1407 - Klauenfluch
wie?«
Godwin ging auf die Zwischenfrage des Saladin nicht ein, sondern sprach einfach weiter. »Ein Baphomet jedenfalls wurde nicht gefunden. Weil es ihn wohl gar nicht wirklich gab. Aber er war trotzdem vorhanden, und zwar in einer anderen Form. Man hat herausgefunden, dass es sich bei dem Begriff Baphomet um eine schlichte Chiffriermethode handelte. Alte jüdische Geheimtexte mussten vor Fremden geschützt werden. Es hieß Atbash. Nimmt man sich nun dieses Wort und verbindet es mit Baphomet, so entsteht ein neuer Begriff: Sophia, das in der Übersetzung Weisheit bedeutet. Und diese Sophia steht für ein altes, geheimnisvolles Buch der besonderen Art. Für Pistis Sophia, einer Sammlung von Manuskripten aus der alten ägyptisch-koptischen Tradition. Diese Sammlung wird datiert auf die Zeit zwischen einhundert und dreihundert nach Christie.«
»Na und? Was soll ich damit?«
»Übersetzt heißt Pistis Sophia Glaube und Weisheit. Im Thomas-Evangelium wird ebenfalls darauf hingewiesen, denn dort wird eine Offenbarungsträgerin erwähnt, die alle anderen Jünger überragte. Sie hieß Maria Magdalena, die von der Kirche verurteilt, abgeschoben und letztlich als Heilige verehrt wurde. Diese Sophia, die du hier siehst, ist zugleich die Widergeburt der Maria Magdalena, vielleicht auch der neue Baphomet, und so schließt sich der Kreis – und du wirst zugeben müssen, dass sie zu Recht das Buch erhalten hat.«
Saladin hatte zugehört. Er hatte auch jedes Wort verstanden, doch er war ein Mensch, der mit der Vergangenheit nichts am Hut hatte und nur an seinen Vorteil dachte.
»Ich will von diesem Mist gar nichts wissen!«, flüsterte er scharf.
»Er interessiert mich nicht, wenn du verstehst. Ich will das Buch, und das werde ich bekommen. Du schaffst es nicht, es für dich zu behalten.«
»Man sollte die Vergangenheit nicht unterschätzen«, erklärte der Templer.
»Ach ja? Stammt dieses komische Buch dann auch aus der koptischen Zeit oder wie auch immer?«
»Das weiß ich nicht. Es hat eine Vergangenheit. Man hat es in einem Versteck unter der Kathedrale von Chartes verborgen. Wahrscheinlich wussten die Menschen damals schon von seinem Einfluss, aber ich gebe zu, dass ich mich da nicht so gut auskenne.«
»Wie schön doch alles zusammenpasst.« Saladin freute sich. »Zumindest für mich. Denn ich werde nicht nur das Buch bekommen, ich werde mich in diesem Kloster häuslich niederlassen und es übernehmen. Und ich wette, dass ihr nichts dagegen unternehmen könnt. Dass ihr auf Hilfe hofft, weiß ich, aber auch Sinclair und sein Partner sind nur Menschen und nicht kugelfest. Deshalb haben wir zu anderen Methoden gegriffen, um sie aus dem Weg zu räumen. Bald werde ich alles kontrollieren, auch die Träume der Menschen. Ihr Schlaf wird für sie zu einem Horrortrip werden, und sie werden den Traum als Realität erleben, die manche von ihnen nicht überleben werden.«
»Das Buch gehört mir!«, erklärte Sophia, die zugehört hatte und nun etwas mehr über sich selbst wusste. »Ich denke nicht daran, es abzugeben. Ich werde es nicht zum Negativen einsetzen, denn…«
»Dir gehört nichts !«, fuhr Saladin sie an. »Und wenn ich es will, nicht mal dein eigenes Leben!«
Saladin war sich verdammt sicher. Das wusste auch der Templer.
Der Hypnotiseur brauchte keinen seiner Gegner mit einer Waffe zu bedrohen, denn die Waffe war er selbst.
Aber der Templer wollte so leicht nicht aufgeben. Als Saladin ihm das Gesicht zuwandte, da senkte Godwin de Salier den Blick und stellte fest, dass der Würfel noch immer vor ihm stand.
War er eine Chance?
Wieder legte er beide Hände um diesen wundersamen Gegenstand. Er wollte ihn spüren. Er wollte seine Kraft nutzen und möglicherweise einen Widerstand aufbauen.
Aber das hässliche Lachen Saladins bewies ihm, dass er keine Chance hatte.
Er sah noch, wie Saladin von der Seite her auf ihn zuging. Der Templer wollte hochspringen und die Hand abwehren, die nach ihm griff, aber Saladin war schneller…
***
Wir sahen den Schatten über die weiße Fläche hinweghuschen, und zwei Atemzüge später tauchte der Hubschrauber an meiner Seite auf. Ich erkannte jetzt die Farbe. Eine schwarze Lackierung mit hellen Streifen an den Seiten, sodass wir an eine Biene erinnert wurden.
Er huschte an unseren Wagen vorbei. Wir sahen die große Glaskuppel, aber die Maschine war zu schnell, als dass wir hätten sehen können, wie viele Personen sich darin befanden.
Er flog zwar weiter, aber er wurde
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