1400 - Götter der Nacht
erwartete. Was war schiefgegangen in der technischen Entwicklung der Khorra, die einst Sternenschiffe besessen hatten? „Damals, als euer Volk noch unter den Sternen umherreiste, beherrschte es das Prinzip der künstlichen Gravitation", sagte er, zu Sattavankual gewandt. „Warum verwendet ihr heute den Luftkissenantrieb für eure Bodenfahrzeuge?"
„Es gibt Kräfte, die das denkende Wesen nicht verwenden darf, weil sie der Natur schaden", antwortete der Glaubenslehrer in salbungsvollem Ton. „Die Götter haben in ihren Geboten ganz klar auseinandergesetzt, was schädlich ist und was unschädlich. Wir halten uns an die Gebote." Während er dies sagte, öffnete er umständlich Türen an beiden Seiten des Fahrzeugs. Der Luftkissengleiter hatte Platz für 12 Passagiere. Sattavankual selbst übernahm die Funktion des Piloten. „Wann haben die Götter diese Gebote erlassen?" wollte Perry Rhodan wissen. „Vor unvordenklichen Zeiten", sagte der Glaubenslehrer. „Wie viele Jahre seitdem verstrichen sind, weiß niemand mehr. Kaum hatten sich die Götter das erstemal am Nachthimmel gezeigt, da hörten wir ihre Stimmen und lernten die Lehre." Rhodan hatte sich acht Mann als Begleiter ausgesucht.
Einer davon war Reginald Bull. Im Palast übernahm Julian Tifflor einstweilen das Kommando. Sie kletterten über den Bordwulst ins Innere des Fahrzeugs. Auf einem altmodisch anmutenden Armaturenbrett nahm Sattavankual ein paar Schaltungen vor. Summend und rumorend sprangen mehrere Motoren an. Das Zischen komprimierter Luft war zu hören. Staub wirbelte auf. Schwankend und ruckend hob der Gleiter vom Boden ab.
Die Fahrt verlief ereignislos. Die Straßen der Stadt waren leer. Die nächtliche Beleuchtung wurde von Lampen besorgt, die an hohen Masten hingen und ein nicht besonders intensives orangegelbes Licht ausstrahlten. Der Gleiter bog um mehrere Ecken und hielt schließlich auf einem weitläufigen Platz vor einem kastenförmigen Gebäude, das keine Fenster hatte. Aus dem Dach des Gebäudes wuchs eine wunderliche, spiralförmige Konstruktion, die sich in 30 Metern Höhe dem Zugriff der schwächlichen Straßenbeleuchtung entzog und im Dunkel der Nacht verschwand. Perry Rhodan hielt sie für eine Antenne, aber für welche Art von Strahlung sie .gedacht war, das konnte er aus der Form des Gebildes nicht erraten.
Sattavankual öffnete eine große Tür und führte seine Begleiter ins Innere des Bauwerks. Vier von den Männern der CIMARRON waren angewiesen, dem Glaubenslehrer ständig auf die Finger zu sehen. Hier war die Quelle der psionischen Kraft, mit der Tausende von Menschen und Nichtmenschen, Mentalstabilisierten und Nichtstabilisierten unter hypnotischen Zwang genommen worden waren. Man musste darauf achten, dass der Glaubenslehrer keine Gelegenheit erhielt, die Kraft für seine Zwecke zu aktivieren.
Das Innere des Bauwerks war ein einziger rechteckiger Raum, an dessen Wänden sich unbeholfen wirkende Maschinen drängten. Dicke Kabelstränge verliefen in allen möglichen Richtungen und verbanden die Maschinen sowohl untereinander als auch mit einem würfelförmigen Kasten von zirka fünf Metern Kantenlänge, der in der Mitte des Raumes stand. Die Beleuchtung war dürftig. Das orangegelbe Licht, das die Khorra mit Vorliebe verwendeten, weil es der Strahlung ihrer Sonne ähnelte, machte den menschlichen Augen zu schaffen. Unter der Decke sah Perry Rhodan eine trichterförmige Wölbung, in der mehrere dicke Kabel verschwanden. Die Wölbung enthielt die Basis der Spiralantenne, soviel war klar. Aber welche Art von Leistung ihr durch die Kabel zugeführt wurde, darüber durfte man spekulieren.
Sattavankual stellte sich in Positur. Er stand auf halbem Weg zwischen dem würfelförmigen Kasten und der rechten Längswand, das Gesicht der letzteren zugewandt. Im Tonfall eines Museumsführers begann er zu dozieren: „Vor euch seht ihr die komplizierte Apparatur, die erforderlich ist, um die Leistung, die der Generator dort liefert...", mit einer Hand machte er eine beiläufige Bewegung in Richtung des Kastens hinter ihm, „... in die wahre Kraft der Alten umzuwandeln. Das ist die Kraft, mit der Bewusstseine denkender Wesen beeinflusst werden können, soweit ihre Denk-, Wahrnehmungs- und Empfindungsprozesse auf ähnliche Art verlaufen wie die unseren. Zunächst ist eine Umsetzung in monochromatische Leistung erforderlich. Diese erzeugt die Trägerwelle, auf die der zu übermittelnde Gedankeninhalt aufmoduliert werden muss."
Er macht
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