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141 - Das trockene Meer

141 - Das trockene Meer

Titel: 141 - Das trockene Meer
Autoren: Ronald M. Hahn
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auf dich zu warten…«
    Urlas Augen blitzten freudig. Sie drückte Black die Hand, zwinkerte ihm zu und sprengte mit ihrem Murometz in einen Hohlweg, der sich nach Osten wand.
    Black schaute hinter ihr her. Dann seufzte er und setzte sein Tier mit einem Schenkeldruck in Bewegung.
    Er ritt stundenlang. Erst als der Abend kam, fiel ihm auf, dass er die Landschaft gegen seine Gewohnheiten mit keinem Blick bedachte. Als er nach vorn schaute, fiel ihm auf, dass der Fluss hier kaum noch halb so breit war wie auf der vorherigen Strecke. Gegen Mitternacht rastete er, und als er am nächsten Morgen erwachte, hatte sich der Kolyma zu einem Bach verkleinert, der bald zu einem läppischen Rinnsal wurde, das irgendwo auf einer feuchten Wiese endete. Black ritt auf eine Hügelkette zu und fand einen Pfad, der ihn durch graubraune Felsen brachte. Er hielt ständig nach den fliegenden Rochen Ausschau, die die Augen und Ohren der Daa’muren waren, erblickte aber keine.
    Der Katersee konnte nicht mehr fern sein.
    Black, der schon einmal hier gewesen war, schauderte bei der Vorstellung, was ihn erwartete. Commander Drax hatte ihm erzählt, wie dieses Land vor der Großen Katastrophe ausgesehen hatte: Damals hatte es den See, der einen Großteil Sibiriens einnahm, noch nicht gegeben: Im Jahr 2012 war ein Brocken vom Himmel gefallen und hatte seine Existenz begründet. Die Nachfahren der Überlebenden hatten fünfhundert Jahre lang geglaubt, es sei ein gigantischer Komet gewesen, doch inzwischen wusste man, dass es sich um eine Raumarche der Daa’muren handelte.
    Der Krater reichte von Japan bis an den Ural und durchmaß zweitausend Kilometer. Seine tiefste Stelle vermutete man dort, wo die Arche, welche die Daa’muren »Wandler« nannten, aufgeschlagen war. Das Wasser des Pazifik hatte den Krater und das abgesenkte Land gefüllt. Vom alten Sibirien war nicht viel übrig geblieben.
    Als die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hatte, überquerte Black die Hügelkuppe, hielt sein Murometz an und atmete auf. Endlich! Unter ihm wogte dichter Wald. An seinem Ende, vermutete er, breitete sich das Seeufer aus. Wenn er es erreichte, war er in Feindesland. Er musste von nun an höllisch aufpassen.
    Ständig nach allen Seiten Ausschau haltend, lenkte er sein Reittier zwischen den Bäumen hindurch. Hier und da sah er fremdartiges Getier, das bei seinem Anblick das Weite suchte.
    Gelbäugige Vögel veranstalteten ein krächzendes Spektakel.
    Einmal sah Black sich einer Wisaau gegenüber, die drohend die Zähne fletschte. Ein Griff an die Strogoff ließ das Vieh Reißaus nehmen. Black zog den wenig erfreulichen Schluss, dass die örtliche Fauna schon Bekanntschaft mit den Waffen der Invasoren gemacht hatte.
    Je dünner der Wald wurde, umso mehr schmeckte die Luft nach Salz. Als die Abenddämmerung sich über die Landschaft senkte, machte Black den Silberschein eines Gewässers und in der Ferne die finsteren Umrisse einer Felseninsel aus.
    Rula? Der Wald wich hinter ihm zurück, der Boden wurde steiniger. Black lenkte das Murometz vorsichtig geradeaus und spitzte die Ohren. Noch vor ein, zwei Jahren hätte er in der Nähe des Sees mit den »Ungeheuern« rechnen müssen, von denen man in Tscherskij sprach. Heute brauchte man sich vor den Hilfsvölkern der Daa’muren nicht mehr zu fürchten: Ihr Heer war bei Moskau durch die Explosion eines Laserphasen-Reaktors vernichtet worden, und den Rest hatten die heimlichen Herrscher dieses Landes zu Nahrungsbrei für ihre Brut verarbeitet.
    Was nicht hieß, dass man sich hier so unbesorgt bewegen konnte wie am heimischen Herd: Die Daa’muren waren gefährlich. Sie waren in den Besitz wichtiger Technik und Waffen gelangt und konnten einem jederzeit in unverdächtiger Gestalt entgegentreten.
    Als der Mond aufging, hielt Black an einem strategisch günstigen Punkt zwischen einigen großen Findlingen an und schlug sein Nachtlager auf. Es war zu dunkel, um heute noch Aktionen durchzuführen.
    Eine kurze Überprüfung des Funkgeräts sagte ihm, dass die Raumstation über dem Horizont stand. Er sandte eine kurze Meldung nach London, um mitzuteilen, dass er sein Ziel erreicht hatte. Anschließend versuchte er eine Verbindung mit Mr. Hacker herzustellen, doch vergebens.
    Morgen ist auch noch ein Tag.
    Black legte sich zum Schlafen nieder. In dieser Nacht wurde er von seltsamen Träumen geplagt. Er lag auf einer Art Pritsche und stierte eine weiße Decke an. Dass Urla neben ihm lag, war seltsam genug, doch dass sie
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