1407 - Klauenfluch
ganz weggetaut war und einen Teil der Fahrbahn bedeckte.
Zum Glück lag er mehr an den Seiten, doch an schattigen Stellen schimmerte es schon glatt. Suko machte es nichts aus. Er fuhr fast bei jedem Wetter.
Ich schaute mehr zum Himmel und dabei in Richtung Süden, wo das Grau noch immer alles überwog. Die Sonne war in diesem Gebiet ein Fremdkörper.
Wir schafften es trotzdem in einer recht guten Zeit, die kleine Stadt Limoux zu erreichen. Es war der letzte Zielpunkt vor Alet-les-Bains, und jetzt konnte auch ich wieder lächeln.
»Den Rest packen wir auch noch«, erklärte Suko.
»Du sagst es.«
War der Verkehr zwischen der Autobahn und Limoux schon weniger geworden, so dünnte er jetzt sehr aus. Da waren nur noch wenige Fahrzeuge unterwegs, und die Straße bekam einen immer dichteren weißen Belag. Er sah für meinen Geschmack noch recht frisch aus, und so rechnete ich mit neuem Nachschub.
Ich sollte mich nicht geirrt haben. Die Umrisse vom Limoux waren gerade im Rückspiegel verschwunden, als wir die winzigen weißen Kristalle sahen, die der Wind vor sich her und gegen die Scheiben unseres Fahrzeugs trieb.
»Wie abgesprochen«, kommentierte ich.
»Aber nicht mit uns.«
Ich hob die Schultern. »Der Winter hat Europa im Griff. Was willst du machen? Im nächsten Jahr sieht es bestimmt ganz anders aus.«
»Was uns jetzt nichts bringt.«
»Leider.«
Zuerst hatten wir noch wenige Flocken gesehen. Zwei Kilometer später steckten wir zwar nicht in einem Schneesturm, aber doch in einer weißen Pracht, die vom Himmel fiel und dafür sorgte, dass wir nur schwerlich etwas erkannten.
»Das ist nur ein Schauer, John!«, kommentierte Suko, der in den tanzenden Flockenwirbel schaute.
»Ich nehme dich beim Wort.«
»Kannst du auch.«
Er hatte Recht. Es dauerte nicht mal lange, dann hatten wir den Schnee hinter uns, die Sicht wurde besser, und auch der Himmel über uns zeigte ein anderes Gesicht. Zwischen den mächtigen dunklen Wolken zeigte sich ein schon strahlendes Blau, das uns für das Schneegestöber entschädigen wollte.
»Es geht doch«, sagte Suko.
Ich lächelte. »Sicher. Irgendwas geht immer.«
Die Scheibe war vom Schnee befreit, ich schaute nach vorn, und mein Blick fiel hinein in eine herrliche Winterlandschaft. Der frische Schnee lag auf den Hügeln und hatte seine weiße Decke über das gesamte Land ausgebreitet. Wälder gab es hier nicht. Die Gegend war frei und übersichtlich und durch die Berg- und Talform sehr wellig.
»Ein Bild wie auf einer Postkarte!«, kommentierte ich.
»Es würde mir nur besser gefallen, wenn die Straße frei wäre.«
Das stimmte, denn auf der Bahn lag die weiße Schicht, und es war zu hören, wenn wir über sie fuhren; da war ein Knirschen, wenn sich die Reifen mit ihrem Profil hineindrückten.
Die Kurven waren manchmal nicht richtig zu sehen, weil sich an den Rändern der Straße leichte Schneeverwehungen türmten.
Ich glaubte nicht, dass uns vor Alet-les-Bains noch ein Schneeschauer erwischte. Sogar die Sonne zeigte sich, gab dem Blau einen noch strahlenderen Glanz und ließ am Himmel etwas aufblitzten, was mich für einen Moment irritierte.
Ein Vogel war das nicht.
Ich duckte mich ein wenig, um besser durch die Scheibe schauen zu können. In den folgenden Sekunden sah ich nichts, bis wieder das Blitzen erschien.
»Da ist was!«
»Wo?«, fragte Suko.
»Am Himmel.«
»Ein Flugzeug?«
»Kann ich nicht sagen. Eher nein.« Ich schaute weiter und meldete:
»Es kommt näher.«
»Kannst du es besser erkennen?«
»Ja, es ist ein Hubschrauber. Ein recht kleiner. Ein wendiges Insekt. Fliegt nicht mal so hoch, aber leider blendet mich die Sonne.«
»Soll ich anhalten?«
»Warum?«
»Dann können wir den Flieger besser beobachten.«
Wenn Suko so sprach, musste er seine Gründe haben. Offenbar war er der Ansicht, dass es die Maschine auf uns abgesehen hatte.
Ich stellte ihm eine entsprechende Frage, und er antwortete mit einem knappen Nicken.
»Okay, dann fahr erst mal langsamer.«
»Mach ich doch glatt.«
Das Knirschen veränderte sich, und jetzt fiel mir auf, dass wir uns allein auf weiter Flur befanden. Es gab kein Fahrzeug weit und breit, uns umgab nur der frisch gefallene Schnee, der wie eine gewaltige Totendecke auf dem Land lag.
Den Hubschrauber hatte ich aus den Augen verloren. Dafür rollte Suko etwas nach rechts und stoppte den BMW. Ob es der Straßenrand war, wussten wir nicht, denn der war nicht zu sehen.
Auf meiner Seite hatte ich die Scheibe
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