departement Var. Die einzelnen Bauerngehöfte wurden aufgegeben; kleine Städte entstanden und waren bald mit einem Netz guter Straßen verbunden, die sich entlang der Hänge schwangen, und ihre Brücken spannten sich über die Täler. Sumpfige Flußdeltas wurden trockengelegt, und mehr und mehr Kirchtürme reckten ihre Kreuze und Wetterhähne in die azurne Luft der Küste.
    Die Reiter fanden keine Opfer mehr.
    Ihre letzten Tiere scheuten vor den unübersehbaren Zeichen eines festen Glaubens, in dem kein Platz mehr war für Dämonen, für Angst vor einer Gespensterwelt.
    Aber noch immer war das Kastell ein Zentrum des Schreckens.
    Die Lustknaben starben bei der ersten Folter. Niemals hatten sie je die Möglichkeit gehabt, wirklich zu leben. Sie

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