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141 - Dämonenbilder sieht man nicht

141 - Dämonenbilder sieht man nicht

Titel: 141 - Dämonenbilder sieht man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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das brodelnde Gebilde noch vom Haus, als Schritte ertönten. Ein älterer Mann kam vom Bahnhof her den Gehsteig entlang. Eine offenbar schwere Reisetasche schleppend, stützte er sich mit der Linken auf seinen Spazierstock. Vor der Einfahrt blieb er stehen, stellte die Tasche ab und musterte das Haus von oben bis unten. Seine Lippen waren ständig in Bewegung, murmelten lautlos vor sich hin, wie einsame Menschen es mitunter zu tun pflegen. Dann bemerkte er die Masse neben dem Zaun. Kopfschüttelnd hob er den Stock und stieß zu, wußte mit dem Ding offenbar nichts anderes anzufangen, als es einer flüchtigen Prüfung zu unterziehen. Sein zweiter tastender Stich besiegelte zugleich sein Ende. Ein schlanker, biegsamer Tentakel bildete sich und schnellte in die Höhe, schlug dumpf gegen die Brust des Mannes und schlang sich mit der Geschmeidigkeit einer Schlange um dessen Hals. Gurgelnd versuchte der Angegriffene, sich des Fangarmes zu erwehren. Der Stock fiel zu Boden, als er beide Hände in dem Tentakel verkrallte. Krampfhaft nach Luft ringend, sank er in die Knie. Die Masse wölbte sich ihm entgegen, und nahm ihn in sich auf. Sein Todeskampf war kurz; noch bevor sein Körper sich zu zersetzen begann, war er bereits erstickt.
    Keine zehn Minuten nach diesem Vorfall schob der merklich größer gewordene Fladen sich weiter. Selbst die senkrechte Hauswand stellte kein Hindernis dar.
    Einem aufmerksamen Beobachter wäre die Gallerte als dunkler Fleck im unteren Drittel der hellen Fassade erschienen. Aber niemand war da, der darauf geachtet hätte.
    Der Bursche, der wenig später die verwaiste Reisetasche fand, war froh, daß er selbst unbehelligt blieb. Blitzschnell hob er das Gepäckstück auf, schob mit dem Fuß den Spazierstock unter den Zaun und hastete davon.
    Die Zellmasse hatte inzwischen den ersten Stock erreicht und zog sich weiter in die Höhe. Eines der Fenster in der darüberliegenden Etage war gekippt. Erneut bildete die Gallerte Auswüchse, die nach der Öffnung tasteten. Doch kaum berührten sie den hölzernen Rahmen, begannen sie zuckend auseinanderzufließen. Ein schmerzerfülltes Stöhnen erklang.
    Abermals versuchte das unheimliche Geschöpf, sich dem Fenster zu nähern und in das dahinterliegende Zimmer einzudringen. Es schnellte sich regelrecht vorwärts. Ein Teil der Zellmasse erreichte tatsächlich die Scheibe und saugte sich daran fest. Zugleich begann das Glas irrlichternd aufzuflammen. Verwirrende Linien und Muster, als wären sie mit Feuer geschrieben, wurden sichtbar. Glutflüssig tropfte es aufs Fensterblech und von da aus auf den Teer, in dem markstückgroße Löcher entstanden.
    Nur Sekunden währte der Spuk, dann war alle Gallerte vom Fenster verschwunden, und die magischen Zeichen auf der Innenseite der Scheibe verblaßten.
    Die Zellmasse sammelte sich oberhalb des Sturzes, glitt an der Mauer herab und begann vorsichtig zu schwingen. Ein Teil löste sich, glitt auf die Öffnung zwischen Rahmen und Flügel zu.
    Die Wirkung der Dämonenbanner war dieselbe wie zuvor. Erneut erstrahlte die Scheibe in allen Farben des Regenbogens. Rauch wirbelte davon, als die Gallerte verbrannte.
    Der Rest der Masse schien die Sinnlosigkeit jedes weiteren Versuchs, in das Zimmer zu gelangen, einzusehen. Nur mehr halb so groß wie zuvor, glitt sie an der Hauswand hinab. Sie hatte sich verfärbt, und ihre Bewegungen waren schwächer geworden.
    Unten angekommen, ballte sie sich zusammen, versuchte, menschliche Gestalt anzunehmen. Wäre jetzt jemand Hans Maibauer begegnet, hätte er ihn wohl mit mitleidigen Blicken bedacht. Der Mann zog ein Bein nach, das offensichtlich zu kurz geraten war, seine Schultern wirkten verkrüppelt und zeigten den Ansatz eines Buckels, und die gesamte linke Gesichtshälfte wurde von einem riesigen Feuermal bedeckt, das ein gespenstisches Eigenleben zu führen schien.

    Das Treppenlicht brannte nicht. Nachdem Harald Branner den Lichtschalter mehrmals vergeblich gedrückt hatte, begann er ungehalten zu fluchen.
    „Leise!" zischte Toni hinter ihm. „Du weckst sonst alle auf."
    „Ach was." Ein unterdrückter Schmerzenslaut folgte, als Harald in der Dunkelheit gegen das eiserne Geländer rannte.
    Toni hielt plötzlich ein Gasfeuerzeug in der Hand. Die Flamme verbreitete immerhin genügend Helligkeit, daß die jeweils nächsten Stufen zu erkennen waren.
    Nebeneinander torkelten beide Männer die Treppe hinauf. Gründe, um in ihrer Stammkneipe einen draufzumachen, besaßen sie wahrlich

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