Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1408 - Ein Tropfen Ewigkeit

Titel: 1408 - Ein Tropfen Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
geschlagen. Sie konnten ihren Vernichtungswaffen zwar nichts Gleichwertiges entgegenwerfen, dafür konnten sie jedoch ihren Verstand gebrauchen. Und in Vuins Rotte war fast jeder einzelne intelligenter und gebildeter als irgendeiner aus den Reihen der Günstlinge der Allermutter. Illu wußte es nur nicht. Und das war gut so. Illu wußte auch nicht, daß die wahren Herren der Welt in der Peripherie lebten und daß sie sich schon sehr bald unter Vuins Führung erheben und das Steuer an sich reißen würden.
    Dann würde kein Raubbau mehr an Energie getrieben werden, keine Verschwendung von Nahrung und anderen lebensnotwendigen Gütern.
    Das war Vuins Ziel, auf das er systematisch hinarbeitete. Und alle Freien standen hinter ihm.
    Aber im Moment hatte Vuin ein anderes Problem zu lösen. Es war, gemessen am Fortbestand der Welt, von geringerer Bedeutung - aber so nichtig, daß Vuin ihm aus dem Weg gehen wollte, war es nun auch wieder nicht. Es war sein oberstes Prinzip, sich allen Schwierigkeiten zu stellen, nichts von sich zu schieben. Auf diese Weise war er bis jetzt immer noch am besten gefahren.
    Es ging um Flüchtlinge, die bei den Freien um Asyl ansuchten.
    Ein an und für sich nicht seltener Vorfall. Die satten Bewohner der Innenwelt fanden immer wieder Gründe, unliebsame Bürger einfach als Unsichtbare abzustempeln und sie in die kalte Außenzone zu schicken, wenn sie sie nicht gleich töteten.
    Bei den drei, besser gesagt, vier Asylsuchenden verhielt es sich aber etwas anders. Zwei von ihnen waren Bewohner der Winterwelt, die zu Kindesräubern geworden waren. Die Frau, der Mann und das Kind hätten jederzeit Aufnahme in Vuins Rotte gefunden. Da brauchte man gar nicht lange darüber nachzudenken.
    Der vierte im Bunde, gleichzeitig der Initiator, war jedoch ein Regulator, zumindest behauptete er, ein solcher zu sein. Und Regulatoren waren die schlimmsten Feinde der Freien, gefürchteter noch als das Vakuum, mit dem man Tür an Tür lebte.
    Es war ein Regulator in voller Montur, der von einem Späher aufgegriffen worden war... Nein, um der Wahrheit die Ehre zu geben, war es der Regulator, der sich Vuins Späher gegriffen hatte und ihm folgende Botschaft mit auf den Weg gab: „Richte deinem Häuptling aus, daß ich mich mit drei Schützlingen seiner Rotte anschließen möchte. Wir sind schuldlos gezwungen, die geordnete Welt zu verlassen und in die Todeszone zu fliehen.
    Wir wollen nicht um unser Leben kämpfen müssen, sondern bitten um Asyl. Geht das in dein kleines Gehirn hinein? Kannst du dir die Botschaft merken?"
    Rau, der Späher, hatte es nicht gekonnt, denn er war wirklich nicht besonders klug.
    Aber Vuin hatte sich zu der Stelle begeben, an der der Regulator wartete, und hatte sich die Botschaft wiederholen lassen - aus sicherer Entfernung, versteht sich, und in Begleitung dreier gut abgerichteter Schoaks, die die Meßergebnisse der Wärme- und Geräuschsensoren des Schinders verfälschten.
    Vuin gab sich darüber hinaus nicht als Rottenführer zu erkennen, um sich, falls dies eine Falle war, nicht zusätzlicher Gefahr auszusetzen. Einen unbedeutenden Mitläufer konnten Regulatoren alle Tage erwischen, aber einen Anführer der Freien bekamen sie nicht so leicht zu fassen.
    Vuin ließ sich die Einzelheiten erzählen und erfuhr, daß die „Schützlinge" des Regulators ihr Verbrechen nur aus Liebe zu einem Kind begangen hatten. „Und du, von Mitleid übermannt, hast ihnen beigestanden?" fragte Vuin aus dem Versteck hinter den zerfransten Metallteilen, hoch über dem Kopf des Schinders. „Ich müßte lügen, wenn ich behaupten wollte, daß es mir nur um die beiden ging", sagte der Regulator unverblümt. „In erster Linie war ich um mich selbst besorgt. Ich bin in eine Intrige geraten, die mir keinen anderen Ausweg als die Flucht in die Todeszone ließ. Und schuld daran ist das Kind. Man muß wissen, daß es von besonderer Herkunft ist. Richte es deinem Rottenführer aus."
    „Du siehst dein Leben durch ein.. Kind bedroht?" fragte Vuin ungläubig. „Was mag das denn für ein besonderes Kind sein?"
    „Weitere Auskünfte gebe ich nur deinem Häuptling", sagte der Schinder. „Aber er soll mir nicht wieder irgendeinen Mitläufer schicken. Wir sind unter Zeitdruck. Wir können nicht mehr zurück und würden in unserer Verzweiflung eher um unser Leben kämpfen als zurückkehren."
    Und das war Vuins Problem: Sollte er dem Regulator glauben?
    Bevor er sich endgültig entschloß, stellte er den Schinder auf die

Weitere Kostenlose Bücher