1406 - Der neue Baphomet
kommen!
Als hätten sie es gewusst! Als wäre schon alles so im Voraus bestimmt gewesen.
Es war schwer, sich damit abzufinden, weil sie sich manipuliert fühlte. Gleichzeitig spürt sie die Bereitschaft in sich hochsteigen, dem Befehl zu folgen.
»Ja«, flüsterte sie gegen die Scheibe, »ich werde kommen…«
***
Der Sturm, das Toben, das unheimliche Heulen, als hätte die Hölle einen Teil ihrer Dämonen entlassen – das alles hörte auch ein Mann, der nicht bei seiner frisch vermählten Frau schlief, sondern in seinen eigenen Räumen.
Godwin de Salier erlebte eine Unruhe, die er nicht mehr von sich stoßen konnte. Sie hielt ihn umklammert, sie sorgte dafür, dass er nicht mehr einschlafen konnte, allerdings wurde er auch nicht richtig wach.
So taumelte er in einem Halbschlaf dahin. Mal wach, mal schlafend. Er schwitzte, obwohl es alles andere als warm in seinem Schlafraum war, und er blieb irgendwann auf dem Rücken liegen.
Nicht unbedingt wach, aber auch nicht schlafend. In einem ungewöhnlichen Dämmerzustand blieb er liegen und versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
Es gelang ihm kaum. Er suchte nach einem Grund und konnte ihn nur auf das Wetter schieben. Es gab manchmal diese Konstellationen, die einen Menschen unruhig werden ließen. Das musste nicht unbedingt mit dem Sturm zusammenhängen, sondern mit der gesamten Großwetterlage. Da hatte sich in der Atmosphäre etwas aufgebaut, das den Menschen nicht gut tat.
Nur wollte sich Godwin nicht so leicht damit zufrieden geben. Gerade bei ihm konnte die Unruhe auch andere Ursachen halben. Er war zwar ein normaler Mensch, doch er führte nicht das Leben eines normalen Menschen, denn er gehörte zu den Templern. Und nicht nur das, er war sogar deren Anführer, ohne sich aber als Großmeister zu sehen.
De Salier war hellwach und fühlte sich trotzdem wie an sein Bett gebunden, denn einfach aufzustehen, das war nicht drin, das würde er nicht schaffen.
Der Sturm trieb die Wolken über dem Himmel und ließ Schatten über die Fensterscheibe huschen, sodass Godwin den Eindruck bekam, sein Kloster würde von tanzenden Geistern besucht.
War dieser Sturm ein Hinweis? Kündigte er andere Zeiten an?
Godwin schaute nach vom. Sein Zimmer war erfüllt von gespenstischen Wesen, die auch über die mit Büchern bestückten Regale huschten. Selbst in seinem Schlafzimmer bewahrte er seine Literatur auf.
Es lag noch nicht zu lange zurück, als ein heimtückischer Anschlag gegen das Kloster geführt worden war. Es hatte starke Zerstörungen geben, leider waren auch Tote und Verletzte zu beklagen gewesen, aber man hatte es geschafft, das Kloster wieder aufzubauen. Es war jetzt größer und prächtiger denn je zuvor. Die Menschen, die hier lebten, konnten zufrieden sein, und sie waren es auch. Auch über Geldmangel brauchten sie nicht zu klagen. Das Templergold hatte ihnen sehr geholfen, aber Godwin wusste auch, dass die Zeiten immer wechselhaft waren. Nichts blieb, wie es war. Gewisse Dinge würden sich verändern, und das traf besonders auf ihn zu.
Vor einem halben Jahr hätte er sich nicht vorstellen können, verheiratet zu sein. Jetzt war es geschehen. In einer Höhle, in die sich die echte Maria Magdalena von rund zweitausend Jahren nach ihrer Landung in Frankreich zurückgezogen hatte, war die Trauung vollzogen worden. Und das mit einer ihm fast fremden Frau. Aber er hatte sich nicht dagegen auflehnen können, weil es zu seinem Schicksal gehörte.
Sophia lebte jetzt bei ihm im Kloster. Sie war akzeptiert worden.
Äußerlich zumindest. Wie es bei seinen Brüdern im Innern tatsächlich aussah, wusste Godwin nicht. Er hatte ihnen nur die Fakten dargelegt und sie gebeten, diese zu akzeptieren.
Sophia und er hatten vereinbart, dass sie gewisse Regeln nicht brechen wollten. Deshalb lebten sie auch nicht zusammen wie ein Ehepaar und hatten auf ein gemeinsames Schlafzimmer verzichtet. Vorerst jedenfalls. Wie sich die Dinge noch entwickeln würden, stand in den Sterben, und auch Godwin und Sophia waren nur Menschen.
Wieder fauchte eine starke Sturmbö heran. Sie wütete vom Himmel herab, sie schlug wild gegen das Kloster, und von seinem Bett aus schaute der Templer hinein in ein wildes Treiben hinter dem Fenster, wo sich eine regelrechte Schauergeschichte abzeichnete.
Fahles Licht. Blitze in der Ferne. Dort musste ein Wintergewitter toben. Es war so weit entfernt, dass er den Donner nicht hörte.
Das alles hatte mit seiner inneren Unruhe nichts zu tun. Da musste es
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