1402 - Die Drachenwelt
schnell, er zeigte schon wieder seinen Nagezahn, wenn auch nur zu etwa einem Achtel. „Ich werde es dennoch nie vergessen", versicherte er der Akonin. „Du wirst immer auf mich zählen können."
Iruna lächelte. „Das konnte ich doch sowieso immer", erwiderte sie. „Aber wie sieht es denn nun bei den Tronahae aus?"
„Sie wollen, daß wir jetzt gleich kommen", antwortete der Ilt und verzog das Gesicht. „Aber als ich merkte, wie die Kälte mir die Ohren abbiß, habe ich ihnen zugerufen, wir kämen erst morgen früh.
Dann bin ich zurückteleportiert."
„Du hattest recht", sagte Atlan. „Natürlich könnten wir unsere SERUNS und Druckhelme geschlossen lassen, aber die Wüstensöhne müssen ja nicht jetzt schon in voller Klarheit erkennen, wieviel empfindlicher wir sind als sie."
Er blickte Rhodan an. „Ich denke, wir bleiben hier, wenn Gucky durch nochmaliges Sondieren festgestellt hat, daß die Tronahae diese Entscheidung akzeptieren."
Rhodan nickte.
Und der Ilt hatte schon nach wenigen Sekunden telepathisch herausgefunden, daß die Tronahae im Grunde genommen froh über ihre Entscheidung waren.
Sie hätten nämlich nicht gewußt, welche Speisen und Getränken sie ihren Besuchern anbieten sollten.
Als der nächste Tage anbrach, war der Himmel immer noch klar und von unwahrscheinlicher Bläue. Die Luft stand beinahe still, aber sie war eiskalt.
Reginald Bull und die Mitglieder des Landungstrupps frühstückten in der Steuerkanzel der Space-Jet. Die Enge störte sie nicht. Sie genossen es, in einem wohltemperierten Raum zu sitzen, Kaffee oder Tee zu trinken und ein terranisches Flottenfrühstück zu genießen, während die Luft unmittelbar jenseits der transparenten Kanzelwölbung vor Kälte klirrte und die von Rauhreif überzogene Wüste im Schein der Sonne Sandra gleich einem riesigen Diamantenfeld gleißte und glitzerte. „Nach dem Frühstück brechen wir auf", sagte Perry Rhodan und schüttelte die leere Hülle seines Frühstückseies in den kleinen Abfallkübel auf dem Kartentisch. „Wir benutzen die Gravopaks."
„Nicht nötig, Boß!" witzelte Bull und kaute an einem Schinkensandwich. „Ihr werdet abgeholt. Die Wüstensöhne sind ausgesprochene Frühaufsteher."
Alle blickten nach Südwesten, wo das Dorf lag.
Staunend sahen sie, wie ein mächtiges Schiff mit mindestens neun großen schneeweißen Segeln, die in drei Reihen auf einer meterdicken Plattform aus schwarzem Holz standen und weit nach Steuerbord und Backbord krängten, majestätisch langsam heransegelte. „Ein phantastischer Anblick!" rief Ras Tschubai und ließ zwei der Videosyntroniken der Space-Jet die Szene aufnehmen. „Der Fliegende Holländer auf den gefrorenen Wogen des Nordatlantiks!"
„Es gibt sogar einen Mastkorb", ergänzte Atlan und deutete mit ausgestrecktem Arm auf den vorderen Mast der mittleren Reihe, um den sich eine beplankte Wendeltreppe rankte, die in zirka fünfzehn Metern Höhe in einem riesigen Mastkorb endete, der schon eher eine Kommandobrücke war. Davor und tiefer gab es ein kleineres Segel, das an das Focksegel einer spanischen Karavelle erinnerte - und das am Bugspriet befestigte noch kleinere Segel hätte die Blinde ebensolcher Karavelle sein können.
Davon abgesehen, wich die Konstruktion aber doch sehr stark von den Konstruktionen terranischer Segelschiffe ab. Das fing bei dem nur etwa einen Meter hohen Schiffsrumpf an und ging weiter bis zu den insgesamt zehn breiten und sehr stabilen Kufen, auf denen das Wüstenschiff über den Sand glitt.
Dicht vor der Space-Jet drehte das Schiff hart bei, wobei die Wüstensöhne sichtbar wurden, die zu etwa zwei Dutzend stark vermummt auf den Wanten herumturnten.
Jemand winkte vom Mastkorb aus. „Es ist Kapitän Roq", sagte Nuria, die mit ihren scharfen Augen keine elektronische Sichthilfe benötigte. „Seid ihr bereit?" übermittelten die Außenmikrophone die auf hangoll gebrüllte Frage Roq Rahees.
Atlan zog den Energiering eines Mikrophons zu sich heran und antwortete: „Schiff ahoi! Wir kommen bald hinüber!"
Die Außenlautsprecher 4er Jet schrien es den Tronahae entgegen. „Jetzt hat ihn die Vergangenheit eingeholt", spöttelte Bull und meinte damit Atlans Seemannsruf. „Fertigmachen zum Frühsport!" rief Rhodan ebenso launig. Er war mit einemmal von einer Abenteuerlust und Begeisterung erfaßt worden, die er noch vor wenigen Minuten für unmöglich gehalten hatte - jedenfalls angesichts der völlig ungeklärten Lage, in der sich die
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