1406 - Barriere im Nichts
erklären, was er selbst nicht verstand?
Der Mann von Bugaklis gab sich mit dem zufrieden, was ihm Salaam Siin sagen konnte. Etwas anderes blieb ihm kaum übrig, und die gefaßte Reaktion ließ den Sänger hoffen. Trotzdem... In Inguards Wesen war eine Unbeständigkeit, die er fast körperlich spürte. Es konnte jederzeit zu einem neuerlichen Amoklauf kommen.
Salaam Siin stieß ein paar leise Töne aus. Die Projektoren der HARMONIE nahmen ihre Ausdruckskraft auf, verstärkten sie und warfen ein vielfältiges Echo in die Schüssel zurück. Nach oben hin begrenzte der eiförmige Schutzschirm den Resonanzraum - ein vollwertiger Akustikdom entstand. Im Brennpunkt der Kräfte hockte Covar Inguard am Boden, der Wirklichkeit entrückt und aufnahmebereit für alles, was der Meistersinger anzustellen gedachte. „Und nun helfe ich dir, ob du willst oder nicht."
Salaam Siin spürte in dem Wust aus ungeordneten Gedanken, Ideen und Eindrücken in Inguards Denken die Vernunft. So gut er es vermochte, stärkte er diese Strömung, er ließ Melodie und Psionik zu einem Ganzen verschmelzen, das Wirkung zeigte. Als der letzte Ton verklungen war, hatte er mehr als zwei Stunden gesungen.
Bis zum nächsten Abend wiederholte der Ophaler den Vorgang mehrmals. Wie aber sollte er verhindern, daß der Mann schon beim nächsten Eindringen in die Barriere wieder zusammenbrach? Denn im Gegensatz zu den meisten anderen hegte Salaam Siin wenig Hoffnung, daß der Flug an anderen Stellen unbehindert würde stattfinden können. Die zündende Idee brachte schließlich ein Gespräch mit Dao-Lin-H'ay.
Der Kartanin ging es bereits wesentlich besser. Von ihren Verletzungen war nichts mehr zu sehen. „Du könntest Inguard einfach in Tiefschlaf legen. Damit haben wir ja Erfahrungen in letzter Zeit."
„Eine gute Idee", antwortete er. „So mache ich es."
Bevor Inguard noch protestieren konnte, hatte ein Medorobot ihm bereits das entsprechende Medikament verabreicht.
Die folgenden Stunden wurden schlimm.
Zweimal drang die Tarkan-Flotte unter Führung der CIMARRON in die Wahnsinnszone ein, und zweimal hatten sie das schon bekannte Phänomen der Verwirrung durchzustehen. Gewöhnung an die Qual stellte er an sich selbst nicht fest.
Im Gegenteil, Salaam Siin litt von Mal zu Mal mehr.
Den vorerst letzten Durchbruchsversuch unternahmen nicht die Schiffe, sondern unbemannte Beiboote und Sonden.
Vergebens, es gab eine zweite Barriere ...
Jedenfalls schien das der Fall zu sein, weil sämtliche ausgeschickten Objekte nach kurzer Zeit explodierten. Zum Glück waren sie selbst so weit nicht gekommen.
Sonst wäre dasselbe geschehen, Salaam Siin war dessen vollkommen sicher.
Die Syntronik riß ihn aus seinen Gedanken. „Es gibt einen Anruf für dich von der CIMARRON."
„Gib mir einen Bildschirm."
Vor seinen Sehknospen entstand aus der Luft ein Hologramm. Das Gesicht gehörte Perry Rhodan. „Wir haben ein Problem, Meistersinger, bei dem du uns hoffentlich helfen kannst..."
„Worum geht es?" wollte er wissen. - „Das kann ich auf diesem Weg schlecht erklären. Wir haben keine Zeit, ich muß sonst die CIMARRON evakuieren lassen.
Du gerätst ebenfalls in Gefahr, wenn du uns hilfst."
„Darauf nehme ich keine Rücksicht", sang Salaam Siin. „Ich komme sofort."
„Dauert viel zu lange", erwiderte Rhodan hastig, „ich lasse dich holen. Eine Sekunde nur. Hier kann es jeden Augenblick knallen, wenn unser Mann die Nerven verliert."
*
Vor ihm aus der Luft entstand der Körper des Mausbibers Gucky, mit dem Salaam Siin noch nicht oft zu tun gehabt hatte. „Gib mir deine Hand, Sänger!" rief Gucky in schrillem Tonfall, den Salaam Siin als unangenehm empfand. „Oder einen von deinen langen Tentakeln, ganz egal!"
Der Meistersinger berührte ihn mit einem Greifbüschel, und seine nächste Empfindung war kurzer, reißender Schmerz im ganzen Körper. Verwirrt betrachtete er die neue Umgebung.
Sie standen im Korridor vor einer kleinen Maschinenhalle.
Ein paar Meter weiter zur Tür wartete Perry Rhodan, bei ihm waren Reginald Bull, Iruna von Bass-Teth und Lalande Mishkom. Der Ophaler erkannte alle vier Personen anhand gewisser Merkmale, die er sich eingeprägt hatte. Am anderen Ende des Korridors warteten zwei unbekannte Personen, die eine männlich, die andere weiblich. „Ah, Salaam Siin!" Perry Rhodan drehte sich um und trat, mit wenigen Schritten zu ihm. „Ich freue mich, daß du da bist."
„Wo liegt das Problem?" wollte der Sänger wissen.
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