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141 - Das trockene Meer

141 - Das trockene Meer

Titel: 141 - Das trockene Meer
Autoren: Ronald M. Hahn
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ich an – einen für unsere Gnädige profitablen Botengang erledigen«, sagte Pavla. »Am Abend vor ihrer Abreise habe ich Ygoor zu einem gewissen Wadim sagen hören, es wäre eine Kleinigkeit, sich an ihre Fersen zu heften und ihr die Beute abzujagen. Deshalb habe ich sie gewarnt, und aus diesem Grund hat sie den Dampfer einen Tag vor dem geplanten Termin auslaufen lassen.«
    »Wer ist Ygoor?«, fragte Hacker. Und er dachte: Was ist das für eine Beute?
    Pavla erzählte es ihm.
    »Dazu fällt mir was ein«, meldete sich Ossip zu Wort. Seine Stirn war gerunzelt, als dächte er an eine unerfreuliche Begegnung.
    »Ja?« Hacker war ganz Ohr.
    Am Abend vor Urlas und Blekks Abreise war Wadim, eine ortsansässige Hafenratte, herein gekommen und hatte sich nach dem Fremden erkundigt, den Urla mit in den »Krummsäbel« gebracht hatte. »Wadims Gesicht war arg lädiert. Ich dachte, Blekk hätte ihm eins aufs Maul gehauen, was Wadim wirklich verdient hätte.« Ossip deutete nach unten. »Jetzt, wo ihr über Wadim sprecht, fällt mir auf, dass er heute nicht mit seinen Spießgesellen zum Frühstück gekommen ist. Das tut er sonst immer.«
    »Und Ygoor«, sagte Pavla, »ist heute nicht zum Dienst in der Schreibstube erschienen.«
    Hacker schwang die Beine über die Bettkante und stand auf.
    Der Schmerz in seinem Kopf war weitgehend abgeflaut. In seinem Hirn wirbelten allerlei Gedanken umher: Ygoor wollte Urla irgendeine Beute abjagen. Wadim, der offenbar mit Mr. Blacks Fäusten Bekanntschaft gemacht hatte, wollte sich vermutlich rächen. Außerdem hatten beide sich heute unsichtbar gemacht. Hatten Wadim und Ygoor sich zusammengetan, um Mr. Black und Urla zu verfolgen?
    »Kennt Ygoor Wadim?«
    »O ja!« Ossip und Pavla nickten. »Sie hocken ständig zusammen und würfeln!«
    Na fein… Hacker trat ans Fenster und schaute nachdenklich in die Gasse hinaus. Wie, zum Henker, konnte er Black ohne Funkgerät warnen? Es gab nur eine Möglichkeit: Er musste hinter ihm her, und zwar sofort! Wie aber konnte er jemanden einholen, der an Bord eines Dampfers war und gewiss schon Hunderte von Kilometer zurückgelegt hatte?
    »Ich muss Black und Urla einholen«, sagte Hacker. »Kann man hier ein Reittier kaufen?«
    »Gewiss.« Ossip nickte. »Bist du schonmal auf einem Murometz geritten?«
    »Nein.« Hacker war in seinem Leben noch nie geritten. Aber er war jung, und bei jungen Leuten heilten gebrochene Knochen schnell. Außerdem verehrte er Mr. Black, der ihn in aus der Gosse geholt und ihm eine Lebensperspektive gegeben hatte. Er war in dieses waldige Land gereist, um an seiner Seite gegen die Daa’muren und ihre Vasallen zu kämpfen. Er wäre zur Not zu Fuß gegangen, um ihn und seine Begleiterin vor Meuchelmördern zu retten.
    »Dann möchte ich dir jemanden vorstellen« , sagte Ossip und bedeutete Hacker, ihm nach unten zu folgen.
    ***
    Kapitän Pofski bezeichnete sich als Aeronaut.
    Er war einen Meter fünfzig groß. Sein Gesicht erinnerte an ein Mäuslein, und aus den dunkelbraunen Augen, die unter dem Lederkäppchen hervorschauten, das seinen eiförmigen Kopf bedeckte, blitzte die Intelligenz des verkannten Genies.
    Er führte Hacker zu dem Ballon, der auf einer grünen Wiese hinter der Stadt an dicken Tauen verankert war. Vier junge, bäuerlich wirkende Burschen erwarteten sie.
    »Meine Knechte«, gab Kapitän Pofski bekannt. »Sie haben keine Ahnung, was die Zukunft für die Menschheit bereithält.«
    Er deutete auf den Weidenkorb, über dem der gigantische Ballon unter einem blaugrauen Himmel in der Luft schwebte.
    An zwei Seiten waren Propeller angebracht, die das Luftschiff lenkbar machten. »Der Mensch der Zukunft wird sich fliegend fortbewegen; er wird die ganze Erdenscheibe erforschen und sich diese großartige Welt Untertan machen.«
    Hacker schluckte. Als Computerexperte hatte er Zugriff auf die Datenbanken des Weltrats gehabt. Er wusste viel über die Geschichte der Menschheit und all ihre verlorenen technischen Errungenschaften. Allem Anschein nach gehörte Kapitän Pofski zu jenen, die danach strebten, die Zivilisation bald in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Er hatte etwas entdeckt, was den Brüdern Joseph und Etienne Montgolfier im 18.
    Jahrhundert schon aufgefallen war: Rauch hatte die merkwürdige Eigenschaft, stets nach oben zu levitieren.
    »Und man kann das Ding wirklich steuern?«
    »Mit diesen beiden Luftschrauben hier!« Kapitän Pofski deutete auf die Propeller und schwang sich in den Korb. Hacker schaute
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