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141 - Das trockene Meer

141 - Das trockene Meer

Titel: 141 - Das trockene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Alarik gurgelnd in die Knie und Ossips Keule landete auf seinem Schädel. Zwei amtlich aussehende Herren, kurios uniformiert, stürzten mit gezückten Schwertern durch die Tür, und Collyn Hacker, vor dessen Augen Galaxien kreisten, spürte, dass er sich rasend schnell dem hölzernen Fußboden entgegen bewegte.
    Dann gingen in seinem Schädel alle Lampen aus.
    ***
    Hacker kam schlagartig zu sich, und die abscheulichste Übelkeit seit seinem ersten Rausch machte sich zum Herrn über seinen Leib. Er hörte Laute, die sein Hirn quälten. Er sah Lichter, die seine Netzhaut verbrannten. In seinen Eingeweiden rumorte ungesehener Terror. Er hatte das Gefühl, dass mehr zu Bruch gegangen war als nur sein Schädel.
    Eine Stimme, im Gegensatz zum entsetzlichen Quietschen seiner Knochen die reinste Labsal, hauchte »Gleich geht’s besser« in sein Ohr. Dann hielt ein alter, bärtiger und kahlköpfiger Mann eine Flasche an Hackers Lippen. Eine scharfe Flüssigkeit strömte in seine Kehle. Funken sprühten in Hackers Schädel. Seine Beine fingen heftig an zu zucken. War er gegen eine Wand gelaufen? In der Ferne erspähte er – ein Auge geöffnet – das Gesicht des Gastwirts, der dem Alten mit der Flasche Münzen in die Hand drückte und ihn dann zur Tür brachte. Der Mediker – Hacker nahm an, dass es ein solcher war – verschwand. Pavla beugte sich über ihn und betastete neugierig den Translator, der an seinem Gürtel hing.
    Hacker hätte sich gern aufgerichtet, aber er war so schwach wie ein aus dem Ei geschlüpftes Emlot-Küken.
    »Es wird schon wieder«, sagte Pavla und nickte ihm aufmunternd zu. »Du hast mir das Leben gerettet, Fremder. Ich danke dir dafür.«
    »Nenn… mich… Hacker«, krächzte Hacker. »Das tun alle dort, wo ich herkomme.« Jedes seiner Worte tat ihm weh.
    Sogar seine Haarwurzeln taten weh. Dann fiel ihm ein, dass das unmöglich war, da er doch eine Glatze hatte.
    »Wo kommst du her?«, fragte Pavla.
    »Britana«, nuschelte Hacker traumverloren. Er wollte noch hinzufügen, dass eigentlich Meeraka seine Heimat war, aber ein jäher Schmerz ließ ihn verstummen.
    »Nicht aus Afra?«
    »Afra? Was soll das sein?«
    »Ist nicht wichtig.« Pavla nickte dem Wirt zu. Ossip erwiderte ihr Nicken und ging hinaus . Pavla nahm neben Hacker auf dem Bett Platz. Er nahm an, dass man ihn in ein Gästezimmer des »Krummsäbels« getragen hatte. Draußen war es dunkel. Wie lange war er besinnungslos gewesen?
    Ah, diese Pein! Hacker atmete tief ein, dann machte er einen Versuch, sich hinzusetzen. Wogen der Übelkeit durchströmten ihn. Als sein Blick auf das Funkgerät an seinem Gürtel fiel, fühlte er sich noch schlechter. Es war kaputt; er sah es auf den ersten Blick. Dann fiel ihm das Knirschen ein. Er hatte es gehört, als er auf den Bauch gefallen war. Nun hatte er keine Verbindung mehr zu Mr. Black! Was für ein Desaster!
    »Wo ist dieser Alarik?«, knirschte er. »Ich schlag ihm den Schädel ein!«
    »Die Gendarmen haben ihn mitgenommen«, erwiderte Pavla. Sie seufzte erleichtert. »Welch ein Glück, dass sie gerade durch die Gasse kamen. Sie haben das Getöse gehört und…«
    »Hoffentlich sperren sie ihn in eine feuchte Zelle und werfen den Schlüssel weg.«
    »Das halte ich für sehr gut möglich.« Die Tür ging auf.
    Ossip trug auf einem Tablett eine Suppenterrine und einen Kanten Brot herein. »Hier, du musst was essen.«
    »Deswegen bin ich eigentlich hergekommen.« Hacker schaute sich um. Ossip war ein gut aussehender Mann, und Muckis hatte er auch. Er zwinkerte Hacker zu. Auch Pavla sah hübsch aus – vorausgesetzt natürlich, man konnte mit Frauen überhaupt etwas anfangen. Was hatte der große meerakanische Kulturphilosoph W.C. Filtz im Jahrhundert vor der Großen Katastrophe noch gesagt? »Frauen sind wie die Efranten; man schaut sie sich gern an, aber haben möchte man eigentlich keine.«
    »Welch ein Zufall, dass du aus Britana kommst…« Pavla flößte Hacker mit einem Holzlöffel Suppe ein. »Erst gestern war jemand hier, der auch von dort kam. Er ist mit meiner Freundin Urla nach Süden gefahren, den Kolyma hinauf.«
    »Hieß der Mann Black?«
    »Ja, Blekk. Diesen Namen hat Urla genannt. Sie wollte eigentlich erst heute abreisen, aber…« Sie maß Hacker mit einem geheimnisvollen Blick. »Gewisse Umstände verlangten, dass sie schon früher aufbrachen.«
    »Gewisse Umstände?« Hacker wurde hellhörig. »Erzähl mir mehr.« Waren die beiden etwa in Schwierigkeiten?
    »Urla soll – nehme

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