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140 - Kastell der namenlosen Schrecken

140 - Kastell der namenlosen Schrecken

Titel: 140 - Kastell der namenlosen Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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keine Erfahrung. Trotz des unausgesprochenen, aber unzweifelhaft großen Vertrauens mußte er größte Vorsicht walten lassen.
    „Wahrscheinlich. Vor lauter Glück", sagte sie und leerte das Glas. „Du brauchst vor mir keine Angst zu haben. Ich werde weder dein Blut zu saugen versuchen, noch ziehe ich das Leben aus deinem Körper."
    Dann deutete sie auf die silbernen Kettchen und die Gnostische Gemme. Wieder lächelte Roquette. Der Stoff des Mantels glitt auseinander. Sie achtete nicht darauf.
    „Überdies bist du trefflich geschützt."
    „In entscheidenden Momenten ist dies ein fragwürdiger Schutz", sagte er und stand auf. „Ich lasse deinetwegen das Fenster offen, aber den Vorhang ziehe ich zu."
    In diesem Augenblick krähte tatsächlich irgendwo ein Hahn. Dorian war mehr als erstaunt, ausgerechnet hier ein solches Geräusch zu hören. Das Geschmetter aus der Hahnengurgel löste den Bann zwischen ihm und Roquette.
    „Bis gleich, schönste Dämonin", sagte er lachend. „Fliege nicht weg."
    Ihr Lächeln war viel gelöster, als sie ihm nachblickte. Als er zurückkam, waren die Lichter gelöscht, und Roquette lag unter der dünnen Decke. Dorian schlüpfte ins Bett, streckte seinen Arm aus, und sie bettete ihren Kopf an seine Schulter. Fast augenblicklich schlief Dorian ein.
    Erst drei Stunden später erwachte er ratlos aus einem schlimmen Traum. Im vagen Morgenlicht, das durch die Vorhänge schimmerte, richtete er sich auf und betrachtete schweigend Roquettes Gesicht. Sie schlief. Ihre Züge waren entspannt, und sie atmete tief und gleichmäßig.
    „Nein, Roquette", sagte Dorian leise und sehr nachdenklich. „Du bist wirklich kein Vampir."
    Sie schlug die Augen auf und lächelte ihn an.

    Bis zum frühen Nachmittag erledigte Dorian Hunter ein umfangreiches Arbeitspensum. Zuerst führte er vom Postamt ein ausnehmend langes Gespräch mit Castillo Basajaun und erklärte das Problem, das ihn aufgehalten hatte. Er schlang ein hastiges Frühstück herunter, kaufte für Roquette Schuhe, Wäsche und Kleider und eine Handtasche, etwas Modeschmuck und Kosmetikutensilien.
    In der Kirche des Dörfchens legte er eine großzügige Spende in den Sammelkorb und fragte den Pfarrgehilfen, ob er sich ein paar Liter geweihtes Wasser nehmen dürfte. Überrascht willigte der junge Mann, der den Geldschein deutlich gesehen hatte, ein. Dorian fuhr zurück zu Jean-Jacques' Haus, begrüßte die Frau des Architekten und bat sie um einen Imbiß für einen Gast, den er ihr heute abend vorstellen wollte.
    Als er mit Iris in der offenen Haustür stand, kam der Architekt, winkte und sagte zu Dorian:
    „Die Polizei hat die Verwandten der beiden Holländer ausfindig gemacht. Sie holen das Gespann und die Särge. Der Keller ist noch nicht freigegeben. Der Arbeiter erholt sich von seinem Schock, aber er will nicht sagen, was er gesehen hat. Sie würden ihn alle für verrückt halten, sagte er."
    „Ich glaube es ihm!" stimmte Dorian zu. „Was gibt es von Le Castellet zu berichten?"
    Der Wächter glaubte, nachts Geräusche gehört zu haben. Aber er hatte nichts gefunden. Nur die Gärtner schimpften, weil jemand ihren frisch angesäten Rasen mit Fußeindrücken ruiniert hatte.
    „Das war ich", sagte Dorian. „Heute, beim Abendessen, werde ich Ihnen eine unglaubliche Geschichte erzählen. Und einen Gast habe ich auch. Nachts bin ich wieder im Kastell. Haben Sie mich heute zurückkommen gehört?"
    „Nein", sagten beide. „Wir haben so gut wie selten geschlafen."
    „Und noch eine Frage: gibt es hier tatsächlich noch echte Gockel, die bei Morgengrauen krähen? Oder ist's ein Tonband im Interesse des Fremdenverkehrs?"
    „Echter Hahn. Zehn Häuser weiter gibt es echte Hühner und täglich frische Eier. Dort arbeitet noch ein wirklicher, altmodischer Hahn."
    „Gelobte Region Var!" sagte Dorian, lächelte beide an und verschwand im Gästehaus.

    Roquette hatte ihr Haar gewaschen und behutsam gekürzt. Sie trug die neue Kleidung, als wäre sie darin aufgewachsen - mit einer verblüffenden Selbstverständlichkeit, ebenso wie den billigen Schmuck.
    „Du bist auch in unserer Zeit eine wirkliche Schönheit", sagte Dorian und stellte seine Tasche mit den Besorgungen ab. „Und ich habe offensichtlich scharfe Augen, auch für Damenmode."
    Sie umarmte ihn fast feierlich.
    „Ich bin in unserer Zeit", sagte sie leise. „Die letzte Nacht hat es auch mir bewiesen."
    „Da gibt es kleinere Probleme", wich er aus. „Deine Sprache. Wenn wir nachher zum

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