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141 - Dämonenbilder sieht man nicht

141 - Dämonenbilder sieht man nicht

Titel: 141 - Dämonenbilder sieht man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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meterhohe, dicke schwarze Kerzen in eisernen Ständern.
    Carlos trat näher. Auf das Laken war mit Kohle ein Pentagramm gemalt worden. Zeichen, die er nicht zu deuten vermochte, die ihn jedoch ein wenig an die hebräische Schrift erinnerten, standen in den Schenkeln des Pentagramms und in einem Kreis, der die fünf Zacken umschloß.
    Mit der Rechten fuhr Carlos über die Zeichnung. Sie verwischte nicht, wie er angenommen hatte, aber dafür verspürte er einen jähen stechenden Schmerz, und als er die Finger hob, bluteten sie, als hätte er sich an einem Messer geritzt.
    Ein Windhauch drückte die Kerzenflamme nieder und ließ sie rußen. Carlos fröstelte plötzlich. Deutlicher spürte er das Unheimliche, das mit ihm zusammen im Zimmer war.
    Das Bild hing an der Längswand über der Couch.
    Carlos stutze.
    Irgend etwas hatte sich auch daran verändert.
    Im ersten Moment vermochte er nicht zu sagen, was, dann fiel sein Blick auf das Gesicht des nackten Mannes auf dem Opferstein. Es war ihm zugewandt, in seinen Augen spiegelten sich Furcht und Entsetzen.
    Carlos stieß einen kurzen Aufschrei aus, als er das Gesicht erkannte. Ihm war, als blicke er in einen Spiegel.
    Er zögerte plötzlich, das Bild endgültig vom Haken zu nehmen. Aber er konnte nicht zurückweichen, wie er es liebend gerne getan hätte. Seine Finger klebten unverrückbar am Rahmen.
    Die Darstellung war noch immer in Veränderung begriffen. Carlos sah sich selbst zusammenschrumpfen und schier von innen heraus vertrocknen.
    Rasend schnell pochte sein Herz gegen die Rippen. Er begann zu begreifen, daß der Reichtum, den er sich versprochen hatte, seinen Tod bedeutete. All das ging nicht mit rechten Dingen zu. Hier waren Mächte am Werk, die sein menschliches Vorstellungsvermögen weit überstiegen: dämonische Mächte.
    Er hörte Lachen hinter sich.
    „Du gehörst mir, Carlos", sagte eine Grabesstimme. „Und du darfst stolz darauf sein, mir noch im Tod zu dienen."
    Vergeblich versuchte der Antiquitätenhändler zu erkennen, wer gesprochen hatte. Selbst wenn er den Kopf wandte, sah er nichts als ein düsteres Wallen.
    „Erkennst du mich nicht, Carlos?" Das Lachen wurde spöttischer. Hohntriefend kam jedes Wort. Entgeistert mußte der Mann mit ansehen, wie sich die froschäugige Gestalt auf dem Bild zu bewegen begann. Sie winkte ihm zu und trat gleich darauf aus dem Rahmen hervor, groß und hager und furchteinflößend. Ein Gestalt gewordener Alptraum, der auf der Leinwand keine leere Stelle zurückließ.
    „Du bist einer der vielen Bausteine, die mir helfen, die Rache zu vollziehen", sagte der Dämon. „Aber dein Part ist zu Ende." Es bedurfte nur eines Fingerschnippens, um Carlos' Ebenbild innerhalb von Sekunden zerfallen zu lassen. Einzig der fleischlose Schädel blieb zurück.
    „Komm!" Die schwarzen Krallen des Dämons schlossen sich um die Arme des Antiquitätenhändlers. Das war der Moment, in dem Carlos die ganze Tragweite des Geschehens erfaßte. Ihm war, als schrecke er jäh aus einem Traum hoch. Aber sein Aufbäumen blieb vergebens.

    Die Nacht war hereingebrochen. Nach einem kurzen, heftigen Regenguß hatten sich die Wolken über der Stadt verzogen. In den Pfützen am Straßenrand und auf dem nassen Asphalt spiegelten sich Neonreklamen und Straßenlampen, und über den Dächern stieg langsam der Mond als großer, orangefarbener Ball empor.
    Nur vereinzelt hasteten Fußgänger durch die Häuserschlucht. Der Regen hatte die meisten vertrieben.
    Niemand sah die dunkle, brodelnde Masse, die sich über das schmale Rasenstück eines Vorgartens schob. Sie hinterließ eine Spur verdorrter Grashalme. Der Fladen maß ungefähr einen Quadratmeter und war wenige Zentimeter dick. Hin und wieder formten sich an seinem vorderen Ende Auswüchse, die an Stielaugen erinnerten.
    Die Latten eines Gartenzauns ließen nur wenig Platz. Wie Sand, der durch die gläserne Einschnürung eines Gehäuses hindurchrieselt, so tropfte die zähflüssige Masse langsam auf die andere Seite hinüber, wo prächtig blühende Rosen wuchsen. Schon die erste flüchtige Berührung ließ die Königinnen der Blumen dahinsiechen. Und noch ehe die Gallerte ihre vorherige Form wieder angenommen hatte, taumelten die Blütenblätter in buntem Reigen zu Boden.
    Im Schatten des Zaunes schob der Fladen sich weiter auf das nächste Haus zu, hinter dessen vielen Fenstern Licht brannte. Einige der schmucken Fensterläden waren bereits geschlossen.
    Lediglich die geteerte Hofeinfahrt trennte

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