1406 - Der neue Baphomet
geworden war, nahm ihre Nervosität zu. Sie fror innerlich, und es stellte sich so etwas wie ein Gefühl der Angst bei ihr ein.
Warum sie?
Oder etwa nicht?
Ihr kam eine andere Lösung in den Sinn. Möglicherweise wollten die unheimlichen Reiter auch nur das Templerkloster besuchen, aber ein Besuch musste nicht harmlos sein. Es konnte sich auch um einen Überfall handeln.
Sophia steckte in der Zwickmühle. Was sollte sie tun? Wie konnte sie mit dem umgehen, was sie da am Himmel entdeckt hatte?
Die Frau fand keine Lösung. Doch sie konnte sich vorstellen, dass etwas Unheimliches auf sie zukam. Diese Reiter mit ihrer Zukunft in Verbindung zu bringen, das erschien ihr plötzlich als logisch. Da war etwas in Bewegung geraten, das sich bisher versteckt gehalten hatte.
Der Sturm toste noch immer. Er hätte die Reiter eigentlich erfassen und davonschleudern müssen, aber ihre Pferde waren so stark, dass sie der Gewalt des Natur trotzten.
Und so ritten sie weiterhin. Wolkenfetzen jagten um sie herum, und als sie näher kamen, da fiel Sophia etwas auf. Die vier Reiter waren nicht nur dunkel. Von ihren Gestalten strahlte ein ungewöhnlich Licht ab. Es bestand aus zwei Farben. Zum einen aus einem grünlichen Schein und zum anderen aus einem silbrigen Streifen, wobei sich beide Farben perfekt miteinander vermischten.
Angst?
Sophia horchte in sich hinein, ob sie Angst spürte. Nein, seltsamerweise nicht. Selbst diese Gestalten jagten ihr keine Furcht ein. Sie sah sie recht neutral an, aber sie konnte sich noch immer nicht vorstellen, was diese Reiter von ihr wollten.
Sie verloren tatsächlich an Höhe. Sie schwebten der Erde entgegen, und dabei ließen sie sich auch durch den wilden Sturm nicht stören.
Und dann – es war kaum zu fassen – erreichten sie den Garten. Dort sanken sie über die Mauer hinweg und bildeten innerhalb des Klostergartens plötzlich eine Reihe.
Sophia Blanc schloss für einen Weile die Augen. Erst mal nicht hinsehen. Dafür lieber darüber nachdenken, was hier passierte.
Als sie die Augen öffnete, war das Bild geblieben.
Der fahle Schein hüllte die Körper und die Pferde der Reiter ein.
So konnte sie die vier Gestalten besser sehen, und das Erkennen der gesamten Wahrheit gab ihr einen Schock.
Auf den Pferden saßen keine normalen Menschen.
Sie schaute gegen vier schwarze Skelette!
Der Anblick traf sie wie ein Schock! Sie fing an zu zittern. Sie spürte etwas von der Macht dieser unheimlichen Gestalten, die zwar nichts sagten, trotzdem aber einen Kontakt mit ihr aufnahmen, denn sie hatte den starken Eindruck, dass sich etwas Fremdes in ihrem Kopf ausbreitete.
Was es genau war, wusste sie nicht. Es konnten Gedanken sein, die durcheinander liefen, aber das musste nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen. Möglicherweise kam es aus ihrem Innern und versuchte nun, sie zu manipulieren.
Seit ihrer Hochzeit mit Godwin de Salier war nicht viel Zeit vergangen. Sie musste sich erst in ihrer neuen Rolle einfinden und hatte genug mit sich selbst zu tun. Nun wurde sie mit etwas konfrontiert, das über ihre Kräfte ging, und da hatte sie schon ihre Probleme. Jemand war erschienen. Jemand wollte etwas von ihr, und sie würde sich dem auch stellen, aber nicht allein.
Sophia dachte an ihren Mann Godwin. Jetzt störte es sie wirklich, dass sie kein gemeinsames Schlafzimmer hatten. So war sie auf sich allein gestellt.
Sie nahm sich vor, ihren Mann zu wecken.
Nein, nicht!
Sie schrak zusammen. Zwei Worte, ein Befehl. Aber nicht von ihr abgegeben! Die Stimme war in ihrem Kopf gewesen. Sie konnte nur einem dieser Reiter gehören.
Noch immer am Fenster stehend, öffnete sie den Mund, um etwas zu sagen. Es war ihr jedoch nicht möglich, eine Antwort zu geben, denn sie wurde durch die nächste Botschaft gestört.
Komm zu uns!
Wieder schrak Sophia zusammen. Als unmöglich empfand sie die Aufforderung nicht, aber sie wusste nicht, warum sie die schützenden Mauern des Klosters hätte verlassen sollen.
Komm her!
Sie bewegte sich nicht. Ein Schweißtropfen rann kalt über ihren Rücken.
Das Herz schlug schneller als gewöhnlich, und sie merkte auch, dass ihr das Atmen schwer fiel.
Natürlich lag ihr auf der Zunge, eine Gegenfrage zu stellen. Das jedoch schaffte sie auch nicht, und so blieb ihr nichts anderes übrig, als zu nicken.
Ob die vier Reiter ihre Reaktion gesehen hatten, war ihr nicht klar.
Sie hoffte es, aber damit waren die Forderungen noch nicht in die Tat umgesetzt.
Allein sollst du
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