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1403 - Schrei aus dem Dunkel

1403 - Schrei aus dem Dunkel

Titel: 1403 - Schrei aus dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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möglich. Er toste durch sein Hirn, auch als Harry sich die Ohren zuhielt. Es war kein Schrei, der um Hilfe rief. Wenn er ihn einordnen sollte, dann kam ihm sofort der Begriff Rache in den Sinn. Ja, was er hier hörte, war ein verdammter Schrei der Rache und nichts anderes. Ob Eberle das auch so sah, wusste er nicht. Der stand neben ihm und war zu einer Statue geworden, den Blick nach innen gerichtet.
    Niemand war zu sehen, der den Schrei hätte ausstoßen können.
    Der Tunnel war leer. Es kam kein Mensch über die Fahrbahn. Und dann veränderte er sich.
    Die Lautstärke nahm ab. Der Schrei versiegte. Er ging mehr in ein Jammern über, das auch nicht mehr lange bestehen blieb und schließlich endete.
    Genau da fuhr der erste Wagen wieder in den Tunnel hinein. Diese normalen Geräusche rissen die beiden Männer aus ihrer Starre und Nachdenklichkeit.
    Die Realität hatte sie wieder, aber auch die Schreie gehörten zur Realität, obwohl sie niemand gesehen hatten, von dem sie hätten stammen können. Der Tunnel war bis auf sie menschenleer. Es gab nur die Fahrzeuge, die hindurchrauschten.
    »Und?«, fragte Karl Eberle. »Glauben Sie mir jetzt?«
    Harry Stahl winkte ab. »Ich habe Ihnen schon immer geglaubt, aber ich weiß es jetzt.«
    »Gut. Was wissen Sie?«
    »Dass einiges hier nicht mit rechten Dingen zugeht.«
    »Und was bedeutet das?«
    Harry breitete die Arme aus. »Das kann ich auch nicht sagen, Herr Eberle. Ich denke im Moment mehr an die vier toten Fahrer und frage mich, wie sie ums Leben gekommen sind, falls sie tot sind. Und wenn nicht, wo sie sich jetzt aufhalten.«
    »Das weiß ich auch nicht.« Eberle zog ein skeptisches Gesicht.
    »Haben Sie eigentlich schon mal daran gedacht, dass die gleichen Schreie auch von den verschwundenen Fahrern gehört worden sind? Und wenn ja, dass sie dann etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben?«
    »Daran denke ich im Moment.«
    »Gut, lassen Sie uns den Faden weiter spinnen.« Eberle trat ein wenig zurück. Das helle Licht in der Nische ließ sein Gesicht kalkig erscheinen. Sein Schatten wurde an die Wand geworfen und erhielt eine andere Form, als er die Arme anhob und die Hände spreizte.
    »Wenn diese Menschen also in den Tunnel hineingefahren sind und plötzlich die Schreie hörten, dann müssen sie durchgedreht haben. Dann war es ihnen nicht mehr möglich, die Kontrolle über ihre Fahrzeuge zu behalten. Da sind sie eben – na ja, Sie wissen schon. Es wäre eine Lösung.«
    »Mit der ich mich nicht so recht anfreunden kann«, sagte Harry sofort.
    »Warum nicht?«
    »Weil man von den Menschen nichts fand, verstehen Sie? Nur von den Autos, nichts von denen, die sie gelenkt haben. Genau das ist der Bruch in der Geschichte. Man hätte etwas von ihnen finden müssen. Asche. Oder auch Knochen, die nicht völlig verbrannt sind. Und was hat man von ihnen gefunden? Nichts, gar nichts. Als wären sie atomisiert worden, und genau das gibt mir zu denken.«
    »Was könnte dann passiert sein?«
    Harry hob die Schultern. Er stand vor einem Rätsel, und genau das gab er auch zu.
    Karl Eberle lächelte bitter. »Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen, denn ich weiß auch nicht mehr weiter. Ich kann nur davon ausgehen, dass hier Dinge passiert sind, die sich logisch nicht mehr erklären lassen. Das hier übersteigt einfach mein Begriffsvermögen. Da muss ich passen, und man muss es wohl so hinnehmen, wie es ist. Tut mir Leid, dass ich Sie mit hineingezogen habe, aber…«
    »Moment mal, das muss Ihnen nicht Leid tun. Und ich denke nicht, dass man aufgeben sollte.«
    In Eberles Augen blitzte es auf. »He, was habe ich da gehört?«
    »Genau das Richtige.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Ganz einfach. Wir werden zurück zu meinem Wagen gehen und durch den Tunnel fahren. Einmal auf dieser Seite und danach auf der anderen.«
    »Und dann?«, fragte Eberle.
    »Sehen wir weiter.«
    Der Mann schaute Harry in die Augen. »Mann, Sie haben aber einen Optimismus.«
    »Das hat damit nichts zu tun. Ich möchte mir eine Erklärung für die Geschehnisse finden, das ist alles.«
    »Und Sie schaffen das?«
    »Ich will es hoffen.«
    Die Autos fuhren wieder normal durch den Tunnel. Es war nichts Außergewöhnliches zu sehen und auch kein Schrei mehr zu hören.
    Der schreckliche Schrei gehörte der Vergangenheit an, doch Harry Stahl ging davon aus, dass nicht alles tot war, das zur Vergangenheit zählte. Da existierten noch immer gewisse Unterschiede.
    Mit genau dem Gedanken verließ er die

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