141 - Nacht der Höllenkäfer

Dies war gleichzeitig eine erschreckende und faszinierende
Vorstellung.
    Professor Spencer Harris war einer der Väter
der Gen-Technik.
    Im Zusammenhang mit den unerklärlichen
Vorfällen und Ereignissen im Haus Gardener fühlte Professor Landon sich
veranlaßt, einige Dinge beim Namen zu nennen, die er unter normalen Umständen
nie ausgesprochen hätte.
    Durch die zentrale, computergesteuerte
Nachrichtenerfassung der PSA erfuhr Larry, daß Professor Harris im Auftrag des
Verteidigungsministeriums an folgender Aufgabe beteiligt war: Im Zuge der
Erforschung der Gen-Technik sollte er als Gen-Ingenieur eine Veränderung der
Erbmasse des möglichen Feindes, unter besonderer Verwendung seiner eigenen
Körperkräfte und Umstimmung zugunsten der eigenen Interessen die Grundlagen zu
einer weitestgehenden Manipulation schaffen.
    Diese Hinweise waren der Schlüssel zu dem
Geheimnis.
    Professor Landons Wissen und Pete Stevens’
»Beichte« beleuchteten den Fall auf eine Weise, die zur ungeheuerlichen Wende
führten.
    Ein überdimensionaler Virus ... mit dem
bloßen Auge sichtbar... mit der Hand fühlbar... Ein Geschöpf, bestehend aus
Eiweißmolekülen, ohne Hirn, ohne Organe, das nur einen einzigen Lebenszweck
kannte: seine Art in unzählbarer Menge zu vermehren.
    Pete Stevens war das erste Opfer! War er
wirklich das erste?
    Larry Brent überlief es siedend heiß, als er
daran dachte, was sich an diesem Nachmittag in der privaten Bucht am Strand
abgespielt hatte. Der Angriff eines Riesenvirus auf Lil Highdower!
    Der Biologiestudent war zu einem veränderten
Menschen, zu einem Monster geworden.
    Er war ein lebender Wirtskörper für die Viren,
in dem sie sich ungehindert vermehren konnten.
    Der Gedanke daran erfüllte ihn mit Grauen. In
klarer Erkenntnis der Situation, in der er sich befand, hatte Stevens die Frau,
die er liebte, gewarnt.
    Aber in dieser Minute schon, konnte Stevens
in Unwissenheit seines Menschseins - so unfaßbar und verrückt es sich anhörte -
als lebensvernichtender Virus agieren.
    Und wie die Dinge sich darstellten - schien
es in diesem Moment bereits eine zweite solche Bombe zu geben: Lil Highdower!
    Morna war auf zwei Arten aufs höchste
gefährdet. Durch Stevens, der ihr bereits ans Leben wollte . . . durch LU
Highdower, ihre engste Freundin, die auf Tuchfühlung mit ihr stand.
    X-GIRL-C aber war völlig ahnungslos
...
     
    *
     
    Larry Brent verlor nach dieser Erkenntnis
keine Sekunde mehr.
    Er nahm über den PSA-Funk Kontakt mit Morna
Ulbrandson auf.
    Er erzählte ihr, was er wußte und schloß mit
den Worten: »Ich möchte jetzt gern bei dir sein, um dich zu schützen,
Schwedengirl. Aber es geht im Augenblick leider nicht. Halt die Augen offen und
sei auf der Hut! Achte auf deine Umgebung und besonders auf deine Freundin Lil!
Wenn sich etwas in der von mir geschilderten Weise tun sollte, dann greife ein,
ehe sie aktiv werden und dich in irgendeiner Form verletzten kann. Denn selbst
das ist meiner Meinung nach unbedingt gefährlich. Ein Mensch, der zum Virus
wird, trägt den Keim der Vernichtung in sich. Alles klar, Traum meiner
schlaflosen Nächte ?«
    Morna hatte ihn nicht ein einziges Mal
unterbrochen. Erst jetzt sprach sie. »Ich hab verstanden, Sohnemann. Wir werden
schon auf uns aufpassen. Das verspreche ich dir .« Deutlicher konnte sie
    nicht werden, um Lil Highdower
, die mit ihr im gleichen Zimmer war, nicht unnötig zu erschrecken. »Im
Moment ist hier noch alles okay. Lil hat die Absicht, noch eine Runde im
Swimmingpool zu drehen. Ich werde mich ihr anschließen. So gut geht es mir
schon wieder - da kannst Du mal sehen, über welche Bärennatur ich verfüge ...«
     
    *
     
    Larry Brent setzte seinen Weg fort.
    Der Agent wollte dem Fahrer des
Kombifahrzeugs auf den Fersen bleiben.
    Leise und schnell passierte er die steile
Schlucht zwischen den beiden hochragenden Felsen.
    Als er das Ende des Weges erreicht hatte,
blickte er nach links - und dann nach rechts.
    Zerklüftete Felsen, gurgelnde, schäumende
Wellen, die sich an den aus dem Wasser ragenden Steinen brachen. Eine
wildromantische Bucht!
    Die Gegend hier kannte er doch
...
    Es war jener Felsblock, der die Bucht in zwei
Teile trennte. Hier war er heute am frühen Abend gewesen, um die Leiche zu
finden, von der Morna gesprochen hatte. Auf der anderen Seite des Felsblocks
lag der Garten der Highdowers!
    Larry Brent kam gerade noch zur rechten Zeit,
um zu sehen, wie die dunkle Gestalt durch das Wasser watete. Der Fremde befand
sich