1402 - Die Drachenwelt
hielt es für den treffenden Namen für euch."
Roq Rahee kniete vor ihr nieder, berührte mit der Stirn ihren rechten Stiefel und richtete sich wieder auf.
Feierlich sagte er: „Dann bist du eine Seherin, Iruna. Deine Augen schweben bei Tag und Nacht unsichtbar über der Wüste und sehen das Wesen hinter den Dingen. Mein Stamm wird dich genauso verehren wie ich."
Die Akonin zeigte nicht, ob sie sich geschmeichelt fühlte. Sie blieb auch ernst, obwohl Gucky ihr hinter dem Rücken der Tronahae zuzwinkerte und seinen Nagezahn in voller Länge präsentierte.
Um Atlans Mundwinkel zuckte es verdächtig, bevor er erklärte: „Roq und Qon haben uns eingeladen, mit ihnen und einem Teil ihres Stammes zu einer Wettkampfstätte zu kommen, wo sich Tronahae und die Fliegenden Bergmenschen alljährlich einmal zu den hiesigen Olympischen Spielen treffen. Wir sind nur kurz zurückgekommen, weil dort, wo wir zuletzt waren, ein Blizzard aufzog - und weil wir uns hier den Sand abwaschen wollen, der uns in die SERUNS geflogen ist."
Als er den Blizzard erwähnte, sah Iruna mit einemmal wieder die drei Toten Augen vor sich.
Sie schüttelte das aufkeimende Grauen ab und erwiderte: „Dann beeilt euch! Ich komme natürlich nachher mit - und die fünf Leute von der CIMARRON auch. Aber sollten unsere beiden Tronahae nicht auch duschen?"
„Ich glaube nicht, daß ihnen das Spaß machen würde - außer du selbst seifst sie ab", gab der Ilt keck zurück. „Echte Wüstensöhne benutzen Wasser nur zum Trinken, denn für mehr reicht es garantiert nicht."
„Du bist unmöglich, Gucky", sagte Iruna, aber sie lachte dabei.
Dann wandte sie sich an die Gäste und fragte, während Atlan &Co. die Zentrale verließen, eine sandige Spur legend: „Darf ich euch frisches Wasser zum Trinken anbieten? Mit anderen Getränken und mit Speisen möchte ich lieber warten, bis wir wissen, wovon ihr lebt und was euch bekommt."
Die beiden Tronahae bejahten.
Wenig später saßen sie der Arkonin in Reservesesseln gegenüber und schlürften mit offenkundigem Genuß klares, kühles Wasser aus Porzellan-Trinkbechern.
Als Atlan, Rhodan und die beiden Teleporter in die Zentrale zurückkehrten, hatte Iruna im Gespräch weitere Informationen aus den beiden Tronahae herausgeholt.
So wußte sie beispielsweise, daß Roq Rahee einen hohen Rang bei den Stämmen seines Volkes bekleidete. Er war das bugaklische Äquivalent zu einem Reeder, denn ihm gehörten drei große Wüstensegler. Den größten, schnellsten und kampfstärksten führte er selbst als Kapitän - und an seinem Schiff beziehungsweise seinen Schiffen wurde bei den Tronahae ein Mann gemessen.
Die starke Bewaffnung der Wüstenschiffe hatte übrigens nichts damit zu tun, daß die Tronahae etwa Krieg untereinander oder gegen die Bergmenschen führten. Sie diente lediglich dem Schutz gegen die teilweise recht monströsen und angriffslustigen Tiere der Wüste und gegen fleischfressende Drachen, die manchmal aus ihren Berghorsten in die Wüste herabkamen.
Doch auch für die Jagd wurden die Waffen gebraucht. Die Wüste bot nicht viele pflanzliche Nahrung und eignete sich nur an wenigen Stellen für den Anbau von Nubha, einer Getreideart, Yanza, einer eiweißreichen Speicherwurzel, und Kaupas, einer anscheinend dattelähnlichen Frucht, die an niedrigen Sträuchern wuchs.
Die beiden Tronahae hatten auch berichtet, daß es außer ihren Stämmen nicht nur die Bergmenschen gab, sondern auch sogenannte Seeteufel, die in der wärmeren Jahreszeit in enorm stabilen Hausbooten auf dem Meer lebten und sich durch Fischfang ernährten und im Winter, wenn alle Meere zugefroren waren, ihre Boote einfach umkippten, zuschneien ließen und wie in Eispalästen wohnten.
Der Kontakt der Wüstensöhne und Bergmenschen zu den Seeteufeln war nur lose und meist rein zufällig. Der Handel mit ihnen wurde denn auch nur sporadisch betrieben. Aus den Beschreibungen Roq Rahees und Qon Shutres schloß Iruna, daß es sich bei den Seeteufeln ausschließlich um die Nachkommen der ertrusischen, epsalischen und überschweren Besatzungsmitglieder der BASIS handelte. Es leuchtete ihr ein, daß weder die Hauri noch die normal„menschlichen" Leute der BASIS robust genug gewesen waren, um unter den extremen Bedingungen der bugaklischen Meere zu überleben.
Die Akonin unterrichtete die anderen Mitglieder der Einsatzgruppe über diese Fakten, während Reginald Bull, der eigens dazu von der CIMARRON gekommen war, sie mit einer Space-Jet seines
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