141 - Nacht der Höllenkäfer
fragte eine dunkle Stimme.
Brenda Gardener nickte heftig und konnte im
ersten Moment nichts darauf antworten. Sie kämpfte gegen Angst und Grauen an.
Ihre Kehle war wie zugeschnürt.
Die Studentin zitterte wie Espenlaub. Der
Mann, dem sie sich anvertraute, fuhr beruhigend über ihren Kopf und sprach auf
sie ein.
»Ich hätte nie geglaubt... daß es so... sein'
könnte«, begann sie stockend. »Ich kann es jetzt noch nicht fassen ... was er
mir alles gesagt hat .«
Dann gab sie mit leiser, tränenerstickter
Stimme einen Bericht über die Einzelheiten, die Pete Stevens ihr anvertraut
hatte.
Schweigend hörte der Mann im Dunkeln zu.
Er unterbrach sie nicht ein einziges Mal.
Brenda Gardener mußte sich schließlich
setzen, weil sie fürchtete, daß die Beine ihr den Dienst versagten.
Geduldig hielt der Mann ihre beiden Hände
fest umschlossen. Seine Ruhe und Selbstsicherheit stärkten schließlich auch
sie.
»Es hat keinen Sinn, die Augen vor der
Wirklichkeit zu verschließen«, murmelte er. »Ich bin Ihnen zu allergrößtem Dank
verpflichtet, Brenda, daß Sie sich bereit erklärt haben, mich hier zu
verstecken und mich vor allem anzuhören, was ich über ihren Verlobten, Pete
Stevens, zu sagen hatte. Mein Verdacht scheint sich - leider - in allen
Einzelheiten zu bewahrheiten. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät... Er
selbst hat Ihnen bestätigt, daß er wie in Trance ein Verbrechen begangen hat,
das er normalerweise nicht begangen hätte. Noch während er mit Ihnen sprach,
hat sich bei ihm eine unheilvolle Wandlung vollzogen. Er ist wie ein Mensch,
der sich in einen reißenden Wolf verwandeln kann. Er hat sein Kommen wieder
angekündigt. Wenn er in diesem Augenblick nicht einen Moment der geistigen
Klarheit erlebt, dann müssen wir seine Drohung auf alle Fälle ernst nehmen.
Bleiben Sie hier auf Ihrem Zimmer! Das war Petes Rat, den er Ihnen als
liebender Freund gab; das ist mein Rat, der Schlimmeres verhüten will...«
Brenda Gardener nickte abgeschlagen. »Es ist
gut... Professor... Ich werde tun, was Sie sagen. Bitte erinnern Sie sich auch
an das, was wir eingangs besprachen, als wir uns trafen. Versuchen Sie auf alle
Fälle, ihn aus dieser furchtbaren Lage zu befreien !«
»Ich werde mein Möglichstes tun, Brenda«,
sagte der sympathische Mann mit belegter Stimme. Dies war seine ehrliche
Überzeugung. Aber Professor George Landon war äußerst skeptisch. Als er über
den Terrassenausgang das Anwesen der Gardeners verließ, war sein Gesicht wie
aus Stein gemeißelt.
*
Larry Brent rannte so schnell es ging, die
wenigen hundert Meter zum Sheriff-Office zurück.
Schon als er um die Ecke bog, sah er Licht
brennen. Die Fenster waren geschlossen und die Vorhänge zugezogen. Die Tür zum
Flur war angelehnt.
X-RAY-3 durchquerte den handtuchschmalen
Korridor und stand gleich vor der hölzernen Tür des Office. Er klopfte an.
»Sheriff ?« fragte er laut und klar.
Keine Antwort!
Da drückte er kurzentschlossen die Klinke
herab und trat ein. Mit einem Blick übersah er den Raum.
Sheriff Taylor saß an seinem Schreibtisch -
vornüber gebeugt. Er drehte Larry Brent den Rücken zu. Der Polizeigewaltige
wandte nicht den Kopf, als X-RAY-3 eintrat.
Mit zwei schnellen Schritten war der
PSA-Agent neben ihm. »Taylor? !« fragte Larry entsetzt.
Der Sheriff konnte nichts sagen und sich nicht rühren. Auf dem Hinterkopf
entdeckte Larry eine blutende Platzwunde. Taylor war mit einem harten
Gegenstand am Schreibtisch niedergeschlagen worden. Der unbekannte Angreifer,
der ihm offensichtlich hier im Office aufgelauert hatte, war mit Sicherheit
auch für das augenblickliche Aussehen des Büros verantwortlich zu machen. Am
Schreibtisch standen die Türen offen, und sämtliche Schubladen waren
herausgerissen. Wer immer hier etwas gesucht hatte, im Schreibtisch schien er
es entdeckt zu haben.
Taylor stöhnte, als Larry sich um ihn
kümmerte. Der Verletzte ließ seine Hand von der Tischplatte rutschen und griff
in das unterste Schreibtischfach. »Es geht schon wieder... danke, Brent... Was
ich jetzt brauch, ist ein ordentlicher Schluck Whisky ... der weckt wieder die
Lebensgeister«, murmelte Sheriff Taylor. Er schüttelte benommen den Kopf. Larry
sah sich im Office um und warf einen Blick in die Räume, die über eine
Verbindungstür zu erreichen waren.
»Was war los, Sheriff? Wie ist das alles
passiert ?« fragte Larry Brent.
»Ich habe nach meiner Ankunft sofort mein
Office auf gesucht«, berichtete Taylor noch
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