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141 - Das trockene Meer

141 - Das trockene Meer

Titel: 141 - Das trockene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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sich an die Seite des Rettungsbootes, um bessere Sicht zu haben. Ygoor warf einen Blick ins Freie, hörte das Trommeln der Hufe auf dem Laufsteg und sah Urla und ihren Begleiter an Land reiten. Sie winkten der Mannschaft kurz zu und pufften ihre Stiefel in die Seiten der Tiere.
    Die Murometze röhrten und trabten flussaufwärts. Der Uferweg war schmal, da der Wald fast bis an den Fluss wuchs.
    Urla und Blekk mussten sich wegen der niedrigen Äste ducken.
    Nach fünf Minuten waren sie außer Sichtweite. Der Kapitän kehrte mit einem Mann ins Ruderhaus zurück; die beiden anderen verschwanden durch eine Tür in den Decksaufbauten.
    Wadim schlug die Plane beiseite, unter der sie zwei Tage und Nächte verbracht hatten, und reckte die Nase in die Luft.
    Seine Miene wirkte entschlossen. »Raus!« Er schwang sich aus dem Boot, zückte sein Schwert und richtete sich auf.
    »Was hast du vor?«, hauchte Ygoor. »Wollt ihr sie etwa…?«
    Er wagte nicht, das Wort auszusprechen.
    »Haben wir eine andere Wahl?« Wadim schaute sich um.
    Anatoli und Dzingis folgten ihm mit gezückten Eisen.
    Als Ygoor den Rand des Bootes packte, um sich hinab zu lassen, vernahm er einen gedämpften Ruf und dann ein Stöhnen. Als er mit schlotternden Knien an Deck stand, ließ ihn ein hölzernes Rumsen herumfahren. Zehn Meter von ihm entfernt sank ein Matrose zu Boden, der gerade an Deck gekommen war. Ein Holzeimer war seinen Händen entfallen und rollte über die Planken. Sein Hemd war voller Blut.
    Anatoli versetzte dem Sterbenden einen Tritt, dann hechtete er in den Niedergang hinein. Ygoor zweifelte nicht daran, dass er sich den anderen Matrosen vornehmen wollte, der sich dort unten aufhielt. Wadim und Dzingis eilten, die Klingen im Vorhalt, schon zum Ruderhaus.
    Ygoor schüttelte sich. War es ein Fehler gewesen, sich mit diesen Männern zu verbünden?
    ***
    Der Mann, der kurz nach der Ankunft des Viermasters
    Dotsch Solnza
    durch die Gassen der Stadt Tscherskij stromerte, zog aufgrund seiner Hautfarbe viele Blicke auf sich. Einen Schwarzen hatte man hier noch nie gesehen. Die Fischer steckten die Köpfe zusammen und tuschelten. Einige Seeleute, die weiter herumgekommen waren, hatten jedoch schon von der Insel Afra gehört, auf der schwarze Menschen lebten, und prahlten mit ihren Kenntnissen.
    Alle behielten den glatzköpfigen Burschen im Auge, der mit großen Augen am Kai entlang marschierte und den Eindruck erweckte, als suche er jemanden. Er trug wie angegossen sitzende Lederstiefel und einen prall gefüllten Rucksack. Seine blaugrünbraun gefleckte Kleidung wirkte militärisch. An seinem Gurt waren winzige Kästchen befestigt, und in seinen Ohren sah man merkwürdige Stecker, deren Sinn niemand verstand.
    Außerdem hatte der Fremde einen langen Gegenstand bei sich, der wie eine Waffe aussah. Die Hafenratten, die ihn anfangs mit begehrlichen Blicken musterten, ahnten instinktiv, dass sie mit Messern und Schwertern gegen dieses Ding keine Chance hatten, und zogen sich in ihre Löcher zurück.
    Irgendwann sprach der Fremde einen an der Kaimauer sitzenden und ein Netz flickenden Fischer an. Als man sich bei dem Fischer erkundigte, berichtete dieser, der Fremde habe in einer unbekannten Sprache zu ihm gesprochen, die er aber trotzdem verstanden hatte.
    »Und was wollte er wissen?«
    »Er hat mich nach dem ›Krummsäbel‹ gefragt.«
    Hacker hatte das Gasthaus inzwischen gefunden. Als er eintrat, flog eine Flasche haarscharf an seinem Ohr vorbei und zerschellte an der Wand, sodass er allen Grund hatte, sich zu fragen, ob Mr. Black ihn mit seiner Empfehlung hatte foppen wollen. Er brauchte keine Sekunde, um diesen Gedanken zu verwerfen, denn Mr. Black war der drögste Pragmatiker der Welt. Ulk war ihm fremd; er hätte keinen Sinn darin gesehen, einen Freund auf den Arm zu nehmen.
    Der Selbsterhaltungstrieb zwang Hacker, sich zu ducken und seine Aufmerksamkeit auf die narbigen Burschen zu richten, die sich bemühten, einander mit Stühlen, Flaschen und Messern vom Leben zum Tode zu befördern. Der Wirt, ein schlitzäugiger Glatzkopf mit einem blauschwarzen Zopf, wehrte sich mit einer Keule gegen einen knochigen Seemann, der seine Kehle umklammerte, um das Leben aus ihm herauszuquetschen.
    Hacker hob sein Lasergewehr.
    Klonk! Ein hohles Geräusch ertönte. Der Seemann verdrehte die Augen, ließ den Wirt los und fiel zu Boden. Der Wirt griff sich an den Hals und warf Hacker einen verwunderten Blick zu.
    Dann stürzte er wütend vor, um sich des

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