1408 - Ein Tropfen Ewigkeit
und sagte: „Ja, schon gut. Ich bin eben aufgeregt und kann es kaum erwarten, Illus Werk zu sehen. Was meinst du, Tiff, werden die SIRA-Stationen noch immer besetzt sein?"
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir das wünschen soll", sagte Tifflor. „Terraner - oder Galaktiker überhaupt - werden wir wohl kaum antreffen. Also wird es wohl kaum eine freundliche Begrüßung werden."
„Ende der Überlichtphase in fünf Minuten", meldete der Syntron. „Tschart ist vorbereitet", sagte Dahn. „Aber gegen die geballte Feuerkraft der SIRA-Stationen können wir kaum etwas ausrichten. Ich kann nur hoffen, daß du dich irrst. Nur keinen Feuerzauber. Wieso glaubst du eigentlich, daß sie von Feinden besetzt sind?"
Tifflor hatte nichts dergleichen gesagt. „Bolder, es sind immerhin sechshundertundfünfundneunzig Jahre vergangen", sagte er seufzend. „In dieser Zeit kann sehr viel passiert sein. Warten wir einfach ab. Es sind nur noch wenige Minuten."
Aber soviel Geduld hatte Dahn nicht. „Glaubst du, daß in den Stationen noch irgendwo geheime Aufzeichnungen Illus versteckt sind?" fragte er. „Ich meine, es ist doch möglich, daß sie mit ihrer Forschungsarbeit schon viel weiter war, als sie damals, vor ihrem Verschwinden, zugegeben hat."
„Nein, diese Vermutung entbehrt jeder Grundlage", antwortete Tifflor und zählte im Geist die Sekunden bis zum Ende der Überlichtphase mit; dann würde Dahn wenigstens beschäftigt sein und seine blühende Phantasie zügeln müssen. „Wir haben nach Illus Verschwinden alle Speicher entleert und alles auf den Kopf gestellt, aber nichts gefunden. Es hat keine geheimen Forschungsergebnisse gegeben."
„Ich glaube es nicht", sagte Dahn überzeugt. „Nach allem, was ich über Illu gehört habe, war sie mit allen Wassern gewaschen. Sicher hat sie ihre Tricks gehabt, um andere nur das wissen zu lassen, was sie wollte. Ich kenne mich mit Syntrons selbst aus und weiß, wie man sie mit Daten füttern kann, ohne daß sie sie für jedermann ausspucken. Ich könnte im Hauptsyntron ein privates Tagebuch führen, ohne daß du - oder sonst jemand - es finden würde. Wetten, Tiff?"
„Noch eine Minute bis Ende der Überlichtphase", antwortete der Syntron.
Es war gleich überstanden; Tifflor schwor sich in diesem Moment, sich bei der Rückkehr nach Phönix-1 nach einem anderen Stellvertreter umzusehen. „Darf ich dich um einen Gefallen bitten, Tiff?" fragte Dahn.
Um jeden, wenn du nur endlich still bist, dachte Tifflor. Laut sagte er: „Schieß los!"
„Ich möchte eines der Enterkommandos anführen", sagte Dahn. „Du weißt, ich dränge mich nie vor. Aber gib mir ein Kommando, und ich garantiere dir, daß ich Illus geheime Aufzeichnungen finde. Ich mache für uns die Einstein-Rosen-Brücke auf."
„Ich gehe, und du hältst die Stellung auf der PERSEUS", sagte Tifflor. Gleichzeitig meldete der Syntron das Ende der Überlichtphase
5.
Vuin war mit seiner Rotte in den Trümmerflügel ausgewandert. Natürlich war es hier gefährlicher.
Denn am Weltenbruch gab es so viele schwache Stellen, daß man durch eine unbedachte Bewegung ein Loch schlagen und ins Vakuum gerissen werden konnte.
Damit bescherte man sich nicht nur selbst ein rasches Ende, sondern gefährdete darüber hinaus auch noch die ganze Rotte.
Früher, als die Welt noch Techniker besessen hatte, die etwas von Schwerkraftreglern verstanden und im Trümmerflügel noch Schwerelosigkeit herrschte, da war es an der Bruchstelle noch weit weniger gefährlich gewesen.
Aber dann hatte ein Verräter aus den eigenen Reihen Illu gemeldet, wie gut es sich die Freien in der Schwerelosigkeit gehen ließen und daß die fehlende Schwerkraft angeblich auch noch lebensverlängernd wirkte.
Daraufhin hatte Illu - gewiß eine andere als jene, die heute regierte - die Peripherie der Welt ebenfalls unter Schwerkraft gesetzt und für sich und andere Auserwählte gewisse Bereiche der Heimat in Schwerelosigkeit gehalten.
Die reinste Energieverschwendung. Man hätte nur Vuin zu fragen brauchen. Aber wer hörte schon auf einen Rechtlosen?
Vuin hoffte, mit der Rotte bald wieder in den wärmeren und ungefährlicheren Bugbereich zurückkehren zu können.
Zuletzt war es dort unsicherer als sonstwo in der Außenwelt gewesen, denn Illu hatte von ihren letzten noch nicht ausrangierten Robotern eine Treibjagd auf sie machen lassen, um sich ein für allemal ihrer zu entledigen.
Aber die Freien und ihre Schoaks hatten ihnen ein Schnippchen
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