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1406 - Barriere im Nichts

Titel: 1406 - Barriere im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dünner Schleier über seinen Sehorganen. Und gleichzeitig drehte Covar Inguard durch, obwohl der geistverwirrende Einfluß nun versiegt war.
    Im Verlauf eines Augenblicks waren Eirenes Mühen dahin. Inguard stürzte sich auf Dao-Lin. Das alte Vorurteil gegen alle Kartanin brach durch; und es kam im Grunde nicht einmal besonders überraschend zu diesem Zeitpunkt. Dao-Lin wehrte sich kaum. Hätte sich die Kartaninfrau nur darauf konzentrieren können, sie hätte den Mann bei lebendigem Leib zerrissen.
    So jedoch schwebte sie in größter Gefahr. Inguards Körperkräfte schienen plötzlich verdreifacht, er würde sie töten, wenn er nicht rechtzeitig zur Vernunft kam.
    Mit äußerster Willenskraft verdrängte Salaam Siin die letzten Reste von Verwirrung. Er gab Eirene, die gerade hatte eingreifen und die beiden trennen wollen, ein Zeichen, sich herauszuhalten, und pumpte seinen Membrankranz auf. Ein leiser Ton wies die Syntronik an, seinen nächsten Akkord psionisch zu unterstützen.
    Es war kein modulierter Klang, sonder nur ein lähmender, scharfer Schrei, gerichtet auf Inguard und Dao-Lin-H'ay.
    Sie brachen in der Bewegung zusammen und blieben übereinander bewußtlos liegen. Für die leicht verletzte Kartanin ließ Salaam Siin einen Medorobot kommen. Man würde achtgeben müssen, daß sich die beiden nicht so rasch wieder über den Weg liefen. „Jetzt stehe ich wieder ganz am Anfang mit ihm", meinte Eirene niedergeschlagen. „Wie soll er nach diesem Zwischenfall seinen krankhaften Haß ablegen?"
    Salaam Siin hatte Mitleid mit ihr, und gleichermaßen war er an Covar Inguards Lage interessiert. Nun hatten die beiden so viel miteinander gearbeitet. War es da gerecht, daß dieser Wahnsinnseinfluß alles zunichte machte? Er pfiff ein paar bedauernde Töne, legte Inguard die Hälfte seiner zwölf Greiftentakel um die Hüfte und drehte ihn um. Mehr als ein paar Blessuren hatte der Mensch nicht abbekommen. „Allein wirst du es nicht schaffen."
    Dabei sah er nachdenklich Eirene an - hier brauchte es mehr als nur ihre Fähigkeiten. „Doch es gibt eine andere Möglichkeit. In den letzten Monaten habe ich meine Fähigkeiten zu oft zerstörend eingesetzt.
    Ich habe sogar getötet damit. Das soll jetzt anders werden, und den Anfang mache ich, indem ich dir mit Covar Inguard helfe. Du kannst ihn an Bord der HARMONIE lassen. Ich werde für ihn singen."
    Ja, dachte er, Musik war eine heilende Kraft, wenn man sie anzuwenden verstand.
    Wer sollte das besser wissen als er? Und mit der psionischen Orgel seines Schiffes stand ein Instrument zur Verfügung, das an Wirksamkeit kaum zu wünschen übrig ließ. Einen ophalischen Chor hätte er erst trainieren müssen, bis jeder Ton saß; die Orgel dagegen unterstützte seinen Gesang auf Anhieb genau so, wie es notwendig war. Er würde Covar Inguard behutsam von seinem Irrglauben abbringen, vielleicht die geistige Instabilität beheben.
    Im Augenblick allerdings gab es wichtigere Dinge zu tun.
    Was war geschehen? Woher kam der geistverwirrende Einfluß? Irgendwen innerhalb der Tarkan-Flotte mußte er fragen.
     
    *
     
    Niemand schien zu wissen, was ihren Flug in die Milchstraße aufgehalten hatte.
    Nur eines stand fest: daß da irgendwo eine Barriere unbekannter Natur war.
    Salaam Siin beschloß, sich mit den Einzelheiten nicht abzugeben. Bis die Galaktiker eine Möglichkeit gefunden hatten, die Barriere zu durchbrechen, hieß sein Problem Covar Inguard. Deshalb war er nicht eben erfreut, als die Pläne für die nächste Zukunft bekannt wurden. Wie sollte er Inguard geistig stabilisieren und von seinem verbohrten Vorurteil befreien, wenn es ständig neue Flüge in die Wahnsinnszone gab?
    Stunden später kam der Mann zu sich.
    Zunächst wollte er aufspringen und sich auf einen nicht vorhandenen Gegner stürzen, aber dann begriff Inguard. Er hatte den schlimmsten Schock offenbar überwunden. „Wie geht es dir?" Salaam Siins Frage war eine schmeichelnde, leise Melodie mit psionischer Ruhekomponente.
    Inguard entspannte sich. „Etwas besser", sagte er mit zittriger Stimme. Dabei suchten seine Blicke ziellos die Projektorschüssel ab. „Was ist passiert?"
    Salaam Siin berichtete, und er versuchte dabei Worte zu finden, die sein Gast auch würde verstehen können. Er durfte nicht vergessen, daß Covar Inguard von einer Primitivwelt stammte, daß schon allein der Anblick eines Ophalers und der Schüssel, die nach oben hin ungeschützt im All schwebte, fast zu viel waren. Wie sollte er

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